Tourismus

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Der Tourismus (Touristik, Fremdenverkehr) ist die temporäre Ortsveränderung durch Reisen von Personen in Destinationen, die sich außerhalb ihres üblichen Wohn- oder Arbeitsorts befinden. Die reisenden Personen werden Touristen genannt.

Etymologie und Abgrenzung[Bearbeiten]

Das Lehnwort Tourismus stammt aus „kreisförmige Bewegung, Spaziergang, Ausflug, Reise“ (frz. le tour), zum Verb für „drehen, umdrehen, wenden“ (frz. tourner), das wiederum aus „runden“ (lat. tornare) entlehnt ist. Mit „runden, wenden“ ist die einer Reise immanente Rückkehr gemeint. Zunächst tauchte das Wort „Tourist“ auf, erstmals um 1800 im Englischen, 1816 im Französischen und um 1830 im Deutschen. Der Begriff „Tourismus“ erschien in Deutschland erstmals häufiger nach dem Zweiten Weltkrieg und ersetzte zunehmend den Begriff „Fremdenverkehr“. Die französischen Wörter tourisme und touriste wurden als offizielle Bezeichnungen erstmals vom Völkerbund verwendet, um Reisende zu beschreiben, die mehr als 24 Stunden im Ausland verbringen. Der Völkerbund hatte Französisch als Verkehrssprache.

Merkmale[Bearbeiten]

Der Tourismus umfasst heute nicht nur grenzüberschreitende Reisen, sondern auch den Binnentourismus. Touristische Reisen dienen sowohl der Erholung und Entspannung (Erholungsurlaub) als auch der Bildung (Bildungsurlaub, Kulturtourismus) und Wellness. Darüber hinaus werden auch Dienst- und Geschäftsreisen von der Reisebranche als Tourismus angesehen, deren Zweck weitgehend zur Arbeitszeit zu zählen ist. Deshalb findet Tourismus nicht nur in der Freizeit (Urlaub) der Touristen statt. Auch die „United Nations Conference on International Travel and Tourism“ fasste 1963 für statistische Zwecke „Geschäft“ und „Konferenz“ zum Tourismus. Bedingung war ein mindestens 24 Stunden dauernder Aufenthalt in der Destination, unterhalb von 24 Stunden hießen die Reisen „Ausflug“. Beiden gemeinsam ist, dass die temporäre Reise mit einer Rückfahrt in das Herkunftsland enden muss. Die Vorgängerin der Eurostat (SAEG) setzte 1991 voraus, dass Tourismus eine vorübergehende Ortsveränderung außerhalb des gewöhnlichen Aufenthaltsortes zur Folge hat und dieser Aufenthalt nicht entlohnt wird.

Den Begriff Fremdenverkehr definierten 1942 die Schweizer Walter Hunziker und Kurt Krapf als die „Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt Ortsfremder ergeben, sofern daraus keine dauernde Niederlassung entsteht und damit keine Erwerbstätigkeit verbunden ist“. Das Wort selbst dürfte auf Louise Otto-Peters zurückgehen, die in Recht der Frauen auf Erwerb (1866) den starken Fremdenverkehr in Dresden erwähnte. Der Wortbestandteil „fremd“ ist heute eher negativ konnotiert, weswegen überwiegend von Tourismus gesprochen wird, auch wenn er noch in Fremdenverkehrsamt, Fremdenverkehrsbeitrag, Fremdenverkehrsgemeinde und anderen Zusammensetzungen vorkommt.

Allgemeines[Bearbeiten]

Zum Tourismus zählen mehrere Wirtschaftszweige, wie z. B. Personentransportunternehmen, Reisebüros, Hotellerie und Gastgewerbe oder Freizeitwirtschaft. Tourismus wird in verschiedene Kategorien untergeordnet, z. B. mit welchem Transportmittel man reist oder um welche Art von Reisen es sich handelt (Safari, Erholungsurlaub etc.).

