Kolonisation

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Die Ausdrücke Kolonisation, Kolonisierung, seltener auch Kolonismus bezeichnen in der Geschichts- und Politikwissenschaft die Gründung und Entwicklung von Kolonien (lat. colonia), das heißt die Landnahme und Besiedlung von Land durch Kolonisatoren bzw. Kolonisten. Das kolonisierte Gebiet kann bisher unbewohnt oder bereits von Menschen besiedelt gewesen sein. In jedem Fall ist Kolonisation die Expansion einer Gesellschaft über ihren angestammten Lebensraum hinaus.

Die Begriffe werden sowohl für frühe Kulturen verwendet als auch für Entwicklungen in der Neuzeit. Kolonisation in der Neuzeit kann die Urbarmachung, Besiedelung und Entwicklung bisher ungenutzter Gebiete eines Staates bedeuten. In diesen Fällen wird auch von Binnenkolonisation (-kolonisierung) oder „innerer Kolonisation“ gesprochen. Kolonisation kann aber auch expansive und aggressive Usurpation und anschließende Fremdherrschaft durch ein Volk aus einer anderen Kultur oder durch eine fremde Staatsmacht bedeuten, also Kolonialismus. Nach Wolfgang Reinhard „ist historisch Kolonisation ohne Kolonialismus wohl nur selten möglich gewesen“.

Einordnung und begriffliche Abgrenzung[Bearbeiten]

Landnahme gab es bereits in der Steinzeit. Kolonisationen gibt es seit der Entstehung von Hochkulturen. Kolonisatoren konnten außer Staaten auch Gebietskörperschaften (Teilstaaten) oder Institutionen (Kaufleute, Orden, Freibeuter, Piraten) sein.

Diese frühe Kolonisation ist nicht an den neuzeitlichen Begriff der Schaffung eines überseeischen Gebietes eines zentralistischen Staates gebunden, sondern war mit sehr unterschiedlichen Begleiterscheinungen verbunden. Kolonisation ist grundsätzlich von Kolonialismus als Herrschaftsprinzip zu unterscheiden. Die Kolonisation aus Expansionsstreben bezeichnet man als Imperialismus. Kolonisation hat, auch wenn offiziell andere Gründe genannt werden oder in der Diskussion sind, primär wirtschaftliche Gründe. Man sicherte sich zum Beispiel den Zugriff auf Ressourcen (Menschen, Waren) in einem fremden Gebiet oder Staat. Damit ging mitunter eine Entvölkerung des eroberten Landes (etwa durch Zwangsumsiedlung) einher. Anlass war die Absicherung der Macht und des Wohlstandes. Schließlich wurden schon in römischer Zeit durch Kolonien ein Absatzmarkt sowie billige Arbeitskräfte in Form von Sklaven und wichtige Rohstoffe erschlossen. Dabei spielt die Tatsache, dass sich viele als Kolonien eroberte Gebiete – oft sogar sehr schnell – verselbständigen, in Bezug auf die Ausgangsmotivation keine Rolle. Kolonien sind, obwohl sie mitunter eingegliedert erscheinen, nicht vollumfängliche Teile ihres jeweiligen Mutterlandes. Zum Teil werden sie auch verpfändet (Orkney), verkauft (Estland, Alaska) oder getauscht (Helgoland gegen Sansibar).