Willi Hennig

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Emil Hans Willi Hennig (geb. 20.04.1913 in Dürrhennersdorf, gest. 05.11.1976 in Ludwigsburg) war ein deutscher Biologe. Er gilt als Begründer der phylogenetischen Systematik, die heute auch unter dem Namen Kladistik bekannt ist. Mit seinen Arbeiten zur Evolution und Systematik revolutionierte er die Sichtweise auf die natürliche Ordnung der Lebewesen. Daneben war er vor allem Spezialist für Zweiflügler.

Leben[Bearbeiten]

Frühe Jahre und Studium[Bearbeiten]

Seine Mutter Marie Emma geb. Groß (geb. 12.1885, gest. 03.08.1965) arbeitete als Dienstmädchen und später als Fabrikarbeiterin. Sein Vater Karl Ernst Emil Hennig (geb. 28.08.1873, gest. 28.12.1947) war Arbeiter und später Rottenführer bei der Eisenbahn. Willi Hennig hatte zwei Brüder, Fritz Rudolf Hennig (geb. 05.05.1915, gest. 24.11.1990), der später Pfarrer wurde, sowie Karl Herbert (geb. 24.04.1917, gest. seit Januar 1943 bei Stalingrad vermisst).

Im Frühjahr 1919 wurde Willi Hennig in Dürrhennersdorf eingeschult, besuchte die Volksschule in Taubenheim an der Spree und später in Oppach. Das Familienklima war nach Angaben von Rudolf Hennig ruhig. Der Vater war ein ausgeglichener Mensch.

1927 wechselte Willi Hennig an das Realgymnasium und Internat in Klotzsche bei Dresden. Er wurde dort in die Hände des Lehrers M. Rost übergeben, bei dem er auch wohnte. Rost war Insektenfreund und machte Willi Hennig mit dem damaligen wissenschaftlichen Mitarbeiter des Dresdner Museums für Tierkunde, Wilhelm Meise, bekannt. 1930 übersprang Hennig ein Schuljahr, und am 26.02.1932 erhielt er sein Reifezeugnis. Bereits 1931 verfasste Willi Hennig als Hausaufgabe seinen Aufsatz Die Stellung der Systematik in der Zoologie, der 1978 postum veröffentlicht wurde und in dem er bereits sowohl sein Interesse als auch seinen überlegten Umgang mit systematischen Fragen bewies. Neben der Schule arbeitete Hennig freiwillig am Museum und beschäftigte sich dort gemeinsam mit Meise mit einer systematischen und biogeografischen Untersuchung der fliegenden Schlangen der Gattung Dendrophis. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit war 1932 Willi Hennigs erste Veröffentlichung, die gemeinsam mit Meise verfasst wurde und unter dem Titel Die Schlangengattung Dendrophis erschien.

Beginnend mit dem Sommersemester 1932 studierte Willi Hennig an der Universität Leipzig Zoologie, Botanik und Geologie. Nebenher war er während des Studiums auch häufig im Dresdner Museum. Dort lernte er den Kustos der [[Insektenkunde |entomologischen]] Abteilung und Forscher an Käfern (Coleoptera) Fritz Isidor van Emden (1898–1958) kennen. Hennig besuchte ihn regelmäßig, bis van Emden 1933 von den Nationalsozialisten wegen seiner jüdischen Mutter ausgewiesen wurde. Zu dessen Nachfolger Klaus Günther (1907–1975) baute Willi Hennig eine tiefe Freundschaft auf. Bereits am 15. April 1936 konnte Willi Hennig, betreut von seinem Professor Paul Buchner, sein Studium mit der Dissertation Beiträge zur Kenntnis des Kopulationsapparates der cyclorrhaphen Dipteren abschließen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Hennig bereits acht wissenschaftliche Publikationen verfasst. Davon war die Revision der Tyliden (Dipt., Acalypt.) mit 300 Seiten die umfangreichste. Hinzu kamen weitere Arbeiten zu Zweiflüglern sowie zur Agamen-Gattung der Flugdrachen (Draco).

Nach seinem Studium bekam Hennig eine Stelle als Volontär am Museum für Tierkunde Dresden. Am 01.01.1937 erhielt er ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und eine Festanstellung am Deutschen Entomologischen Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Berlin-Dahlem. Am 13.05.1939 heiratete Willi Hennig seine ehemalige Kommilitonin Irma Wehnert. Bis 1945 bekamen sie drei Söhne: Wolfgang (* 1941), Bernd (* 1943) und Gerd (* 1945).