Sukzession (Biologie)

Aus Twilight-Line Medien

Unter Sukzession (lat. succedere „nachrücken“, „nachfolgen“) versteht man die natürliche Rückkehr der für einen Standort typischen Pflanzen-, Tier- und Pilzgesellschaften (Biozönose), die sich nach einer Störung aufgrund der vorherrschenden Umweltfaktoren (vor allem Klima und Bodenart) dort wieder einstellt. Diese sukzessive Entwicklung führt von einem mehr oder minder gestörten oder veränderten Ausgangsstadium (zum Beispiel durch Sturmschäden, Lawinen, Vulkanausbrüche usw. oder diverse vom Menschen verursachte Veränderungen der Natur wie etwa Rodung oder Übernutzung) im Extremfall vom vegetationsfreien Boden (Initialstadium) über verschiedene Zwischenstadien zu einem (über eine längere Zeit) stabilen Endstadium (Klimaxgesellschaft), sofern keine erneuten Störungen auftreten.

In der Umgangssprache werden Flächen, die früher genutzt und seither über einen längeren Zeitraum sich selbst überlassen wurden, als Sukzessionsflächen bezeichnet. Sukzession wird dann häufig mit Verbuschung gleichgesetzt.

Die natürliche Sukzession lässt sich mit dem Heilungsprozess eines Lebewesens vergleichen.

Ablauf[Bearbeiten]

Sukzession kann in allen Ökosystemen stattfinden. Ausgangspunkt sind neu entstandene (z.B. freigelegte Felsoberflächen, frische Sanddünen), gestörte (z.B. Wälder nach Waldbrand oder Sturmschaden) oder genutzte (z.B. Wiesen, Heiden) Lebensräume. Aber auch in natürlichen Lebensräumen kann Sukzession stattfinden, wenn sich die Lebensbedingungen ändern (z.B. Klimawandel). Folgt die Lebensgemeinschaft wie in diesem Fall passiv sich graduell ändernden abiotischen Umweltbedingungen, spricht man auch von allogener (exogener) Sukzession.

Die Lebensgemeinschaft selbst stellt dabei aber oft eine wesentliche Ursache bzw. einen Antrieb für den weiteren Verlauf der Sukzession dar. Etablierte Lebensgemeinschaften können die Standortfaktoren selbst verändern, z. B. durch Bodenbildung (Pedogenese) oder beim Verlanden eines Sees durch abgestorbene Pflanzenstreu der Röhrichtarten. Neu hinzukommende Arten können weiteren Arten die Besiedlung erleichtern, oder sie können sie (durch Konkurrenz) verdrängen. Eine solche Sukzession, die durch die Einwirkung der Organismen einer Lebensgemeinschaft selbst vorangetrieben wird, wird autogene (endogene) Sukzession genannt.

Es gibt drei mögliche Schlüsselprozesse bei einer Sukzession

  • Förderung: Vorgänger fördern Nachfolger, indem sie den Lebensraum und Standort zu deren Gunsten verändern, z.B. indem Pflanzen mit hohem Nährstoffbedarf erst durch die Akkumulation von Nährstoffen durch Pflanzenstreu anderer Arten im Boden gedeihen können. Arten späterer Sukzessionsstadien sind dann auf Pionierarten als Erstbesiedler angewiesen.
  • Toleranz: Arten können sich ansiedeln, ohne von vorher dort wachsenden Arten zu profitieren. Dies kommt z.B. vor, wenn später aufkommende Arten ein niedrigeres Niveau von essentiellen Ressourcen tolerieren können als Erstbesiedler. Sie können dann in einen Lebensraum eindringen, obwohl dieser durch Individuen der Erstbesiedler bereits besetzt ist. Letztlich führt dies zur Verdrängung der Erstbesiedler.
  • Hemmung: Spätere Arten können sich nur trotz der Frühbesiedler etablieren. Solange diese vital sind, hindern sie die Folgearten an der Etablierung.

Wesentlicher Faktor ist oft Konkurrenz: konkurrenzschwache Pioniere (r-Strategen) werden so durch konkurrenzstarke Nachfolger (K-Strategen) ersetzt.

Das Verständnis über die Sukzession lässt sich z.B. in Landschaftsplanung und Naturschutz anwenden, wenn es darum geht, den gestörten Naturhaushalt – als Lebensgrundlage für den Menschen – wiederherzustellen und langfristig zu sichern.

Die Annahme eines (einzigen) Ökologischen Gleichgewichts, auf das sich Ökosysteme nach Störungen durch Sukzession hinentwickeln würden, wurde in der Ökologie durch empirische Studien in Frage gestellt und ist neueren Modellen dynamischer und multipler Gleichgewichte gewichen.