Somnambulismus

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Der Somnambulismus (seltener die Somnambulie), auch Schlafwandeln oder Nachtwandeln (Noktambulismus), historisch Mondsucht (Lunatismus) genannt, ist ein Phänomen, bei dem ein Schlafender ohne aufzuwachen das Bett verlässt, umhergeht und teilweise auch Tätigkeiten verrichtet. Der Vorfall dauert meist nur ein paar Minuten. Es handelt sich um einen seltsamen Dämmerzustand. Trotz des schlafenden Zustandes nimmt die Person ihre Umgebung wahr.

Dieser Zustand kann spontan oder provoziert durch suggestive, äußere Einflussnahme auftreten. Wird der Zustand durch äußere Beeinflussung herbeigeführt spricht man von einer hypnotischen Beeinflussung. In den 1780er Jahren fand die erste dokumentierte künstliche Herbeiführung durch den Marquis de Puységeur, einem Schüler von Franz Anton Mesmer, statt. Puységurs Forschungen beeinflussten den französischen Neurologen Jean-Martin Charcot (1825–1893) und den französischen Neuropsychiater Hippolyte Bernheim (1837–1919), denen auch die von Puységur 1784 dargelegte Entsprechung von spontanem und provoziertem Somnambulismus bekannt war.

Konditionen und Auslöser[Bearbeiten]

Genetische Veranlagung und eine vorherige Periode des Schlafverlustes aufgrund emotonialer Belastungen, sind oft Konditionen die zum Schlafwandeln beitragen. Übermäßiger Koffein- oder Alkoholgenuss, die Einnahme von Schlafmitteln, Antidepressiva und Antipsychotika sowie periodische Atemstörungen, ausgelöst durch das Schlafapnoe-Syndrom kommen als auslösende Faktoren hinzu. Der Auslöser verhindert den Non-REM-Schlaf nach der Periode des Schlafverlustes. Die Handlungen des Schlafwandelnden hängen zuletzt von den Wahrnehmungen und Gefühlen vor dem Einschlafen ab.

Häufigkeit und Ursachen[Bearbeiten]

Über die Häufigkeit des Phänomens gibt es nur Schätzungen. Bei Erwachsenen geht man von 1-5% chronischen Schlafwandlern aus, bei Kinder dagegen zwischen 10-30%. Allerdings wandeln nur 3-4% der Kinder im Schlaf umher. Bis zur Pubertät verschwindet in 70-80% der Fälle die Neigung. Bei Erwachsenen tritt sie mitunter nur einmalig oder wenige Male auf.

Man nahm früher an, dass der Vollmond oder eine andere Lichtquelle das Schlafwandeln auslöst, darum wurde das Phänomen auch Mondsucht (Lunatismus) genannt. Dies konnte wissenschaftlich widerlegt werden. Eine volle Blase oder äußere Reize können das Phänomen begünstigen. Bei Kindlichem Schlafwandeln, das in der Regel mit der Pubertät verschwindet, gilt als wesentliche Ursache ein noch nicht ausgereiftes Zentralnervensystem.

Erwiesen ist eine genetische Dispositon für Schlafwandenl, denn das Phänomen tritt in bestimmten Familien gehäuft. auf. Sind beide Elternteile Schlafwandler, liegt die Wahrscheinlichekit, dass Kinder ebenfalls bestroffen sind, statistisch bei 60%. Bei 80% der befragten Schlafwandler sind nahe Angehörige ebenfalls somnambul.

Einordnung[Bearbeiten]

Somnambulismus ist eine Schlafstörung und gehört zu der Untergruppe der Parasomnien. Der aktuelle Forschungsstand geht davon aus, dass es sich beim Schlafwandeln um eine Störung des Aufwachmechanismus handel, der zu nicht bewussten psychomotorischen Aktivitäten und zum Aufstehen führt. Schlafwandeln tritt nur in Tiefschlaf-Phasen auf, nicht in den Traumphasen (REM-Schlaf). Das Phänomen hat nichts mit anfallsartigen epileptischen Dämmerattacken zu tun. Gelegentlich wurden jedoch Fälle von nächtlichen psychomotorischen Anfällen oder postparoxysmale Dämmerzustände nach Grand mal in Form somnabuler Zustände beobachtet.

Der mit dem Schlafwandelnt verbundene Bewusstseinszustand ist nicht unbedingt nur als Schlafstörung zu bewerten. Oft lösen auch ungewöhnliche Fähigkeiten der Nachtwandler Erstaunen aus. Durch den Wegfall von Ängsten und Hemmungen, die das tägliche Bewusstsein bestimmen, sind enorme Leistungen möglich.

Klassifikation:

  • Sogenannte subklinische Manifestationsformen mit lediglich entsprechenden Hinweisen im Elektroenzephalogramm (EEG), Elektrookulogramm (EOG), Elektrokardiogramm (EKG) oder Elektromyogramm (EMG).
  • Die abortive (unvollkommene) Verlaufsform des Schlafwandelns beschränkt sich auf das Bett. Oft setzen sich die Betreffenden auf, schauen sich um und sprechen meist unverständlich.
  • Die klinisch voll ausgeprägte, aber nicht folgenschwere Form des Schlafwandelns zeigt das übliche Beschwerdebild, einschließlich möglicher Verletzungsfolgen für den Betroffenen selber.
  • Die seltene aggressive Verlaufsform des Schlafwandelns hingegen kann unvorhersehbare Ausmaße annehmen. Schlafwandler können gegenüber Personen, die ihnen helfen wollen oder auch nur ahnungslos im Wege stehen, gewalttätig werden.

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