Konservatismus

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Konservatismus (selten Konservativismus; von lat. conservare „erhalten“, „bewahren“ oder auch „etwas in seinem Zusammenhang erhalten“) „ist ein Sammelbegriff für geistige und politische Bewegungen, welche die Bewahrung bestehender oder die Wiederherstellung früherer gesellschaftlicher Ordnungen zum Ziel haben“. Dem Konservatismus liegt „der Gedanke einer auf friedliche Evolution hin angelegten politischen und geistigen Kontinuität und einer Orientierung an bewährter, historisch gewachsener Tradition“ zugrunde.

Neben dem Liberalismus und dem Sozialismus stellt er eine der drei großen politischen Ideologien bzw. Weltanschauungen dar, die im 18. und 19. Jahrhundert in Europa begrifflich definiert wurden. Im Unterschied zu den beiden anderen stellt der politische Konservatismus allerdings mehr eine Haltung in einer spezifischen historischen Situation als eine geschlossene politische Philosophie dar. In seiner Entstehung als politische Weltanschauung wurde der Konservatismus als Gegenbewegung zur Epoche der Aufklärung und den Ideen der Französischen Revolution sowie des Liberalismus und des Radikalismus beschrieben.

Im Gegensatz dazu interpretiert Panajotis Kondylis in seiner Konservativismus-Studie den Konservatismus nicht mehr als bloße Gegenbewegung, sondern versteht sie als Reformulierung der Gedankenwelt der societas civilis.

Zur Entstehungs- und Begriffsgeschichte[Bearbeiten]

Als politische Strömung formierte sich konservatives Gedankengut erstmals beispielhaft in der Frühen Neuzeit, im politischen Kampf der Stände gegen den Machtanspruch des frühmodernen absolutistischen Staates. Er wurde zuerst getragen von den Kräften des Adels und den traditionellen regionalen Führungsschichten. Seine Ideen führte man dabei bereits früh zurück auf die Vorstellung der societas civilis (lat., etwa: „bürgerliche“ oder „Bürgergesellschaft“), die man u.a. aus der politischen Theorie des Aristoteles entnahm, und die das Idealbild einer naturgemäßen, „wohlgeordneten“ Gesellschaft beinhaltete, in der jeder die ihm zukommende Stellung und niemand – auch nicht der Monarch – mehr als diese erhalten sollte.

Im 18. Jahrhundert bekämpften frühe konservative Denker den Rationalismus der Aufklärung, der den Glauben an die vernunftbestimmte Autonomie des Menschen und an dessen Fähigkeit zur rein vernunftgemäßen Neuordnung aller Bereiche des Politischen propagierte, was man als widerrechtlichen und widernatürlichen Eingriff des Menschen in die natürliche und göttliche Weltordnung ansah. Auch setzte sich hierin der anti-absolutistische Grundzug des Konservatismus fort, da sich die Herrschaftspraxis des „aufgeklärten Absolutismus“ zunehmend rationalistisch rechtfertigte. In der kritischen Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution und ihren Folgen entstanden schließlich die ersten großen politischen Programmschriften des Konservatismus (insbesondere bei Edmund Burke, Ernst Brandes, Friedrich Gentz, Adam Heinrich Müller und Karl Ludwig von Haller).

Der politische Begriff konservativ entstand erst um 1800 in England und Frankreich (conservative; conservateur) und wurde (nach der 1832 erfolgten Umbenennung der britischen Tory-Party in Conservative Party) seit den frühen 1830er Jahren auch in Deutschland übernommen. Der Konservatismus richtete sich seit der Revolution nicht mehr nur gegen den Absolutismus, sondern vor allem – und in erster Linie – gegen die verschiedenen Ausprägungen revolutionärer politischer Theorie und Praxis, zu welchen man neben dem Liberalismus und dem frühen Konstitutionalismus auch den Gedanken der radikalen Demokratie und (später) den des Sozialismus zählte.