Königreich Wessex

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Das Königreich Wessex (altenglisch Ƿestseaxna Rīce = „Reich der West-Sachsen“, englisch Kingdom of Wessex) war eines der angelsächsischen Königreiche während des frühen Mittelalters, die vor der Gründung eines Königreichs England bestanden. Die heute noch Wessex genannte Region lag im Süden und Südwesten Englands. Zeitlich hatte das Königreich Wessex etwa vom 6. Jahrhundert bis zum 10. Jahrhundert Bestand. Nach angelsächsischer Geschichtsschreibung wurde Wessex durch Cerdic und Cynric im heutigen südlichen Hampshire gegründet, aber dies ist vermutlich eine Legende. Die ersten angelsächsischen Siedlungen im 6. Jahrhundert, aus denen später Wessex entstehen sollte, waren vermutlich im Themsetal, später breiteten sich die Westsachsen in Chilterns, Gloucestershire und Somerset aus. Das Königreich Wessex stand im 7. und 8. Jahrhundert in Konkurrenz zum Königreich Mercia um die Vorherrschaft im Süden und Westen Britanniens. Ab dem 9. Jahrhundert, mit dem Niedergang Mercias, übte Wessex eine Vorherrschaft über größere Teile Englands aus. Als Wikinger aus Skandinavien ab dem 9. Jahrhundert in Britannien einfielen, war Wessex das letzte angelsächsische Königreich, das nicht unter dänischen Einfluss fiel. Unter König Alfred dem Großen gelang es den Westsachsen, die Wikinger wieder zurückzudrängen. Alfreds Nachfahre Æthelstan war schließlich der erste westsächsische König, unter dessen Herrschaft England als ein Königreich vereint war. Die Unterwerfung Englands durch den dänischen König Knut den Großen leitete de facto das Ende des Königreichs ein, die endgültige Auflösung erfolgte mit der Eroberung der Insel unter Normannenherzog Wilhelm den Eroberer.

Geschichte[Bearbeiten]

Vorgeschichte und Anfänge der sächsischen Besiedlung[Bearbeiten]

Britannien war ursprünglich durch keltische Stämme besiedelt, die sich ab dem ersten Jahrhundert n. Chr. mit einer römischen Besatzung arrangieren mussten. Ab dem 5. Jahrhundert begannen die Römer, ihre Truppen abzuziehen, die Briten waren in ihrer Verteidigung gegen die Pikten im Norden und einfallende germanische Stämme im Süden zunehmend auf sich allein gestellt. Es begann eine Periode der Besiedlung und Eroberung Britanniens durch die germanischen Stämme der Sachsen, Angeln und Jüten (später mit dem Sammelbegriff Angelsachsen bezeichnet).

Nach der Angelsächsischen Chronik landeten die Gründer des Königreichs Wessex, Cerdic und Cynric, 495 mit fünf Schiffen in Britannien, und zwar im Süden Hampshires. Nach der Chronik haben sie anschließend noch die Isle of Wight erobert. Historiker haben diese Geschichtsschreibung jedoch in Frage gestellt und sie eher in den Bereich der Legende verwiesen, weil die Angelsächsische Chronik im Widerspruch zu anderen Quellen der Zeit wie z.B. Bedas Historia ecclesiastica gentis Anglorum steht, die Hampshire und die Isle of Wight als Siedlungsraum der Jüten, nicht der Sachsen identifiziert. Aufgrund der vorliegenden Daten aus Geschichtsschreibung, Archäologie und Forschung zu Ortsnamen geht man davon aus, dass das obere Tal der Themse ein Zentrum sächsischer Siedlungen ab dem 5. Jahrhundert war. Cerdic, der Gründer der westsächsischen Dynastie, könnte sich um 530 im oberen Themsetal festgesetzt haben. Zu diesem Zeitpunkt wurde Cerdics Volk noch als Gewisse oder Gewissæ bezeichnet, der Name Westsachsen sollte erst unter einem späteren König, Caedwalla, üblich werden.

Wessex umfasste zu Beginn seiner Geschichte den westlichen Teil des Gebiets südlich der Themse, zwischen Themsetal und Kanalküste, aber ohne die britisch-keltischen Bereiche in Devon und Cornwall. Das Königreich hatte als ersten Zentralort den Römerort Dorchester, Mitte des 7. Jahrhunderts wurde der Zentralort nach Winchester verschoben.