Gau

Aus Twilight-Line Medien

Gau ist ein mehrdeutiger und letztlich unscharfer Begriff für Region, Landschaft oder Verwaltungseinheit.

Etymologie[Bearbeiten]

Die Herkunft des althochdeutschen Wortes geuui (gewi), gouwi ,Landstrich‘ ist unsicher. Das Wort ist im Gotischen, im Althochdeutschen, im Altfriesischen und im Altenglischen als Neutrum bezeugt. Erklärungsmöglichkeiten sind:

  • Urgermanisch *gaw-ja- ,Gegend, Landschaft‘, verwandt mit armenisch gawaṝ ,Gebiet, Vaterstadt, Dorf‘ und mit diesem zu einer indogermanischen Wurzel *ghəu-. Hierzu lässt sich griechisch chṓra f., chõros m. ,freier Raum, Gegend, Land‘ vergleichen, das von der indogermanischen Vollstufe *ghō(u)- ausgeht.
  • Urgermanisch *ga-au-ja ,Gesamtheit der Dörfer‘, vergleiche hierzu althochdeutsch inouwa f. ,Wohnung, Wohnsitz‘ sowie griechisch oíē ,Dorf‘.
  • Urgermanisch *ga-agwja- ,das am Wasser gelegene [Land]‘, zu germanisch *awjō ,Wasser‘ (vergleiche Au). Diese lange Zeit favorisierte Herleitung bereitet sowohl in bedeutungsmäßiger als auch in lautlicher Hinsicht Schwierigkeiten.

Die Lautvarianten Gau und Gäu richteten sich ursprünglich danach, ob ein /i/ oder ein das /w/ verdoppelndes /j/ folgte. Die umgelautete Variante, althochdeutsch geuui, stand damit ursprünglich im Nominativ, die nicht umgelautete, althochdeutsch gouwi, ursprünglich im Obliquus. Allerdings haben sich die beiden Lautungen schon in althochdeutscher Zeit zu vermischen begonnen.

Die schon im 12. Jahrhundert außer Gebrauch gekommene Bezeichnung Gau für eine bestimmte Landschaft beziehungsweise Region lebt regional in Kantonsnamen, in Landschaftsnamen und in Ortsnamenzusätzen fort. Von Historikern des 17. bis 19. Jahrhunderts wurde das Wort fachsprachlich wiederbelebt, als sie über mittelalterliche Zustände schrieben. Damals setzte sich auch das männliche Genus (der Gau) anstelle des ursprünglich sächlichen (das im Fall von das Gäu immer noch gilt) durch, vielleicht in Anlehnung an lateinisch pāgus ,Gau, Distrikt‘. Durch die Aufnahme in die Terminologie des Dritten Reiches wurde das Wort Gau in der Partei-, Amts- und Alltagssprache verwendet. Dieser politische Gebrauch endete 1945 mit dem Kriegsende abrupt.