Massaker von Wounded Knee

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Das Massaker von Wounded Knee (im Lakota-Dialekt: Chankpe Opi Wakpala) fand am 29.12.1890 auf dem Gebiet der heutigen Ortschaft Wounded Knee in der Pine Ridge Reservation in South Dakota statt. Dabei wurden 300 wehrlose Angehörige verschiedener Sioux-Indianerstämme von Angehörigen des 7. US-Kavallerie-Regiments ermordet. Das Massaker brach den Widerstand der indigenen Bevölkerung in den Dakotas. Es beeinflusst die Kultur und das Leben der Reservats-Indianer bis heute. Alljährlich findet eine 14-tägige Gedenkveranstaltung statt, die das Leben in den Reservaten fast lahmlegt. Der Marsch von Standing Rock nach Pine Ridge wird durch Angehörige der Stämme nachgestellt.

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Nach der Zerschlagung der Great Sioux Reservation 1889 und der nahezu vollständigen Ausrottung der Bisons durch weiße Siedler waren die Sioux-Indianer der Dakotas in einer verzweifelten Situation. Ihre Kultur drohte zu verschwinden. Aus einst stolzen Jägern waren Bittsteller geworden, die von Nahrungslieferungen des Bureau of Indian Affairs (BIA) abhängig waren. Ihre Kinder wurden oftmals in Internate weitab ihrer Heimat verschickt, wo das Sprechen ihrer Sprache verboten war. Diese Schulen wurden vielfach von christlichen Missionsstationen betrieben, die versuchten, die Indianer zu missionieren. Auch versuchte die Bundesregierung seit 1870, ihre Rituale und Tänze zu verbieten. Aus den Nomaden, die keinen privaten Landbesitz kannten, sollten sesshafte Bauern gemacht werden. Besonders der Dawes Act 1887 leitete diese Entwicklung ein.

Am 25. Juni 1876 kam es zur Schlacht am Little Bighorn, bei der das 7. US-Kavallerie-Regiment von den Sioux und ihren Verbündeten nahezu vollständig vernichtet wurde. Sie war einer der letzten großen Siege der Sioux. Nach der Schlacht verbannten tausende von zusätzlichen Soldaten die 25.000 Sioux in das Reservat. Durch den Bau von Eisenbahnen, durch den Fund von Gold in den Black Hills und durch weiße Siedler, die zur Verkleinerung des Reservatsgebietes und zur Eliminierung der Bisons führten, waren sie nicht mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen. Auch waren die Böden oft zu schlecht für den Anbau von Lebensmitteln und die Sioux hatten traditionell keinen Bezug zum Ackerbau. 125 Jahre davor waren sie aus den fruchtbaren Böden Minnesotas in die wasserarmen Steppen der Dakotas westlich des Missouri vertrieben worden, wo sie als halb sesshafte Jäger, Gärtner und Fischer gelebt und die Kultur der Prärie-Indianer angenommen hatten. Nun sollte ihre Kultur wieder radikal verändert werden. Unter ihrem spirituellen Führer Sitting Bull regte sich Widerstand.

