Iranische Sprachen

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Die iranischen Sprachen (gelegentlich auch iranoarische Sprachen) bilden eine aus dem (rekonstruierten hypothetischen) Protoiranischen abgeleitete Unterfamilie des indoiranischen Zweigs der indogermanischen Sprachfamilie. Weltweit gab es 2008 circa 150–200 Millionen Menschen, die eine der etwa 50 iranischen Sprachen als Muttersprache sprechen, weitere 30–50 Millionen nutzen eine iranische Sprache als Zweit- oder Drittsprache.

Begriff „iranische Sprache“[Bearbeiten]

Der Name „iranische Sprachen“ ist ein 1840 von August Friedrich Pott geprägter Begriff der Sprachwissenschaft, in diesem Sinne verwenden ihn ab 1836 zuerst offenbar der Indologe [[Christian Lassen] und später der Orientalist und Iranist Friedrich Spiegel, der Eranisch als Bezeichnung bevorzugte, und bezeichnet eine Sprachgruppe, die mit den indoarischen Sprachen des indischen Subkontinents näher verwandt ist und zusammen mit diesen den indoiranischen oder arischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie bildet. Dieser Begriff ist hergeleitet von dem seit alters her tradierten Begriff neupers. Īrān aus mittelpers. Ērān. Er geht auf altpersisch ariya- (= avestisch airiia-) aus iranisch arya- („arisch“, „Arier“) zurück, was weniger einen politischen als primär einen ethnischen Inhalt hat und die Gesamtheit iranischer Sprachen und Völker und deren nicht durch politische Grenzlinien zu markierendes Verbreitungsgebiet bezeichnet. Die iranische Sprache wurde bereits in Inschriften altpersischer Zeit als arya bezeichnet.

Da das Adjektiv „iranisch“ heute primär mit dem gleichnamigen Staat „Iran“ in Verbindung gebracht wird, setzte sich Gilbert Lazard, ein Experte auf dem Gebiet der iranischen Sprachen, seit 1977 konsequent für die Verwendung der Bezeichnung „iranoarische Sprachen“ (französisch langues irano-aryennes) als analogisches Gegenstück zu „indoarisch“ ein. Dabei griff er den Begriff auf, der bereits im 19. Jahrhundert von Robert Needham Cust eingeführt wurde und auch von den Altorientalisten Max Müller und George Grierson verwendet wurde, sich aber laut Schmitt (1994) nicht durchsetzen konnte. Der Linguist Ahmad Hasan Dani nutzt dennoch den Begriff ‚Iranoarisch‘ und erklärt, dass ‚Iranisch‘ als dessen Kurzform häufiger Verwendung findet. Diese Bezeichnung verdeutliche die historische Stellung der indoiranischen Sprachen strukturell besser als die gebräuchlichere Bezeichnung iranische Sprachfamilie.

Eine ethno-linguistische Bedeutung des Begriffs ist an einigen Stellen deutlich belegt: Auf Königsinschriften bezeichnen sich Dareios I. (522–486 v. Chr.) und Xerxes I. (486–465 v. Chr.) nicht nur als „Perser“ und „Sohn eines Persers“, sondern auch als „Arier“ (altpersisch Ariya) und „arischen Ursprungs“ (Ariya čiça); die Sassanidenkönige des 3. Jahrhunderts (ab Schapur I.) ließen sich als „König der Könige von Ērān (Iran) und Anerān (Nicht-Iran)“ (mittelpers. šāhān šāh Ērān u Anērān) betiteln.

Sehr wenige Wissenschaftler verwenden heutzutage die Schreibweise „eranisch“. Obgleich dies die lauthistorisch genauere Variante darstellt, hat sich im 20. Jahrhundert in der deutschen Sprache, auch in der Fachliteratur, „iranisch“ eindeutig durchgesetzt.