Heimat

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Der Begriff Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum (Territorium). Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er auf den Ort angewendet, in den ein Mensch hineingeboren wird und in dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden, die zunächst Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und Weltauffassungen prägen. Er steht auch in einer speziellen Beziehung zum Begriff der „Siedlung“; dieser bezieht sich, im Gegensatz zum Wohnplatz, in der Regel auf eine sesshafte Lebensform, d.h. auf ein dauerhaftes bzw. langfristiges Sich-Niederlassen und Wohnen an einem Ort bzw. in einer Region. Der Begriff findet aber auch in einem übertragenen, metaphorischen Sinne, etwa in der Bedeutung „geistige Heimat“, Verwendung. Der Heimatbegriff befindet sich in ständiger Diskussion.

Definitionen[Bearbeiten]

Eine einheitliche Definition existiert nicht. So ist für Hermann Bausinger Heimat eine räumlich-soziale Einheit mittlerer Reichweite, in welcher der Mensch Sicherheit und Verlässlichkeit seines Daseins erfahren kann, sowie ein Ort tieferen Vertrauens: „Heimat als Nahwelt, die verständlich und durchschaubar ist, als Rahmen, in dem sich Verhaltenserwartungen stabilisieren, in dem sinnvolles, abschätzbares Handeln möglich ist – Heimat also als Gegensatz zu Fremdheit und Entfremdung, als Bereich der Aneignung, der aktiven Durchdringung, der Verlässlichkeit“. Bei Greverus (1979) nahm der Identitätsbegriff eine besondere Stellung ein. Heimat sei „heile Welt“ und nur in der Dreiheit von Gemeinschaft, Raum und Tradition zu finden; denn nur hier werden die menschlichen Bedürfnisse nach Identität, Sicherheit und aktiver Lebensgestaltung in einem kulturell gegliederten Territorium befriedigt. Auf jeden Fall stellt Heimat, oder besser: die Auseinandersetzung mit Heimat, eines neben anderen Identifikationsfeldern dar, die Ich-Identität bilden.

In ethologischer und anthropologer Hinsicht reflektiert Heimat das Bedürfnis nach Raumorientierung sowie dem ersten „Territorium“, das für die eigene Existenz Identität, Stimulierung und Sicherheit bieten könne (Paul Leyhausen). In existenzphilosophischer Hinsicht stelle Heimat in Wechselbeziehung zum Begriff der Fremde eine räumliche und zeitbezogene Orientierung zur Selbstgewinnung des Menschen bereit (Otto Friedrich Bollnow). In soziologischer Hinsicht zählt Heimat in Komplementarität zur Fremde zu den Konstitutionsbedingungen von Gruppenidentität (Georg Simmel). In den beiden letzten Betrachtungsweisen würde dem Begriff Heimat neben der inneren auch eine eigene historische Dimension zuerkannt.

Heimat könne „neu gewonnen […] werden“, da der Heimatbegriff die Möglichkeit auf Beheimatung einschließe – also auf Aneignung einer vertrauten Lebenswelt und Ausbildung sozialer Zugehörigkeiten. Die Heimatfindung könne demnach gleichsam in beweglichen Modellen von Raumdefinitionen und persönlichen Zuordnungen erfolgen. Die Heimat als sozialer Raum eröffne sich somehr in lebens- und alltagsweltlichen Interaktionen im Rahmen von Bekanntschaften, Freundschaften und Nachbarschaften und erschließe sich in der Auseinandersetzung mit der lebensweltlich-kulturellen Umwelt – mit dem Ziel, individuelle Handlungsgewissheiten zu erlangen. So verstanden, wäre Heimat Lebensmöglichkeit und nicht Herkunftsnachweis. Heimat würde „nicht länger als Kulisse verstanden, sondern als Lebenszusammenhang, als Element aktiver Auseinandersetzung“. Heimat sei somit der Lebensort, an dem man zu Hause sei und sich zu Hause fühle, „wo ich im vollen Sinne lebe als einer, der eingewöhnt ist und nicht nur eingeboren“, und den man sich in einem schöpferischen Prozess aktiv aneignen kann. Dabei hat Heimat immer einen räumlichen Kristallisationskern. Zugrunde läge demnach ein dynamisches Konzept, dass der Mensch als Kulturwesen von Natur aus eines sozialen Raumes bedarf, der Heimat – weshalb er sie in seinem Bewusstsein und durch sein Verhalten immer wieder neu schafft.