Geweihte Jungfrau

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Eine geweihte Jungfrau (lat. Virgo consecrata, plural Virgines consecratae) ist in der katholischen Kirche eine Frau, die in die Hände des Diözesanbischofs öffentlich und für immer ein Leben im Stand der Jungfräulichkeit gelobt hat und der vom Bischof die Jungfrauenweihe (Consecratio virginum) gespendet wurde.

Geschichtliche Entwicklung[Bearbeiten]

Schon in der Frühzeit der Kirche war es Brauch, Jungfrauen zu weihen. Daher wurde ein feierlicher Ritus geschaffen, durch den die Jungfrau zu einer gottgeweihten Person wird. „Durch die Weihe bekundet die Kirche, wie sehr sie die Jungfräulichkeit schätzt; sie erfleht die Gnade Gottes für die Jungfrauen und betet inständig um die Ausgießung des Heiligen Geistes“.

Dem frühchristlichen Stand der Jungfrauen gehörten Mädchen und Frauen unterschiedlichen Alters an, die aufgrund einer besonderen Berufung Christi die Lebensform der Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen übernahmen. Schriften des Paulus von Tarsus, Grabinschriften und Bilder in den Katakomben, frühchristliche Gemeindeordnungen, Predigten, Briefe und Abhandlungen z.B. der Kirchenväter Cyprianus, Hieronymus, Ambrosius, Augustinus wie auch des Kirchenschriftstellers Tertullian und anderer berichten von den Jungfrauen der frühen Kirche. Auch zahlreiche griechische Schriftsteller der ersten Jahrhunderte haben über die Virgines geschrieben. Schon zu Tertullians Zeiten erfolgten Propositum und Weihe der Jungfrauen öffentlich. Ambrosius widmete sein Werk De virginibus ad Marcellinam sororem („Über die Jungfrauen an die Schwester Marcellina“) an seine leibliche Schwester, Marcellina, die um das Jahr 353 den Schleier der geweihten Jungfrauen aus der Hand des Papstes Liberius empfangen hatte.

Nach einer längeren Zeit der Erprobung mit Hilfe des privaten Gelübdes der Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen baten die Kandidatinnen ihren Bischof um die Spendung der Jungfrauenweihe. In einem öffentlichen Gottesdienst gelobten sie, um Christi willen freiwillig und für immer als gottgeweihte Jungfrau zu leben. Der Bischof spendete die Weihe durch das Weihegebet der Kirche. Seit dem 3. Jahrhundert erhalten die Jungfrauen danach einen Schleier, seit dem 7. Jahrhundert auch einen Ring. Bereits im 4. Jahrhundert wurde es für Jungfrauen üblich, eine ärmliche Tunika zu tragen.

Die Jungfrauen der frühen Kirche lebten zurückgezogen in ihren Familien. Sie verpflichteten sich zu einem Leben des Gebetes, des Fastens, dem Studium der Heiligen Schrift, zur Arbeit, aber auch zur Sorge für die Armen. Ihr Lebensstil musste einfach und ihrem Stand angemessen sein. Bei der Feier des Gottesdienstes hatten sie eigene Plätze.

Bis zum Beginn des 6. Jahrhunderts schlossen sich die geweihten Jungfrauen mehr und mehr zum gemeinsamen Leben in klausurierten Klöstern zusammen. Seit dem 9. Jahrhundert wurde die Jungfrauenweihe immer seltener und eigentlich nur noch in klausurierten Klöstern gespendet. Erhalten hat sich dieser Brauch bei den monastischen Orden der Benediktinerinnen, Trappistinnen und Kartäuserinnen. Letztere bekommen vom Bischof neben den traditionellen Insignien von Ring und Schleier auch die Stola überreicht. Sie tragen die Stola unter anderem bei der Verkündigung des Evangeliums in der Matutin. Das ist eine Besonderheit im Eigenrecht der Kartäuser. In anderen Ordensgemeinschaften – wie den Ursulinen – kann die Jungfrauenweihe gespendet werden, „wenn ein alter Brauch besteht“. Die Gesamtheit der geweihten Jungfrauen bezeichnet man seit alter Zeit als Ordo virginum (OV).