Erz-

Aus Twilight-Line Medien

Die Vorsilbe Erz- dient der Steigerung und Überhöhung einer Bezeichnung (Augmentativbildung). Ihre Bedeutung als „Oberster-, Erster-“ (an der Spitze stehend) ist entlehnt von gr. archē „Anfang, Führung“. Der Wortbestandteil Archi- wurde aus dem Kirchenlatein, dann aus dem italienischen arci über Erzi- als Erz- ins Althochdeutsche übernommen. Die Silbe steht in keinem Zusammenhang zu dem Erz, aus dem Metalle gewonnen werden.

Geschichte[Bearbeiten]

„Erz-“ wurde schon in den griechischen Bibelübersetzungen benutzt und ist im theologischen Sinn enthalten in Erzengel (gr. Αρχάγγελος, lateinisch archangelus) als „Erste, Höchste unter den Engeln“. Mit dieser Bedeutung wurde es in der mittelalterlichen Ikonografie der Engelshierarchien zu einem Rangkennzeichen (Insigne).

Zunächst wurde die Vorsilbe „Erz-“ mit der Bedeutung als „Erste-, Höchste-“ nur für kirchliche Ämter benutzt, so in Erzvater (deutsch für Patriarch), Erzbischof (archepiscopus) oder Erzpriester (archipresbyterius), wie auch für deren Gebiete Erzbistum und Erzdiözese. Später wird die Silbe als verbessernder Beiklang (Meliorisation) auf weltliche Führungsämter angewendet, um ihre herausragende Stellung anzuzeigen: Erzkanzler, Erzherzog (archidux) oder Erzamt.

Diese Vorsilbe im Titel zu tragen war nach dem Reichsgesetz Goldene Bulle von 1356 auch in der weltlichen Ordnung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation von großer politischer Wichtigkeit. Entsprechend benannte ein Habsburger Fürst seinen normalen Herzogtitel zum „Erzherzogtitel“ um, zur Gleichstellung seines Ranges mit den „Kurfürsten“ (Wahlmänner der Kaiserwahl); das Habsburger Fürstenhaus sollte als ein „Erzhaus“ gelten.

In der jüngeren deutschen Sprachgeschichte hat sich „Erz-“ von einer Bezeichnung für Macht und Ehre gewandelt zu einer Vorsilbe zur Steigerung einer Bedeutung (Elativ), im Sinne „von Grund auf, durch und durch“: Erzdemokrat, Erzfeind, Erzlügner oder Erzgauner. Mit dieser steigernden Wirkung steht die Silbe auch vor Eigenschaftsworten: erzgescheit, erzdumm, erzfaul, erzböse, erzkonservativ oder erzkatholisch.

Quellen[Bearbeiten]

  • Erz- (2). In: Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. 4. Auflage. Leipzig 1793