Reich von Ghana

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Das Reich von Ghana war eines der Reiche, die vor etwa tausend Jahren in Westafrika existierten. Der Name war in dieser Form wohl nur unter den nordafrikanischen Händlern im Umlauf, vor Ort bezeichnete man das Reich entweder als Wagadu oder als Reich des Kaya Magha (Ta'rikh al-Sudan). Das Reich wird in arabischen Quellen erstmals im 9. Jahrhundert namentlich erwähnt und als „Goldland“ bezeichnet.

Um dieses Reich vom modernen Staat Ghana zu unterscheiden, wird es in der Literatur gelegentlich auch als Gana geschrieben. Da die Schreibweise Ghana jedoch aus der gebräuchlichen Umschrift des arabischen Namens Ghāna (arab. غانه Ġāna) für das mittelalterliche Ghana entstanden ist, ist die Schreibweise Ghana international gebräuchlich.

Hypothesen zu den Reichsgründern[Bearbeiten]

Zur Gründung des Reiches von Ghana liegen nur mündliche Überlieferungen vor. In den Chroniken von Timbuktu, dem Ta'rikh al-Sudan und dem Ta'rikh al-Fattash finden sich Angaben aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Wagadu-Legende der Soninke und die Ursprungstradition der Fulbe wurden erst während der Kolonialzeit aufgenommen. Archäologische Forschungen der Nachkolonialzeit ergaben zusätzliche Anhaltspunkte zur Siedlungsgeschichte des Gebietes des Ghanareiches. Von dieser dünnen Quellenbasis ausgehend versuchen Historiker ein Szenario für die Gründung des Reiches zu entwerfen.

Migranten aus Syrien-Palästina[Bearbeiten]

In der Kolonialzeit war die von Maurice Delafosse (1870–1926) vertretene Hypothese einer Gründung Ghanas durch sogenannte „Judéo-Syriens“ besonders einflussreich. Die hochspekulative Annahme stützt sich auf mündliche Überlieferungen der Fulbe, wonach die Staatsgründer sich auf israelitische Figuren wie Yakuba (Jakob) und Suleiman (Salomon) beriefen, die in Kenana (Kanaan) und Sam (Syrien) beheimatet waren. Delafosse nimmt an, dass „Judéo-Syriens“ im Anschluss an die Machtübernahme durch Ptolemaios I. Soter in Jerusalem etwa 320 v. Chr. aus Israel in die Cyrenaika deportiert worden waren, von wo sie im 2. Jahrhundert n. Chr. nach Westafrika gewandert seien. Diese israelitisch geprägten Einwanderer hätten um 300 n. Chr. das Ghanareich gegründet und seien um 800 n. Chr. durch einheimische Soninke gestürzt worden.