Hugenotten

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Hugenotten ist die etwa seit 1560 gebräuchliche Bezeichnung für die französischen Protestanten im vorrevolutionären Frankreich. Ihr Glaube war der Calvinismus, die aus den 1530er Jahren stammende Lehre Johannes Calvins. Seit dem Edikt von Nantes 1598 bezeichnete man die Hugenotten offiziell als Religionisten (religionnaires), ihre Konfession wurde in staatlichen Urkunden als die sogenannte reformierte Religion (Religion prétendue réformée, R.P.R.) bezeichnet. Laut Patrick Cabanel stellten die Hugenotten 1560 etwa 2 Millionen Menschen oder 12,5% der damaligen französischen Gesamtbevölkerung; andere Autoren wie Hans Hillerbrand gehen von 10% um 1572 aus, was gleichfalls 2 Millionen Menschen ergibt.

In den 1520er Jahren war der frühe Protestantismus nur im Umkreis der Intellektuellen um Margarete von Angoulême (Cénacle de Meaux, „Kreis von Meaux“) toleriert. Allgemein führte der mächtige katholische Klerus sofort starke Verfolgung ein. Die erste Hinrichtung wird auf 1523 datiert. Ab der Plakataffäre 1534 wurde die Glaubensausübung der Protestanten durch Franz I. unterdrückt. Die protestantischen Franzosen wurden in den Untergrund gedrängt, es kam zu einer ersten Fluchtwelle. Trotz Unterdrückungsmaßnahmen konnte die Reformation sich heimlich weiterentwickeln.

Es folgten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kriegerische Auseinandersetzungen, die als Hugenottenkriege (1562–1598) bekannt sind. Andererseits kam es auch von einigen Vertretern auf protestantischer Seite zu Gewalttätigkeiten und Ausschreitungen. So wurden katholische Kirchen und Klöster von aufgebrachten Anhängern des Calvinismus zerstört oder geplündert, unter anderem 1567 die Kathedrale von Soissons und 1589 das Kloster Cîteaux. Es gab auch Massaker gegen Katholiken wie z.B. die Michelade von Nîmes.

1589 bestieg der Hugenotte Heinrich von Navarra den Thron Frankreichs. Bis zu seiner Abjuration 1593 agierten die Generalstände wegen der Opposition eines Großteils der Adeligen gegen den König. Durch die Bestimmung des Parlement de Paris forderte die loi salique einen römisch-katholischen König. Infolgedessen weigerten sich viele, Heinrich als König anzuerkennen. Der letzte Anhänger der Katholischen Liga, der Herzog von Mercœur erkannte Heinrich IV. nach einer Bestechung von 4.300.000 livres an.

Nach dem Edikt von Nantes 1598 gab es etwa zwanzig Jahre Frieden. In dieser Zeit konnte Frankreich seine Vormachtstellung in Europa wiedergewinnen und zur Kolonialmacht aufsteigen.

1621 brachen als Folge des sich entwickelten französischen Absolutismus hugenottische Aufstände aus, die mit dem Gnadenedikt von Alès 1629 endeten. Ludwig XIII. entzog die politischen und militärischen Rechte, die als Unabhängigkeit der Hugenotten innerhalb Frankreichs (Etat dans l’État) angesehen wurden, aber die Religionsfreiheit blieb weiterhin garantiert. Auch 1652 bestätigte Ludwig XIV. die Klausel des Edikts von Nantes, die die Religionsfreiheit der reformierten Protestanten in Frankreich garantierte.

1661 begannen starke Verfolgungen, die unter Ludwig XIV. durch das Edikt von Fontainebleau ab 1685 einen Höhepunkt erreichten und eine Fluchtwelle von etwa einer Viertelmillion Hugenotten in die protestantischen Gebiete Europas und Übersee auslösten. Daraufhin wurde fast das ganze Königreich Frankreich von den Hugenotten geräumt. Die einzige Ausnahme bildeten die Cevennen im ostnördlichen Languedoc, die zum Schauplatz des Cevennenkriegs wurden. Die Verfolgung in Frankreich endete 1787 mit dem Edikt von Versailles. Nach dem Ende der Verfolgung und dem Inkrafttreten der französischen Verfassung von 1791 setzte sich immer mehr die Bezeichnung Protestanten durch; der Begriff „Hugenotten“ bezeichnet dagegen in der Regel calvinistische Gläubige zur Zeit ihrer Verfolgung in Frankreich.

Alle französischen Protestanten bilden im vorwiegend katholischen Frankreich heute eine Minderheit von etwa 3%. Im Jahr 2012 schlossen sich die Evangelisch-Lutherische Kirche von Frankreich und die Reformierte Kirche von Frankreich zur Vereinigten Protestantischen Kirche Frankreichs zusammen. Die Vereinigte Protestantische Kirche Frankreichs umfasst 250.000 reformierte Protestanten, was ungefähr 0,4% der französischen Gesamtbevölkerung entspricht.