Nachkriegszeit in Deutschland

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Nachkriegszeit bezeichnet meist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Für Deutschland und Österreich war es auch eine Phase der Bewältigung der Folgen der niedergeschlagenen NS-Diktatur. Die Nachkriegszeit war geprägt vom Bemühen, staatliche Ordnung, Wirtschaft und Infrastruktur neu aufzubauen oder wiederherzustellen und die durch den Krieg entstandenen Schäden zu beheben. Diese Jahre waren für die meisten Menschen von Hunger und Knappheit an Gütern aller Art geprägt; Obdachlosigkeit, Schwarzhandel und rationierte Lebensmittel prägten den Alltag. Ab 1947 begann der Nachkriegsboom („Wirtschaftswunder“) auch in Deutschland, der ab 1948 durch den Marshallplan zusätzlich befeuert wurde.

Die Zeit vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs, heute Zwischenkriegszeit genannt, wurde damals ebenfalls Nachkriegszeit genannt. Sie wird in der Literatur und in Biographien häufig als Epochenschwelle wahrgenommen.

Kontext Europa[Bearbeiten]

In Europa war diese Zeit geprägt durch Vertreibungen, insbesondere aus den polnischen sowie zunächst besetzten, später polnisch gewordenen deutschen Ostgebieten und aus dem Balkan. Auch Deutsche aus der Tschechoslowakei waren betroffen. Der Überlebenskampf in den durch jahrelangen Bombenkrieg und Bodenkämpfe zerstörten Städten erschwerten den Alltag über das Ende des Krieges hinaus. Es herrschte große Wohnungsnot und Hunger. Millionen frühere Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Verschleppte irrten als Displaced Persons heimatlos in Europa umher. Die Demografie mehrerer Länder war wegen hoher Kriegsverluste (insbesondere von Männern im arbeitsfähigen Alter) nachhaltig geschädigt. Unzählige physisch und psychisch versehrte Überlebende kamen hinzu. Während in Europa außerhalb des Ostblocks ab den früheren 1950er Jahren („Korea-Boom“) meist ein schneller wirtschaftlicher Aufschwung (Konjunktur) begann, ging der Wiederaufbau der Sowjetunion, der DDR und der anderen Ostblockstaaten deutlich langsamer vonstatten.

Trotz zahlreicher Kriege und bewaffneter Konflikte in der ganzen Welt standen sich in Europa während des Kalten Krieges die beiden gegnerischen Machtblöcke bis zum Beginn der 1990er Jahre ohne direkte militärische Auseinandersetzungen gegenüber („Gleichgewicht des Schreckens“). Zum oft befürchteten Dritten Weltkrieg, auf den sich das geteilte und in Frontlage befindliche Deutschland auf beiden Seiten durch den Bau von Atombunkern vorbereitete, kam es nicht.

Der Abzug der alliierten Truppen aus dem wiedervereinigten Deutschland im September 1994 setzte der Nachkriegszeit einen symbolischen Schlusspunkt.