Hochchinesisch

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Hochchinesisch oder (Modernes) Standardchinesisch (fachsprachlich: Biāozhǔn Hànyǔ) ist die Standardvarietät des Chinesischen, die Amtssprache der Volksrepublik China und der Republik China (Taiwan) sowie eine der vier Amtssprachen Singapurs.

Die Standardsprache basiert in ihrer Form auf dem Peking-Dialekt des Mandarin (Nordchinesisch). Die offizielle Definition ist: „Die Pekinger Aussprache als Standardaussprache, das Nordchinesische als Grunddialekt, die maßgeblichen modernen báihuàwén-Werke als Standardgrammatik.“

Es gibt eine zunehmende Zahl von jüngeren Chinesen und Bewohnern größerer Städte, die ausschließlich oder überwiegend die Standardsprache und keinen der chinesischen Dialekte sprechen. Dies ist zu einem großen Teil das Ergebnis von Anstrengungen der Regierungen der Volksrepublik und Taiwans, das Hochchinesische als allgemein genutzte Umgangssprache durchzusetzen. Nach einer Erhebung des Bildungsministeriums im Jahr 2014 sprechen allerdings nur 7% der Bevölkerung der VR China klares und flüssiges Hochchinesisch, 30% sind überhaupt nicht in der Lage, in dieser Sprache zu kommunizieren.

Auch die Schreibung des Chinesischen ist weitgehend normiert. Die chinesische Schriftsprache báihuàwén basiert, anders als die klassische Schriftsprache wényánwén, auf der modernen Umgangssprache. Davor hatten Texte in klassischer Schriftsprache, von der sich die gesprochene Sprache völlig entfernt hatte, das höchste Prestige in der Gesellschaft. Die Beseitigung dieser Diglossie-Situation in der chinesischen Gesellschaft, das heißt die Durchsetzung der báihuàwén als der primären Schriftsprache, erfolgte erst nach dem Sturz der Qing-Dynastie Anfang des 20. Jahrhunderts infolge gesellschaftlicher Umwälzungen in der Bewegung des vierten Mai.

Neben dem Standardchinesischen gibt es noch weitere chinesische Sprachen, die oft als Dialekte des Chinesischen benannt werden. Diese Bezeichnung spiegelt vor allem den niedrigen Status wider, der diesen Sprachen beigemessen wird, aber auch die Tatsache, dass sie (außer dem Kantonesischen) keine allgemein akzeptierte Schriftsprache haben. Linguistisch unterscheidet man mindestens sechs Sprachen bzw. Dialektgruppen des Chinesischen, die ihrerseits wiederum keineswegs einheitlich sind. Spätestens seit der Gründung der Volksrepublik China wird jedoch das Erlernen der Standardsprache als Zweitsprache propagiert und in den Schulen unterrichtet.

Bezeichnungen[Bearbeiten]

Im Chinesischen selbst gibt es bereits mehrere, in der Bedeutung verschiedene Bezeichnungen für die Standardsprache: Pǔtōnghuà ist der in der Volksrepublik China gebräuchliche Name für die Standardsprache, wie sie in den Schulen gelehrt wird und in offiziellen Texten Anwendung findet. In Taiwan wird die Bezeichnung Guóyǔ verwendet. Unter den Überseechinesen, besonders in Südostasien, ist Standardchinesisch als Huáyǔ bekannt.

Běifānghuà dagegen ist der Sammelbegriff für die Dialekte des Nordens, auf denen die Standardsprache basiert. Einzelne Dialekte der Nordregion weisen regionale Unterschiede zur Standardsprache auf, die jedoch geringer sind als bei südlichen Dialekten.

Die in der chinesischen Umgangssprache gebräuchliche Bezeichnung Hànyǔ wird oft mit „Chinesisch“ bzw. „Standardchinesisch“ synonym verwendet. Allerdings sprechen nicht alle Han-Chinesen den Standard-Dialekt als Muttersprache. Stattdessen bezeichnet Hànyǔ alle han-chinesischen Dialekte. So betonen Hakka-Sprecher, dass ihr Dialekt ebenfalls als Hànyǔ bezeichnet werden solle, da die Grammatik der Hakka-Sprache klassischen chinesischen Texten am nächsten ist.

Die Bezeichnungen Peking-Dialekt oder auch Peking-Chinesisch sind ebenfalls ungenau. Sie werden unter anderem in Taiwan als abwertender Begriff von jenen verwendet, die die Unabhängigkeit Taiwans befürworten und der Meinung sind, dass Taiwanisch die nationale Sprache Taiwans sein sollte.

Die Bezeichnung Mandarin für die chinesische Sprache ist in älteren deutschsprachigen Publikationen gebräuchlich und wird unter dem Einfluss des Englischen auch heute wieder häufiger gebraucht. Dieses Wort ist abgeleitet vom portugiesischen Wort mandarim (aus dem Malaiischen menteri und dem Sanskrit-Wort mantrin-), das „Ratgeber“, „Minister“ bedeutet. Das ist die Übersetzung des chinesischen Wortes Guānhuà, das wörtlich als „Sprache der Mandarine“ (der kaiserlichen Beamten) zu übersetzen ist. Guānhuà wird von den Chinesen heute als archaisch empfunden, aber es wird von Sprachwissenschaftlern manchmal als Terminus benutzt, der alle Dialekte und Variationen des Nordchinesischen (also nicht nur Pǔtōnghuà und Guóyǔ) einschließt.