Islam in Italien

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Im christlichen (im engeren Sinne römisch-katholischen) Italien war der Islam während des Mittelalters vor allem als Bedrohung präsent. Vom 9. Jahrhundert bis zur Seeschlacht von Lepanto 1571 kam es zu zahlreichen Raubzügen gegen die Küstenorte, manchmal auch ins Hinterland. Zahlreiche Städte wurden zerstört, darunter 927 Tarent und Otranto, ebenso die Benediktinerabtei Montecassino, das Mutterkloster abendländischen Mönchtums, ihre Bewohner getötet und Frauen und Kinder gefangen genommen und versklavt. In fast jedem italienischen Ort in Küstennähe sind die Schrecken in Volksliedern und Erzählungen überliefert.

Die intensivste Präsenz erlebte Sizilien. Teile der Insel standen bis zu 250 Jahre unter arabisch-muslimischer Herrschaft. Im 9. Jahrhundert gab es einen kurzzeitigen, punktuellen Versuch eines muslimischen Brückenkopfes an der Küste Apuliens. Im 13. Jahrhundert gab es ebendort in Lucera eine kurzzeitige Zwangsansiedlung von Muslimen.

Die heute in Italien lebenden 1,2 Millionen Muslime stehen in keiner Kontinuität zu den mittelalterlichen Angriffen oder Herrschaftsbestrebungen auf Sizilien. Ihre Einwanderung begann bis auf geringe Ausnahmen erst ab 1990.

Sie machen ca. 2 Prozent der 60 Millionen Bewohner Italiens aus, weniger als etwa in Großbritannien (2–3 Millionen), Deutschland (4,3 Millionen) oder Frankreich (4–5 Millionen). Mindestens 150.000 von ihnen leben ohne gültige Aufenthaltspapiere in Italien, Schätzungen kirchlicher und Menschenrechtsgruppen gehen von weiteren 250.000 illegalen muslimischen Immigranten aus.

Etwa 50.000 Muslime in Italien haben die italienische Staatsbürgerschaft, darunter wenige Konvertiten. Einer der bekanntesten Konvertiten ist heute Torquato Cardilli, Italiens ehemaliger Botschafter in Saudi-Arabien.

Quellen[Bearbeiten]

  • Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam. WBG, Darmstadt 2001, ISBN 3-534-14118-0.