Gottesdienst

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Ein Gottesdienst ist eine Zusammenkunft von Menschen mit dem Zweck, mit Gott in Verbindung zu treten, mit ihm Gemeinschaft zu haben, Opfer zu bringen, Sakramente zu empfangen oder eine auferlegte religiöse Pflicht zu erfüllen. Er kann in einer eigens vorgesehenen Räumlichkeit (Kirche, Synagoge, Moschee, Pagode, Tempel, Königreichssaal etc.) stattfinden, wie auch im privaten häuslichen Bereich, im städtischen (oder dörflichen) öffentlichen Raum oder in freier Natur.

Das deutsche Wort Gottesdienst entspricht dem lateinischen Begriff cultus (Kultus, „Verehrung“) und bezieht sich vornehmlich auf religiöse Feiern im Christentum, wird jedoch auch für andere Religionsgemeinschaften verwendet, die gemeinsame Gebete verrichten, wie im Judentum und dem Islam.

Oft folgt ein Gottesdienst einem Ritus, der durch einen überlieferten Ablauf oder durch Festsetzung durch eine geistliche Instanz vorgegeben ist, wie etwa die Liturgie der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirchen oder die evangelische Agende. Bei entsprechender Zielsetzung werden jedoch auch spontane oder wenig strukturierte Zusammenkünfte als Gottesdienst bezeichnet.

Judentum[Bearbeiten]

Im Judentum sind das, was man allgemein als Gottesdienste bezeichnet, gemeinsame Gebete von Juden nach einer vorgegebenen Ordnung. Der deutsche Begriff Gottesdienst ist nicht wirklich zutreffend, da das gesamte traditionelle (orthodoxe) jüdische Leben ein Dienst an und vor dem ein-einzigen Gott (JHWH), ein Gottesdienst ist. Das Gebetbuch heißt Seder Tefilah (seder tefillot, Gebetsordnung}}) oder Siddur (hebräisch: ‚Ordnung‘), für die Feiertage Machsor.

Mit der Zerstörung der zweiten Jerusalemer Tempels am Ende des Jüdischen Krieges im Jahre 70 wandelt sich der Charakter der gottesdienstlichen Verrichtungen im Judentum nachhaltig. Anstelle der Tempelopfer und der Wallfahrten nach Jerusalem, unter Aufsicht der Priester und Leviten, tritt das gemeinschaftliche Gebet, mit dem ab dem 9. Jahrhundert kodifizierten Schemone Esre als Hauptgebet. Der zerstörte Tempel wird durch Synagogen in der Diaspora ersetzt, sowohl im römischen Imperium als auch im Perserreich.

Die gemeinsamen Gebete können in einer Synagoge oder in einem dafür eingerichteten Betraum, oder auch zu Hause stattfinden. Die Gebetsordnung ist je nach jüdischer Denomination und Region verschieden. Man unterscheidet beispielsweise zwischen orthodoxem und liberalem, aschkenasischem und sephardischem, aber auch etwa zwischen deutschem oder polnischem Ritus. Im orthodoxen Judentum werden traditionell nur erwachsene Männer, die den Schabbat halten und beachten, zur Betgemeinde gezählt, aber auch Frauen können in einer separaten Loge oder Empore beten. Im Gottesdienst von konservativen und liberalen Reformgemeinden sind Frauen den Männern oft gleichgestellt, es gibt hier auch weibliche (Reform-)Rabbiner und Chasanot.

Für gewisse Gebete ist ein Quorum (Minjan) von zehn erwachsenen männlichen Personen erforderlich, die den Schabbat halten und beachten. Knaben erreichen ihre Volljährigkeit mit dreizehn, Mädchen mit zwölf Jahren. In orthodoxen, ausnahmsweise auch in konservativen und liberalen Gemeinden, zählen traditionell nur Männer zum Minjan. In den meisten konservativen und in allen Reform- und rekonstruktionistischen Gemeinden in Nordamerika und in vielen liberalen Gemeinden in Europa zählen neuzeitlich auch Frauen zum Minjan und die Einhaltung und Beachtung des Schabbat wird nicht mehr gefordert. Dem deutschen progressiven Judentum angehörende Gemeinden verzichten oft ganz auf ein Quorum.

In allen Denominationen und Richtungen des Judentums finden sich am Schabbat und an den Feiertagen Betgemeinden am Vorabend und am Vormittag, meist auch zum Ausgang am Abend zusammen, am Jom Kippur, dem Versöhnungstag und höchsten Feiertag im jüdischen Jahreskreis, auch am Nachmittag. In orthodoxen und einigen konservativen oder liberalen Gemeinden werden auch an den Wochentagen dreimal am Tag gemeinsame Gebete gehalten.

Die gemeinschaftlichen Gebete sind eingeteilt in Abendgebet (Maariv), Morgengebet (Schacharit) und Nachmittaggebet (Mincha), am Schabbat und Feiertagen wird am Vormittag das Mussafgebet eingeschaltet, am Versöhnungstag Jom Kippur zusätzlich spätnachmittags noch das Neilahgebet als Abschluss.

Am Schabbat und an den Feiertagen, in einigen Gemeinden auch montags und donnerstags, den früheren israelischen Markttagen, erfolgt morgens eine Lesung aus der Tora, an Fasttagen auch am Nachmittag, und am Tora-Freudenfest Simchat Tora wird in einigen Gemeinden bereits am Vorabend aus der Tora gelesen.