Flavio Biondo

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Flavio Biondo (lateinisch Flavius Blondus; * 1392 in Forlì; † 04.06.1463 in Rom) war ein italienischer Humanist und Historiker. Er gilt als eigentlicher Begründer der archäologischen Wissenschaft und der antiquarischen Topographie.

Leben[Bearbeiten]

Biondo machte zunächst eine Ausbildung zum Notar in Cremona und studierte bei Giovanni Ballistario, ab 1410 war er in mehreren Kanzleien tätig. 1423 bis 1427 war er aus Forlì verbannt.

Er lebte zeitweilig in Mailand, wo er die einzige Handschrift von Ciceros Dialog „Brutus“ entdeckte und kopierte.

1432 ernannte Papst Eugen IV. Biondo zu seinem Kanzleisekretär in der päpstlichen Kanzlei. Biondo begleitete den Papst in sein Exil, war sein Sekretär in Ferrara und in Florenz und kehrte mit ihm nach Rom zurück. Nach dem Tod seines Dienstherrn blieb er in derselben Funktion bei den Nachfolgern Nikolaus V., Kalixt III. und Pius II.

Als großer Kenner der Altertümer wandte er sich mit besonderer Hingabe der Aufgabe des Sammelns der Materialien für seine historischen, antiquarischen und topographischen Arbeiten zu. Biondo war der Autor von drei Enzyklopädien, die die Grundlage aller folgenden Wörterbücher der römischen Archäologie und der Antiquitäten bildeten.

Wenn er nur mit Einschränkung auch Historiker genannt werden kann, so deshalb, weil er die Quellen und Überlieferungen ungeprüft übernahm, ohne durch Quellenkritik ihren Wahrheitsgehalt zu kontrollieren. Zudem fehlte ihm auch weitgehend ein Instrumentarium für ein historisch fundiertes Arbeiten.

Biondo verfuhr anders als Winckelmann, der für die moderne Klassische Archäologie wie auch für die Kunstgeschichte als wissenschaftliche Disziplin von außerordentlicher Bedeutung war. Winckelmann gewann seine Wertmaßstäbe aus ästhetischen Kategorien, die dem Zeitgeist der Aufklärung entsprachen, und näherte sich den klassischen Altertümern durch kunsthistorische Fragestellungen. Hingegen verfolgten Biondo, Poggio Bracciolini und andere Zeitgenossen die Erschließung und Erfassung sowohl noch vorhandener als auch bereits verlorener Reste der Antike mit antiquarischen Interessen.

Quellen[Bearbeiten]

  • Riccardo Fubini: Biondo, Flavio. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 10: Biagio–Boccaccio. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1968, S. 536–559.