Anfang 1890 erreichte die Geistertanzbewegung die Dakotas. Der Geistertanz war eine von vielen, letztlich erfolglosen Restaurationsbemühungen. Der Geistertanz breitete sich im April 1890 rasch über die Gebiete der ehemaligen Great Sioux Reservation aus. Besonders Pine Ridge war ein Zentrum der Bewegung, aber auch in der Standing Rock Reservation und der Cheyenne River Reservation fand sie schnell Anhänger. Sie führte zu massiven Spannungen innerhalb der Stämme. Nicht alle waren von ihr angetan. Besonders Indianer, die beim Bureau of Indian Affairs oder anderen Behörden der Vereinigten Staaten beschäftigt waren, sahen in der Bewegung eher eine Gefahr. Einige der Bewohner hatten bereits den christlichen Glauben angenommen und hatten Gebiete zur privaten Bewirtschaftung erhalten. Besonders in Cheyenne River und Standing Rock kam es zu Konflikten zwischen Anhängern des Tanzes und Bewohnern, die versuchten, sich mit den Weißen zu arrangieren und ihren zugewiesenen, privaten Grundbesitz zu verteidigen. Es ging auch um viel Geld. Senator Henry L. Dawes hatte für die 35.000& km², die abgetreten werden sollten, 1,25 Dollar pro Acre versprochen. Sitting Bull und seine Anhänger waren dagegen. Sie waren auch dagegen, Ackerbau zu betreiben, da die Böden dafür nicht geeignet waren: Verschwand das Präriegras, so konnten die Winde den ungeschützten Boden einfach wegblasen. Das Land war Weideland, stellte Sitting Bull fest, und er sollte recht behalten. Der Dust Bowl war die Konsequenz einer falschen Landwirtschaftspolitik in den Dakotas. Aber die meisten Sioux folgten ihm nicht und die Indianeragenten versuchten alles, um ihn mundtot zu machen.

Sitting Bull war eigentlich kein Anhänger des Geistertanzes. Er war Realist. Aber er unternahm auch nichts gegen die Bewegung, im Gegenteil: Er lud Prediger aus Pine Ridge ein, um seine Anhänger den Tanz zu lehren. Gegner der Abtretung von Land, der Aufteilung des Reservats in einzelne Parzellen und die Anhänger des Tanzes bildeten eine Gruppe.

Flucht der Anhänger des Geistertanzes aus Standing Rock[Bearbeiten]

Nach der Ermordung von Sitting Bull durch eigene Stammesangehörige flüchteten viele Lakota, darunter viele Geistertänzer, aus der Reservation Standing Rock. Ihr Ziel war Pine Ridge, etwa 200 Kilometer im Südwesten. Den Flüchtenden schloss sich auch Häuptling Spotted Elk (im Lakota-Dialekt Unpan Glešká), in der Geschichte meistens als Big Foot bekannt, mit Geistertanzanhängern seiner Gruppe aus der Cheyenne River Reservation an. Das Cheyenne River Reservat liegt südlich von Standing Rock. Der Häuptling war mit einem Planwagen unterwegs. Er war schwer an einer Lungenentzündung erkrankt. Die Planwagen trugen weiße Fahnen. Die Flüchtenden versuchten, die Pine Ridge Reservation im Südwesten von South Dakota, den Herd der Bewegung und das einwohnermäßig größte und stärkste Reservat im Süden von South Dakota, zu erreichen. Es wurde auch „the stronghold“ genannt. Sie versprachen sich Schutz von den Oglala-Sioux unter Häuptling Red Cloud. Dabei mussten sie Reservatsgebiete verlassen, da das Reservat 1889 in sieben kleinere Reservate aufgeteilt worden war und zwischen Cheyenne River und Pine Ridge ein Gebiet außerhalb der neuen Reservate zu durchqueren war. Die US-Armee befürchtete ein Wiederaufflammen von Kämpfen nach der Zerschlagung der Great Sioux Reservation. Sie erklärte alle Indianer, die außerhalb der Reservate angetroffen wurden, als feindselig. Das Heer verfolgte die Flüchtenden und stellte sie in den Badlands, einem unwirtlichen Ödland nördlich der Pine Ridge Reservation, also außerhalb des Reservats. Die Flüchtenden wurden mit Lebensmitteln versorgt und zum Wounded Knee gebracht, einem Nebenfluss des White River, etwa 20 Kilometer nordöstlich des Lagers der Oglala-Sioux, 8 Kilometer von den Badlands entfernt und innerhalb der Pine Ridge Reservation. Dort schlugen sie ihr Lager auf und mussten auf eine Entscheidung der Heeresführung warten, was mit ihrer Gruppe passieren sollte.