Norwegische Sprache

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Die norwegische Sprache (Eigenbezeichnung norsk, die die beiden Standardvarietäten bokmål und nynorsk umfasst, gehört zum nordgermanischen Zweig der indogermanischen Sprachen. Norwegisch wird von etwa fünf Millionen Norwegern als Muttersprache gesprochen, von denen der größte Teil in Norwegen lebt, wo es Amtssprache ist. Es ist auch Arbeits- und Verkehrssprache im Nordischen Rat. Das Norwegische wurde im Laufe der Zeit in vier Varietäten standardisiert, von denen zwei heute amtlich anerkannt sind.

Bokmål (deutsch „Buchsprache“), bis 1929 Riksmål:

Riksmål (dt. „Reichssprache“) im heutigen Sinne versteht sich als Variante des Bokmål:

  • ohne offiziellen Status
  • konservative, aus historischen Gründen noch stärker als Bokmål am Dänischen orientierte Varietät

Nynorsk (dt. „Neunorwegisch“), bis 1929 Landsmål:

  • offizielle Standardvarietät
  • basiert vor allem auf ländlichen norwegischen Dialekten.

Høgnorsk (dt. „Hochnorwegisch“):

  • ohne offiziellen Status
  • konservatives, stärker an der ursprünglichen Aasen’schen Standardisierung (Landsmål) orientiertes Nynorsk

Bokmål wird von circa 85 bis 90% der norwegischen Bevölkerung geschrieben. Es handelte sich dabei ursprünglich um eine Varietät des Dänischen, das jahrhundertelang auch in Norwegen Schriftsprache war, die aber – besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – schrittweise auf der Basis der bürgerlich-städtischen Umgangssprache norwegisiert wurde. Bokmål wird oft in moderates und radikales Bokmål unterteilt, wozu Zwischenformen treten. Moderates Bokmål ist die am weitesten verbreitete Variante von Bokmål und weitgehend mit dem modernen Riksmål identisch.

Das Riksmål ist eine ältere, heute amtlich missbilligte Varietät, die einem moderaten Bokmål ähnlich ist. Es ist der dänisch-norwegischen literarischen Tradition verpflichtet und in der Rechtschreibung etwas weniger norwegisiert. Seit den 2000er Jahren gibt es praktisch keine Unterschiede zwischen Riksmål und moderatem Bokmål mehr.

Nynorsk hingegen ist eine Synthese aus den autochthonen norwegischen Dialekten. Es wird von etwa 10 bis 15 Prozent der norwegischen Bevölkerung geschrieben. Der Name Nynorsk stammt aus der Sprachphase, zu der autochthone norwegische Dialekte seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts gehören; diese Bedeutung ist Nichtlinguisten jedoch häufig nicht bekannt.

Høgnorsk schließlich wird nur in sehr kleinen Kreisen gepflegt.

Verhältnis der skandinavischen Sprachen untereinander[Bearbeiten]

Als Untermenge der nordgermanischen Sprachen sind die drei festlandskandinavischen Sprachen eng miteinander verwandt. Normalerweise verstehen Norweger, Dänen und Schweden die Sprache der Nachbarn daher oftmals. Zu unterscheiden ist jedoch die Verwandtschaft mit Bezug auf die Schriftsprache und die Aussprache. Insbesondere die dänischen und norwegischen (in der Variante „Bokmål“) Schriftsprachen unterscheiden sich nur unerheblich, während diejenige des Schwedischen stärker von den beiden anderen abweicht. Die Aussprachen vieler norwegischer und schwedischer Dialekte ähneln sich oftmals und bilden ein grenzüberschreitendes Dialektkontinuum. Die dänische Aussprache weicht hingegen recht stark von den Aussprachen der beiden anderen Sprachen ab, was eine mündliche Kommunikation mit Sprechern des Norwegischen oder insbesondere des Schwedischen erschwert. Insgesamt nimmt das Norwegische eine gewisse „Mittelposition“ unter den drei Sprachen ein, was die Kommunikation mit beiden Nachbarsprachen erleichtert. Sprecher des Norwegischen – vor allem die Benutzer des Nynorsk – haben auch etwas bessere Voraussetzungen, Färöisch und Isländisch zu erlernen, da diese Sprachen ihren Ursprung in den Dialekten Westnorwegens haben.