Als wirtschaftliche Grundlage des Tourismus gelten im Wesentlichen die Kulturgüter und die Natur des Reiseortes. Aber selbst die gegenwärtige oder ehemalige Staatsform eines Landes können für den Tourismus entscheidend sein. So bringt zum Beispiel die Faszination der britischen Königsfamilie jedes Jahr Millionen von Touristen nach Großbritannien und damit der Volkswirtschaft jährlich rund 600 Millionen Euro. In Zentraleuropa ist die Familie Habsburg zu nennen. Nach Einschätzung dürfte die Marke Habsburg allein für Wien für Tourismus-Umsätze von 60 Mio. Euro im Jahr sorgen.

Die Branche zählt weltweit zu den größten Wirtschaftszweigen. 2004 wurden nach Angaben der Welttourismusorganisation in diesem Bereich Erlöse von etwa 623 Milliarden US-Dollar erzielt. Mit weltweit rund 100 Millionen Beschäftigten gilt der Tourismus als einer der bedeutendsten Arbeitgeber. Grenzüberschreitende Reisen machen 25 bis 30% des Welthandels in diesem Dienstleistungsbereich aus. Auswertungen und Trends zum Thema liefert die Tourismusstatistik. Etwa 8% der globalen Treibhausgasemissionen entfallen auf den globalen Tourismus.

Tourismus kann folgendermaßen definiert werden: Die in einem bestimmten Ort oder Gebiet durch den Zustrom von Zugereisten oder wenigstens nicht dort Ansässigen (Freizeitreisenden, Geschäftsreisenden, Verwandten- und Bekanntenbesuchern, Eigentümern bzw. Mietern von Wochenendhäusern und Zweitwohnungen) entstehende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderung und die daraus dort und anderswo resultierende Industrie oder Tätigkeit. Aus beruflichen Gründen täglich in einen anderen Ort fahrende Unternehmer oder Arbeitskräfte (Pendler) werden hier nicht erfasst.

"Touristen sind Personen, die zu Orten außerhalb ihres gewöhnlichen Umfeldes reisen und sich dort für nicht mehr als ein Jahr aufhalten aus Freizeit- oder geschäftlichen Motiven, die nicht mit der Ausübung einer bezahlten Aktivität am besuchten Ort verbunden sind. - Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO)"

Das Bildungswesen bleibt bei diesen Definitionen weitgehend ausgeklammert. Befindet sich ein Student, der aus seinem Wohnort für zehn Monate in ein Studentenheim einer Universitätsstadt zieht, dort aus „geschäftlichen Motiven“? Wird diese Frage bejaht, so lassen seine 300 Nächtigungen in diesem Heim ohne Weiteres in die Tourismusergebnisse der Universitätsstadt aufnehmen. In der praktischen Anwendung der Definitionen bestehen in Europa unterschiedliche Vorgangsweisen, soweit eine amtliche Tourismusstatistik überhaupt geführt wird.

Für einen erweiterten Begriff von Tourismus- und Freizeitwirtschaft wird der nicht-touristische Freizeitkonsum der Ortsansässigen am Wohnort hinzugerechnet. Dieses volkswirtschaftliche Konzept erfordert nicht mehr, gleiches Verhalten (etwa Kinobesuch, Baden, Schifahren) in der Skalierung der jeweiligen Ortsansässigkeit (einer Stadt, einer Region, eines Staates) getrennt zu betrachten und mehrfach zu erheben. Damit zerfällt Tourismus- und Freizeitwirtschaftliche Rechnung in drei Bilanzen, Incoming (in eine Region Einreisende, von außen eingebrachte Dienstleistungen), Outgoing und Binnentourismus (Freizeit und Tourismuswirtschaft der Bewohner der Region). So lassen sich soziologisch-geographisch etwa typische Tourismusregionen (hohe Wertschöpfung, hoher Incoming Tourismus) oder „lebendige“ Regionen (hoher Binnenanteil) feststellen.