Weidewirtschaft

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Der Begriff Weidewirtschaft oder Weidehaltung beschreibt die Haltung von Tieren beziehungsweise die Tierproduktion außerhalb von festen Gebäuden auf Weiden, wo sich die Tiere vorrangig von natürlich gewachsenem pflanzlichem Bewuchs (vorwiegend Gräsern) ernähren. Weidehaltung ist eine Haltungsform, die in der Regel bei Nutztieren angewendet wird. Weniger häufig kommt sie auch bei nicht ertragsorientierter Tierhaltung zum Einsatz (private Pferdehaltung, Gnadenhof).

Beweidet werden meist Grenzertragsflächen – wie Urgrasland (Steppe, Savanne) und Tundra – oder anthropogen geschaffenes Grünland, während auf höherwertigen Ackerflächen Lebensmittel- oder Futtermittelpflanzen angebaut werden. Weideflächen liegen hingegen auf ertragsschwächeren Böden, in klimatisch ungünstigeren Lagen mit kürzerer Vegetationsperiode (etwa im Gebirgsklima), an steilen Hängen, oder sie weisen Hindernisse wie Felsen auf, deren Entfernung nicht wirtschaftlich ist, oder Vernässungen, die aus Kostengründen oder aus Gründen des Biotopschutzes nicht trockengelegt werden.

In früheren Zeiten waren die meisten Formen der Weidewirtschaft eher personalintensiv, besonders die Fernweidewirtschaft, dabei kamen materialsparende Techniken zum Einsatz. Heute finden wir diese Arten der Weidehaltung vorwiegend in ärmeren Ländern. In Weidegebieten mit ausreichend fruchtbaren Böden, in denen die Tiere nicht wandern müssen, um genug Nahrung zu finden, werden sie durch Zäune daran gehindert, aus den Weidegründen zu entlaufen, wobei Personalkosten für Hirten eingespart werden.

Weidehaltung erfordert eine regelmäßige Kontrolle der gehaltenen Tiere. Insbesondere bei nicht eingezäunten Weiden hat sich der Hund als wichtiger Helfer eine unverzichtbare Funktion erworben. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die unterschiedlichsten Arten von Hütehunden und Herdenschutzhunden in regionalen Rassen gezüchtet. Die Rückkehr und Ausbreitung des Wolfes in Mitteleuropa hat das Thema Herdenschutz im 21. Jahrhundert wieder aktuell werden lassen.

Jede Form der Weidewirtschaft beeinflusst die Ökologie der beweideten Fläche. Naturnahe Beweidung innerhalb von Kulturlandschaften gilt heute als Zeichen einer modernen, multifunktionalen Landwirtschaft und fördert die Landschaftsästhetik. Viele weidetierhaltende Betriebe tragen dazu bei, die Erfordernisse des Biodiversitäts-, Klima- und Gewässerschutzes anzugehen.

Ist die Weidenutzung zu intensiv, drohen vor allem in niederschlagsarmen Regionen die Folgen von Überweidung einschließlich Desertifikation. In Regionen mit reichlich Niederschlag führt Beweidung meist zu abwechslungsreichen Landschaften mit zahlreichen ökologischen Nischen. Hier zeichnen sich Weideflächen oft durch einen hohen naturschutzfachlichen Wert aus. Sie bieten Heimat und Nahrungsgrundlage für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten.