Obersorbische Sprache

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Obersorbisch (obersorbisch: hornjoserbšćina) ist eine westslawische Sprache, die in der Oberlausitz, vor allem in der Gegend zwischen Bautzen (Budyšin), Kamenz (Kamjenc) und Hoyerswerda (Wojerecy), gesprochen wird. Obersorbisch ist eng verwandt mit Niedersorbisch, ferner mit Tschechisch, Slowakisch, Polnisch und Kaschubisch. Als slawische Sprache gehört Obersorbisch zu den indogermanischen Sprachen. Die Sprache gilt mit etwa 20.000–25.000 Sprechern als gefährdet.

Obersorbisch zählt zu den gemäß der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen offiziell anerkannten Minderheitensprachen in Deutschland. Im amtlichen Siedlungsgebiet in der Oberlausitz gibt es daher auf Grundlage des Sächsischen Sorbengesetzes unter anderem zweisprachige Straßen- und Ortsschilder und staatliche Schulen mit obersorbischer Unterrichtssprache bzw. Sorbisch als Fremdsprache.

Geschichte und heutiger Stand[Bearbeiten]

Eine einheitliche obersorbische Schriftsprache gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert. Zuvor bestanden eine katholische und eine evangelische Variante, die sich in Rechtschreibung, Grammatik und Vokabular teilweise unterschieden und von Geistlichen geprägt und kodiert worden waren. Dabei orientierte sich die katholische Variante in Bezug auf die Rechtschreibung eher am Tschechischen, die evangelische mehr am Deutschen. Mit der sogenannten „Sorbischen Wiedergeburt“ wurde unter Führung der Maćica Serbska aus den beiden Schriftsprachen eine einzige, nicht konfessionell gebundene. Wichtige Wegbereiter für diesen Prozess, der bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts andauerte, waren u.a. Jan Arnošt Smoler, Michał Hórnik und Handrij Zejler.

Wortakzent[Bearbeiten]

Der Hauptakzent (Betonung) liegt im Obersorbischen gewöhnlich auf der ersten Silbe, žida (ŽI-da), łastojčka (ŁAS-tojč-ka), kuzłapołna (KUZ-ła-poł-na), mit folgenden Ausnahmen:

  • Bei einigen älteren Komposita liegt die Betonung auf dem zweiten Bestandteil: lětstotk (lět-STOTK), wokomik (woko-MIK)
  • Neuere Lehnwörter auf -ěrować und -ować werden grundsätzlich vor dem -ować betont: reagować (re-A-go-wać), gratulować (gra-TU-lo-wać), kopěrować (ko-PĚ-ro-wać)
  • Fremdwörter, die über die deutsche Sprache in das Obersorbische gelangt sind, werden vor dem ersten sorbischen Bestandteil betont (Suffix oder Flexionsendung): agentura (a-gen-TU-ra), agitacija (a-gi-TA-ci-ja), ministerstwo (mi-ni-STER-stwo), procesjón (pro-ce'-SJÓN) (Nullendung im Nominativ)

In Wortgruppen (Syntagma) zieht die Präposition oft (vor einsilbigen Substantiven immer) die Betonung auf sich: ke mni (KE mni), na wšo (NA wšo), do šule (DO šule), na zahrodźe (NA zahrodźe), na polu (NA polu), do města (DO města), za tebje (ZA tebje)