Sinnfindung

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Mit Sinnfindung oder Sinngebung werden kognitiv-bewertende Prozesse bezeichnet, mit denen eine Person versucht, einen erlittenen Sinnverlust zu überwinden. Anlass eines Sinnverlusts ist in der Regel ein kritisches Lebensereignis oder ein Schicksalsschlag, der die gegenwärtigen Sinnquellen einer Person stark beeinträchtigt oder ihren Lebensentwurf behindert. Sinnfindung ist eng verknüpft mit den Bemühungen zur Bewältigung des Ereignisses (Coping). Sinnfindung beinhaltet unter anderem Umdeutungen, Vergleichsprozesse, Akzeptieren von unveränderbaren Situationen sowie Modifizieren von Zielen. Sinn meint die Bedeutung (das Woher) eines Ereignisses, das Ziel (das Wohin, vergleiche Teleologie) einer Handlung sowie das Wie einer Aktivität. Menschen im höheren Lebensalter haben das Bedürfnis nach Lebensrückblick, zu dem auch Sinnfindungsprozesse gehören. Es wurden sinnorientierte Interventionen entwickelt, beispielsweise für Patienten mit Krebserkrankung.

Definition von „Sinn“[Bearbeiten]

„Sinn“ wird Handlungen, Vorhaben und Aktivitäten, Ereignissen, Sachverhalten und Normen zugeschrieben. Sinnzuschreibung ist eine kognitiv-bewertende Funktion, die verbunden ist mit emotionalem Erleben sowie mit Verhalten und Handeln (Tausch 2008). Sinnerleben und Sinnzuschreibung haben einen dreifachen zeitlichen Bezug:

  1. Vergangenheit, das Woher oder Warum. Eine Person bewertet und erlebt den „Sinn“ einer Handlung oder eines Ereignisses aufgrund ihrer Informationen und Vorstellungen darüber, was zu diesen geführt hat (Wirkursache). Zum Beispiel: Eine Person ist gestürzt, weil sie einer anderen Person helfen wollte, weil sie auf eine defekte Stufe trat oder weil sie eine Stufe nicht bemerkte. Es geht sowohl um die Ursachen- als auch um die Verantwortungs-Attribution. Von ihrer Antwort auf die Woher-Frage hängt häufig ab, wieweit eine Person ein kritisches Ereignis akzeptieren bzw. bewältigen kann.
  2. Zukunft, das Wohin oder Wozu. Der Sinn oder Zweck einer Handlung zeigt sich in der Vorstellung des Zustandes, der mit dieser Handlung erreicht werden soll, z. B. bei einer Berufsausbildung in der Vorstellung der entsprechenden Berufstätigkeit. Handlungen, die voraussichtlich zur Erreichung eines positiven Zustandes oder zur Vermeidung eines negativen Zustandes führen, werden als sinnvoll erlebt. Extrinsischen Sinn haben Handlungen, die auf ein positives Ziel hinführen, selbst aber als wenig befriedigend erlebt werden, z.B. Teile der Berufsarbeit (funktionaler Sinnaspekt). Sinn bezieht sich auf die Zielbestimmung und die Wege der Zielerreichung (Zweckursache) – Ein eingetretenes Ereignis wird nachträglich von einer Person als sinnvoll bewertet, sie findet dessen Sinn, wenn sie in der Folge einen für sie positiven Zustand erreicht, zu dem sie ohne dieses Ereignis nicht gelangt wäre.
  3. Gegenwart, das Wie. Handlungen und Aktivitäten werden unmittelbar als sinnvoll erlebt, wenn ihre Ausführung für die Person einen aus sich positiven emotionalen Zustand darstellt (intrinsischer Sinn); sie erfüllen eine Lebensbedeutung, z.B. Teile der Berufsarbeit, Sportmachen, einer Theateraufführung beiwohnen. Im Weiteren erlebt eine Person eine Handlung als sinnvoll, wenn diese den eigenen Werten entspricht.

Zu unterscheiden sind „kosmischer“ und „irdischer“ Sinn. Kosmischer Sinn beantwortet die Frage nach dem Sinn des Lebens im Allgemeinen, für die es philosophische, ethische und theologisch-religiöse Antworten gibt. Irdischer Sinn oder Lebenssinn bezieht sich demgegenüber auf die Frage: „Welchen Sinn hat mein Leben?“ Das eigene Leben erfüllt einen Zweck, es dient übergreifenden Zielen, denen man sich verschrieben hat. Um Ziele und Vorstellungen von einem sinnvollen Leben verwirklichen zu können, benötigt eine Person persönliche, soziale und materielle Ressourcen.