Lehnwort

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Ein Lehnwort ist ein Wort, das aus einer Sprache (der Geber- oder Quellsprache) in eine andere, die Nehmersprache (Zielsprache) übernommen (entlehnt) wurde. Die Gebersprache muss dabei nicht unbedingt auch die Ursprungssprache sein, sondern kann auch eine vermittelnde Sprache (Vermittlersprache) sein (beispielsweise bei Cache).

Ein Wort kann mehrmals, zu verschiedenen Zeiten und auch aus verschiedenen vermittelnden Gebersprachen in die Nehmersprache übernommen werden sowie in dieser dann auch in verschiedenen Bedeutungen, Lautungen oder Schreibungen auftreten. Der übergeordnete Vorgang, der zur Bildung von Lehnwörtern führt, wird Entlehnung genannt. Die Entlehnung stellt einen wichtigen Faktor im Sprachwandel dar und ist Gegenstand der Bezeichnungslehre (Onomasiologie).

Die Bestimmung der Herkunft von Wörtern ist Sache der Etymologie. Mit den Motiven, Gründen und Auslösern von Entlehnungen, sowie ganz allgemein mit Bezeichnungswandel, beschäftigen sich die Onomasiologie und die Sprachwandelforschung.

Abgrenzung und Lehnwörter im weiteren Sinn[Bearbeiten]

Lehnwort und Erbwort[Bearbeiten]

Der Gegenbegriff zu Lehnwort ist Erbwort. Von einem Erbwort spricht man dann, wenn das Wort aus einer älteren oder der ältesten rekonstruierbaren Entwicklungsstufe der untersuchten Sprache stammt. Die Anwendung des Begriffs hängt allerdings vom Untersuchungszeitraum ab und setzt eine zureichende Kenntnis der Wortgeschichte voraus. So kann z.B. ein Wort wie Pfalz (Wohngebäude eines mittelalterlichen Fürsten), das sich aus dem Neuhochdeutschen über das Mittelhochdeutsche bis ins Althochdeutsche (phalanza, phalinza) zurückverfolgen lässt, gegenüber mittelhochdeutschen und neuhochdeutschen Entlehnungen aus anderen Sprachen als Erbwort erscheinen, obwohl es in voralthochdeutscher Zeit aus mittellateinisch palantia (wohl 7. Jahrhundert, aus vulgärlateinisch palātia, dem als Singular aufgefassten Plural von palātium) übernommen wurde und insofern im Deutschen nicht weniger ein Lehnwort ist als die vom gleichen lateinischen Wortstamm abstammenden, jüngeren Gallizismen Palast (12. Jh.; aus mhd. pallas, entlehnt aus altfranzösisch paleis) oder Palais (17. Jh.; entlehnt aus neufranzösisch).

Lehnwort und Fremdwort[Bearbeiten]

Von einem Lehnwort im engeren Sinn spricht man dann, wenn das übernommene Wort in seiner Flexion, Lautung und Schreibung an den Sprachgebrauch der Nehmersprache angepasst ist. Zu den Lehnwörtern im weiteren Sinn zählen auch die Fremdwörter, bei denen eine solche Anpassung nicht oder in geringerem Maße erfolgt und die fremde Herkunft des Wortes vergleichsweise deutlicher kenntlich bleibt. Der Übergang zwischen Lehnwörtern im engeren Sinn und Fremdwörtern ist fließend, eine eindeutige Abgrenzung oft nicht möglich. Ein klares Beispiel, das Dublettenpaar Moneten und Münze, wäre jeweils als Fremdwort bzw. Lehnwort im engeren Sinn zu charakterisieren, da sie beide auf das gleiche lateinische Wort (Lexem), genauer gesagt den Plural monētae und Singular monēta, zurückgehen.

Lehnprägung[Bearbeiten]

Bei einem Lehnwort im engeren Sinn und einem Fremdwort wird der fremde Wortkörper mit seiner Bedeutung oder einem Teil dieser Bedeutung übernommen. Man spricht hierbei von lexikalischer Entlehnung. Hiervon abzugrenzen, wenn auch den Lehnwörtern in einem weiteren Sinn oft zugerechnet, ist die nur semantische Entlehnung oder Lehnprägung (französisch und englisch calque), bei der mit den sprachlichen Mitteln der Nehmersprache, aber ohne Übernahme des Lautkörpers, eine Bedeutung aus der Gebersprache übernommen wird, und zwar in Form einer Lehnbedeutung oder Lehnbildung.