Holozän

Aus Twilight-Line Medien

Das Holozän ist der gegenwärtige Zeitabschnitt der Erdgeschichte. In der Chronostratigraphie und der Geochronologie ist das Holozän eine Serie bzw. Epoche und wird laut Beschluss der International Commission on Stratigraphy (ICS) seit 2018 in 3 geologische Stufen unterteilt: Grönlandium, Northgrippium und Meghalayum. Es begann vor etwa 11.700 Jahren mit der Erwärmung der Erde am Ende des Pleistozäns.

Holozän und Pleistozän gehören zum Quartär, dem jüngsten System des Känozoikums. In der englischen Terminologie wird das Holozän mitunter auch als Present („Gegenwart“) bezeichnet.

Namensgebung und Begriffsgeschichte[Bearbeiten]

Die Bezeichnung Holozän stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet sinngemäß „das ganz Neue“. Der Begriff wurde 1867/1869 bzw. schon 1850 von dem französischen Zoologen Paul Gervais geprägt. Bereits 1833 hatte Charles Lyell für diesen Zeitabschnitt der Erdgeschichte den Begriff Present („Gegenwart“) geprägt. Auf dem Dritten Geologischen Kongress in London 1885 setzte sich jedoch die Bezeichnung Holocene (eingedeutscht Holozän) gegen Present durch. In der englischsprachigen Literatur ist der Begriff Present im Sinne von Holozän gelegentlich immer noch zu finden.

Eine veraltete Bezeichnung ist auch Alluvium (von lateinisch alluvio ‚Anschwemmung‘), also etwa „Zeitalter der Anschwemmungen“. Diese Bezeichnung geht auf den britischen Geologen William Buckland zurück, der 1823 die jüngste Erdgeschichte in das (vor-)sintflutliche Diluvium (entspricht etwa Pleistozän) und das nachsintflutliche Alluvium (entspricht grob dem Holozän) unterteilte.

In jüngerer Zeit setzte sich der Begriff auch gegen Begriffe wie Neo-Warmzeit oder Flandrische Warmzeit (Flandrium) durch. Der Begriff Flandrium wurde 1957 von Jean de Heinzelin und René Tavernier für marine Transgressionssedimente an der belgischen Küste geprägt. Er wurde vor allem von Autoren verwendet, die meinten, dass das Holozän nur ein Interglazial des aktuellen Eiszeitalters sei und deshalb in das Pleistozän mit einbezogen werden sollte. Wegen der besonderen Bedeutung des Holozäns für die Kulturgeschichte der Menschheit hat sich dieser Vorschlag nicht durchsetzen können und wird auch nicht weiter diskutiert. Aufgrund der kürzlich erfolgten Festlegung eines Global Stratotype Section and Point (GSSP) und der Definition des Holozäns als eigene Serie hat dieser Vorschlag nur noch wissenschaftshistorische Bedeutung.

Definition[Bearbeiten]

Zur Definition des Beginns des Holozäns gibt es zahlreiche Ansätze aus den verschiedenen Teildisziplinen der Stratigraphie. Übereinstimmend versuchen alle Ansätze, den scharfen Temperaturanstieg am Ende der letzten Kaltzeit möglichst genau zu fassen. Die International Union of Geological Sciences (IUGS) hat 2008 den Vorschlag der Subcommission on Quaternary Stratigraphy und anschließend durch die International Commission on Stratigraphy (ICS) ratifiziert, einen GSSP (engl. Global Boundary Stratotype Section and Point „globales Referenzprofil zur Festlegung der Stufengrenzen“) für den Beginn des Holozäns zu definieren.

Als GSSP Pleistozän/Holozän dient der Eisbohrkern-2 des North Greenland Ice Core Project (NGRIP; Koordinaten, 75.10° N, 42.32° W), der an der Universität Kopenhagen archiviert ist. Für die Untergrenze des Holozäns wurde die 1492,45-m-Tiefenmarke bei diesem Kern ausgewählt. In diesem Bereich des Kerns ist in einem höchstens 3 Jahre umfassenden Eis-Intervall ein Abfall des Deuteriumüberschusses von typisch glazialen Werten auf typisch interglaziale Werte messbar. Zudem steigt ab ungefähr dieser Marke – wenngleich über ein ausgedehnteres Intervall hinweg – der δ18O-Wert von typisch glazialen Werten auf typisch interglaziale Werte an. Diese Änderungen in den Isotopenwerten dokumentieren den schnellen Temperaturanstieg am Übergang der Jüngeren Dryaszeit zum Präboreal des Holozän. Das Eis an der 1492,45-m-Tiefenmarke des NGRIP2-Kerns ergab mittels einer Multiparameter-Jahresschichtzählung für die Basis des Holozäns ein Alter von 11.700 Kalenderjahren b2k (vor 2000 n. Chr.) mit einem maximalen Zählfehler von 99 Jahren. Dies dient damit als offizielle Richtmarke für den Beginn des Holozäns.

Der „Hohenheimer Jahrringkalender“ ist ein Forschungsprojekt des Institutes für Botanik der Universität Hohenheim in Stuttgart zum Aufbau einer lückenlosen Jahresringtabelle. Mit Stand 2021 reicht er bis zur letzten Eiszeit vor etwa 12.500 Jahren zurück, aktuell wird daran gearbeitet, ihn auf 14.400 Jahre zu verlängern.

Nach Warvenzählungen im Meerfelder Maar in der Eifel begann das Holozän um 11.590 Warvenjahre v.h. (d.h. bezogen auf das Jahr 1950; oder 9.640 v. Chr.). Die Warvenzählungen der Eifelmaare (oder Warvenchronologie) sind jedoch eine sogenannte „schwimmende Chronologie“, d.h., sie beruhen auf Einhängung in andere Chronologien, z. B. der Dendrochronologie und den grönlandischen Eisbohrkernen (GICC05-Chronologie). Inzwischen wurde jedoch eine hohe Übereinstimmung aller drei Chronologien erreicht, der Beginn des Holozäns differiert daher nur noch um wenige Jahrzehnte und liegt innerhalb der Fehlergrenzen. Dies kann jedoch auch auf der regional etwas unterschiedlich einsetzenden Erwärmung beruhen.