Uruk-Zeit

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Die Uruk-Zeit ist eine prähistorische Epoche in Mesopotamien. Je nach Periodisierung umfasst sie den Zeitraum von circa 3.900/3700 bis 3.100/2900 vor Chr. und folgt somit auf die Obed-Zeit. Sie ist nach der Uruk-Kultur benannt. Damit wurde ursprünglich eine Keramik-Assemblage bezeichnet, die zunächst in Südmesopotamien verbreitet war. Ihre Einflüsse lassen sich jedoch auch in anderen Regionen des Vorderen Orients nachweisen. Deshalb wird der Begriff der Uruk-Zeit auch auf Syrien, Südostanatolien und den westlichen Iran angewendet. Namensgeber für diese archäologische Kultur war der Fundort Uruk/Warka im südlichen Irak. Er übertraf in seinen Ausmaßen alle anderen Fundorte dieser Epoche und wurde daher als dominantes Zentrum verstanden.

Das Wissen zur Uruk-Zeit befindet sich seit Anfang der 1980er Jahre permanent im Fluss. Hierzu haben die politischen Verhältnisse im Nahen Osten erheblich beigetragen. Die Vorderasiatische Archäologie konzentrierte ihre Forschungen zunächst auf das Kerngebiet der Uruk-Kultur im heutigen Irak. Ab dem Ersten Golfkrieg war sie gezwungen, auf andere Regionen auszuweichen. Vor allem Syrien rückte so in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Inzwischen ist wegen verbesserter Forschungsmethoden von dort viel mehr über die Uruk-Zeit bekannt als aus ihrer namensgebenden Kernregion. Allerdings beendete der syrische Bürgerkrieg ab 2011 auch hier die Grabungsaktivität.

Das besondere wissenschaftliche Interesse an der Uruk-Zeit speist sich aus ihrer Bedeutung als Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit. Nach derzeitigem Kenntnisstand entstanden in ihr erstmals urbane und staatliche Gesellschaften. Deren Basis bildete eine arbeitsteilige Wirtschaft, die auf Massenproduktion ausgerichtet war. Gleichzeitig wurden viele wegweisende Technologien geschaffen; hierzu gehört auch die Erfindung der Schrift. Auch die engen Verbindungen Südmesopotamiens mit seinen Nachbarregionen bilden einen Forschungsschwerpunkt. Ihre Natur, ihr Zustandekommen und ihre Folgen werden unter dem Begriff der Uruk-Expansion zum Teil heftig debattiert.

Chronologie[Bearbeiten]

Die Chronologie der Uruk-Zeit ist umstritten. Einigkeit besteht zwar dahingehend, dass sie weite Teile des vierten vorchristlichen Jahrtausends umfasst. Einvernehmen konnte jedoch weder hinsichtlich ihres Anfangs noch ihres Endes oder ihrer Unterteilung erreicht werden. Es ist bisher aber auch nicht gelungen, eine relative Chronologie der verschiedenen Fundorte der Uruk-Zeit herzustellen.

Dafür ist mitverantwortlich, dass eine in den 1930er Jahren entwickelte, jedoch veraltete Stratigraphie bis heute als Referenzsystem dient. Sie beruht auf der Schichtenabfolge des Eanna-Bezirks von Uruk. Die dortigen Schichten XIX bis XIII (4000 – 3700 v. Chr.) gehören noch zur späten Obed-Zeit. Erst danach, in den Schichten XIV und XII, ist der Übergang zur Uruk-Zeit über ihr charakteristisches Keramik-Inventar nachvollziehbar. Die Schichten XII bis IX werden der frühen, die Schichten VIII bis VI der mittleren Uruk-Zeit zugeordnet. Über sie ist nur wenig bekannt, so dass ihre Grenzen und ihre Unterteilung sehr umstritten sind. In der Mitte des vierten vorchristlichen Jahrtausends wird der Beginn der späten Uruk-Zeit angesetzt. Sie ist deutlich besser untersucht. Ihr sind die Schichten VI bis IV des Eanna-Bezirks zugehörig, deren Ende zwischen 3200 und 3100 vor Christus liegt. In dieser Zeit vollzogen sich die meisten zivilisatorischen Entwicklungen. Insbesondere in Schicht IV ist die Urbanisierung Uruks sowie das Aufkommen einer Verwaltung im archäologischen Befund dokumentiert. Mit Schicht III oder der Dschemdet-Nasr-Zeit (3100 bis 2900 v. Chr.) endet die Uruk-Zeit. Die zwei Bezeichnungen deuten an, dass sie von manchen Forschern noch der End-Uruk-Zeit zugerechnet, von anderen als selbständiger Abschnitt in der Geschichte behandelt wird.

Auch für die übrigen Regionen des Vorderen Orients existieren entsprechende Periodisierungssysteme. Diese orientieren sich an den dortigen Fundorten. Die Uruk-Zeit erfassen sie oft nur zum Teil. In Susa ist beispielsweise die Zuordnung der Schichten XXVII bis XXII zur späten Obed-Zeit gesichert. Bis zu den Schichten XVIII und XVII, die der späten Uruk-Zeit zuzuordnen sind, ist die Chronologie jedoch unklar. Detailliertere und durchgehende Stratigraphien existieren jedoch vom Tell Brak in Nordsyrien sowie von Tappa Gaura im Nordirak. Sie lassen sich jedoch nur zum Teil mit der Schichtenfolge des Eanna-Bezirks in Beziehung setzen.

Die Archäologin Bleibtreu unterscheidet eine frühe und mittlere Uruk-Zeit (3500–3100 v. Chr.) von der späteren Uruk- und Dschemdet-Nasr-Zeit (3100–2900 v. Chr.)

Bei einer Konferenz in Santa Fe wurde 2001 versucht, ein neues chronologisches Gerüst zu erarbeiten. Es basiert vor allem auf Ausgrabungsergebnissen aus den Nachbarregionen Südmesopotamiens. Die Nomenklatur beruht hier auf der Zuordnung der Uruk-Zeit zum späten Chalkolithikum (Kupfersteinzeit). Dieses wird in fünf Phasen, LC-1 bis LC-5 (LC für late chalcolithic) unterteilt. LC-1 entspricht dabei dem Ende der Obed-Zeit. LC-2, die frühe Uruk-Zeit, wird in zwei Unterphasen aufgeteilt. Die ältere umfasst den Zeitraum von 4200 bis 4000 vor Christus, die jüngere den Zeitraum bis 3800 vor Christus. Der mittleren Uruk-Zeit werden die Phasen LC-3 bis etwa 3400 vor Christus und LC-4 zugeordnet. LC-5 entspricht schließlich der späten Uruk-Zeit, deren Ende mit 3000 vor Christus veranschlagt wird.