Römische Legion

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Eine römische Legion (lateinisch legio, von legere „lesen“ im Sinne von: „auslesen“, „auswählen“) war ein selbstständig operierender militärischer Großverband im Römischen Reich, der meist aus 3.000 bis 6.000 Soldaten schwerer Infanterie und einer kleinen Abteilung Legionsreiterei mit etwa 120 Mann bestand. Als Faktor für den Erfolg der römischen Legionen werden neben überlegener Ausrüstung und dem geschlossenen Einsatz in Gefechtsformationen die intensive Ausbildung und Disziplin im Gefecht, aber auch taktische Flexibilität gesehen. Sie bildete damit einen wesentlichen Faktor für die Expansion des Römischen Reiches. Für die Sicherung des Weltreiches auf drei Kontinenten waren in der Blütezeit des Reiches in der Römischen Kaiserzeit etwa 25 bis 30 Legionen ausreichend, die über Marschstraßen und mit Schiffen schnell verlegt werden konnten.

In der Frühzeit Roms war Legion die Bezeichnung für das gesamte militärische Aufgebot der Stadt, das von den beiden Konsuln ausgehoben und befehligt wurde. Mit dem Wachstum des Ager Romanus und bei besonderem Bedarf wurden zusätzliche Legionen aufgestellt. Seit der Verdopplung der Armee während der Samnitenkriege im vorletzten Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts v. Chr. gab es normalerweise vier Legionen. Die Legion der klassischen Epoche entstand im Zuge der Professionalisierung des römischen Heerwesens im Verlauf des 2. Jahrhunderts v. Chr., die in der traditionellen Geschichtsschreibung mit der so genannten Heeresreform des Marius in Verbindung gebracht wird. Mit diesen Reformen setzte sich auch die Wandlung der Legion von einer Bürgerarmee zur Berufsarmee durch. Gaius Iulius Caesar verfügte während seiner Zeit in Gallien über acht bis zwölf teils selbst ausgehobene Legionen (56 v. Chr.). In den Wirren der Bürgerkriege wuchs die Zahl der Legionen auf etwa 70, oft allerdings mit verminderter Stärke. Kaiser Augustus schuf ein stehendes Heer, dessen Legionen in den Provinzen an den Grenzen des Reiches stationiert waren. In der Kaiserzeit lag die Gesamtzahl für lange Zeit bei etwa 30 Legionen. In der Spätzeit des römischen Reiches verlor die schwere Infanterie der Legionen vor allem gegenüber der Reiterei an Bedeutung. Im Zuge der diokletianischen und konstantinischen Reformen, welche die letzte Blütezeit des klassischen römischen Heerwesens markieren, wurden die Legionen auf Gesamtstärken von oftmals unter 1.000 Mann verkleinert, ihre Zahl aber auf ungefähr das Doppelte erhöht.

Die Legionen operierten in der klassischen Zeit in der Regel zusammen mit Hilfstruppen, meist in ungefähr gleicher Zahl, die zunächst von den italischen Bundesgenossen und anderen unterworfenen Völkerschaften gestellt und später in den Provinzen rekrutiert wurden und aus Peregrinen (Provinzbewohnern) ohne römisches Bürgerrecht bestanden. Sie stellten neben zusätzlichen Infanteristen im Wesentlichen die Kontingente an Berittenen, Bogenschützen und Schleuderern. Die Hilfstruppen waren nicht Teil der Legion, wurden aber durch diese im Einsatz geführt und unterstützten sie unmittelbar mit ihren spezialisierten Fähigkeiten. Nach der Bürgerrechtsreform des Kaisers Caracalla im Jahr 212, mit der alle Provinzbewohner römischen Bürgern gleichgestellt wurden, wurde auch im Heer die Unterscheidung zwischen Legions- und Hilfstruppen zunehmend aufgehoben und verlor ihre Bedeutung.

Römische Legionen bestanden vom 6./5. Jahrhundert v. Chr. bis zum frühen 7. Jahrhundert n. Chr. In dieser langen Zeitspanne waren sie erheblichen Wandlungen in Stärke, Zusammensetzung, Ausrüstung und Einsatz unterworfen. Im Westen verschwanden sie im Verlauf des 5. Jahrhunderts, im oströmischen Reich dann endgültig im 7. Jahrhundert mit dem Übergang vom spätrömischen zum byzantinischen Heerwesen.