Italienisch-Ostafrika

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Italienisch-Ostafrika (Africa Orientale Italiana, kurz AOI oder A.O.I.) war eine von 1936 bis 1941 bestehende Kolonie des faschistischen Königreichs Italien in Ostafrika. Sie entstand im Zuge des Abessinienkrieges und umfasste neben dem völkerrechtswidrig besetzten Gebiet des Kaiserreiches Abessinien (Äthiopien) auch die älteren italienischen Kolonien Eritrea und Italienisch-Somaliland. Während des Zweiten Weltkrieges wurde in Folge des Ostafrikafeldzuges kurzzeitig auch die 1940 eroberte Kolonie Britisch-Somaliland angegliedert.

Die Geschichte Italienisch-Ostafrikas war geprägt durch die fortdauernden militärischen Auseinandersetzungen zwischen der italienischen Besatzungsmacht und der abessinischen Widerstandsbewegung („Patrioten“). Wie schon in der Hauptkriegsphase 1935/36 setzte Italien dabei chemische Massenvernichtungswaffen ein (z. B. Massaker von Zeret). Weite Teile Nordäthiopiens konnten die Italiener jedoch niemals unter ihre Kontrolle bringen. Die Ökonomie der Kolonie blieb eine Kriegswirtschaft. Im italienischen Besatzungsgebiet etablierten die Generalgouverneure Pietro Badoglio (1936), vor allem aber Rodolfo Graziani (1936–1937), eine Terrorherrschaft. Im Rahmen gezielter politischer Säuberungen oder großer Massaker (Addis Abeba, Debre Libanos) ließen die Faschisten verschiedene soziale Bevölkerungsgruppen systematisch ermorden, darunter auch die intellektuelle und christlich-orthodoxe Elite des besetzten Kaiserreiches. Insgesamt fielen dem italienischen Besatzungsregime zwischen 1936 und 1941 zwischen 180.000 und 480.000 äthiopische Widerstandskämpfer und Zivilisten zum Opfer.

Unter Generalgouverneur Amedeo von Savoyen-Aosta (1937–1941) wurde in Italienisch-Ostafrika außerdem ein rassistisches Apartheidsystem ausgebaut, das der späteren Apartheid in Südafrika ähnelte und sich in seiner Radikalität deutlich von der damaligen britischen und französischen Kolonialpolitik unterschied.