Friedensnobelpreis

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Der Friedensnobelpreis ist der wichtigste internationale Friedenspreis und eine Kategorie des von dem schwedischen Erfinder und Industriellen Alfred Nobel gestifteten Nobelpreises. Nach Maßgabe des Stifters soll er an denjenigen vergeben werden, "der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt und damit " im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht" hat.

Die Auszeichnung wird seit 1901 jedes Jahr am Todestag Alfred Nobels, dem 10. Dezember, in Oslo verliehen. Sie ist seit 2020 mit 10 Millionen Schwedischen Kronen dotiert. Für die Vergabe ist, im Gegensatz zu den anderen Preiskategorien des Nobelpreises, keine schwedische Institution zuständig, sondern ein vom norwegischen Parlament bestimmtes fünfköpfiges Komitee, weswegen der Preis als einziger unter den Nobelpreisen nicht in Stockholm verliehen wird.

Eine Aufstellung aller Preisträger findet sich unter Liste der Friedensnobelpreisträger.

Grundlage[Bearbeiten]

Wie die anderen Kategorien des Nobelpreises geht auch der Friedensnobelpreis auf das Testament Alfred Nobels zurück, in dem er die Stiftung des Preises verfügte, der mit den Erträgen seines Vermögens dotiert ist.

Der schwedische Originaltext des entscheidenden Ausschnitts des Testaments lautet:

Zitat
Öfver hela min återstående realiserbara förmögenhet förfares på följande sätt: Kapitalet av utredningsmännen realiseradt till säkra värdepapper skall utgöra en fond, hvars ränta årligen utdelas som prisbelöning åt dem som under det förlupna året hafva gjort menskligheten den största nytta. Räntan delas i fem lika delar som tillfalla: […] och en del åt den som har verkat mest eller best för folkens förbrödrande och avskaffande eller minskning av stående arméer samt bildande och spridande av fredskongresser. Prisen […] för fredsförfäktare [utdelas] af ett utskott af fem personer som väljas af Norska Stortinget. Det är min uttryckliga vilja att vid prisutdelningarna intet afseende fästes vid någon slags nationstillhörighet sålunda att den värdigaste erhåller priset antingen han är skandinav eller ej.

Übersetzung
Mit meinem verbleibenden realisierbaren Vermögen soll auf folgende Weise verfahren werden: das Kapital, das von den Nachlassverwaltern in sichere Wertpapiere realisiert wurde, soll einen Fonds bilden, dessen Zinsen jährlich als Preis an diejenigen ausgeteilt werden sollen, die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben. Die Zinsen werden in fünf gleiche Teile aufgeteilt: […] und ein Teil an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat. Der Preis […] für Friedensverfechter [wird] von einem Ausschuss von fünf Personen [vergeben], die vom norwegischen Storting gewählt werden. Es ist mein ausdrücklicher Wille, dass bei der Preisverteilung die Zuteilung nicht an irgendeiner Nationalität festgemacht wird, so dass der Würdigste den Preis erhält, ob er Skandinavier sei oder nicht.

Durch diese Festlegung wurde der Friedensnobelpreis zur weltweit ersten Auszeichnung für die Arbeit in der Friedensbewegung.

Anders als bei allen anderen Nobelpreisen, die in Stockholm vergeben werden, erfolgt die Verleihung im Rathaus von Oslo, der norwegischen Hauptstadt. Der Preisträger des Friedensnobelpreises wird von einem fünfköpfigen Komitee, dem Norwegischen Nobelkomitee, ausgewählt. Die Mitglieder des Komitees werden vom norwegischen Parlament, dem Storting, ernannt.

Die Ursache für die Vergabe durch ein norwegisches Gremium liegt vermutlich darin, dass zu Nobels Lebzeiten Schweden und Norwegen vereinigt waren und außenpolitische Fragen nur durch das schwedische Parlament entschieden wurden. Nobel selbst hat nie erklärt, warum er den Preis nicht wie alle anderen in Schweden vergeben lassen wollte. Man geht allerdings davon aus, dass er der Meinung war, das norwegische Parlament, das nur für die Innenpolitik verantwortlich war, wäre Beeinflussungsversuchen durch die Regierung weniger stark ausgesetzt. Alfred Nobel schätzte zudem den norwegischen Autor Bjørnstjerne Bjørnson sehr, was seine Entscheidung beeinflusst haben könnte.

Das Norwegische Nobelkomitee[Bearbeiten]

Das Norwegische Nobelkomitee ist das Gremium zur Vergabe des Friedensnobelpreises. Es besteht aus fünf Personen, die vom norwegischen Parlament ausgewählt und ernannt werden. Diese Auswahl gilt für einen Zeitraum von sechs Jahren, wobei die Mitglieder auch wiedergewählt werden können. Die politische Zusammensetzung des Parlaments spiegelt sich dabei naturgemäß auch in der Zusammensetzung des Komitees wider. Das Komitee selbst wählt aus seinen Reihen den Vorsitzenden und dessen Stellvertreter. Der Direktor des Norwegischen Nobelinstitutes stellt den Sekretär des Komitees dar. Obwohl es sich dabei nicht um eine Vorgabe handelt, waren bislang alle Vertreter dieses Ausschusses Norweger.

Das Komitee ist in seiner Entscheidung vollkommen unabhängig von äußeren Einflüssen. Die Sitzungen müssen nicht protokolliert und Entscheidungen nicht gerechtfertigt werden, auch dann nicht, wenn es zu gegensätzlichen Meinungen kommt. Das Komitee nimmt in den nach der Vergabe folgenden Diskussionen nie Stellung zur Entscheidung.

Bis 1936 konnten auch Mitglieder des Parlamentes zu Vertretern des Komitees gewählt werden. Dies änderte sich nach der Vergabe des Friedensnobelpreises an den deutschen Dissidenten Carl von Ossietzky. Diese Vergabe wurde von Deutschland und besonders von Adolf Hitler scharf verurteilt und als Akt aggressiver Außenpolitik Norwegens gegenüber dem Deutschen Reich gewertet. Seitdem gab es keine Abgeordneten in diesem Ausschuss. 1977 wurde die Regel insofern noch einmal verschärft, dass keine Mitglieder aus regierungsnahen Ausschüssen zugelassen werden, gleichzeitig mit der Namensänderung von „Nobelkomitee des norwegischen Parlamentes“ in „Norwegisches Nobelkomitee“.

Die folgenden Personen bilden das derzeitige Komitee (seit 2018):

  • Berit Reiss-Andersen (* 1954), Mitglied seit 2012, Vorsitzende des Komitees (seit 2017), Rechtsanwältin, frühere Staatssekretärin im Justizministerium (Amtszeit bis 2023)
  • Asle Toje (* 1975), stellvertretender Vorsitzender des Komitees, Politikwissenschaftler mit Schwerpunkt Außenpolitik, ehemaliger Forschungsdirektor des Norwegischen Nobelinstitutes (Amtszeit 2018 bis 2023)
  • Anne Enger (* 1949), ehemalige Ministerin (Amtszeit 2018 bis 2026)
  • Kristin Clemet (* 1957), norwegische konservative Politikerin und Ökonomin (Amtszeit 2021–2026)
  • Jørgen Watne Frydnes (* 1984), (Amtszeit 2021–2026)

Als Direktor des Nobelinstitutes und damit Sekretär des Komitees wirkt der Historiker Prof. Olav Njølstad (* 1957).