Kosmogonie

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Kosmogonie (kosmogonía „Weltzeugung“; in älteren Texten auch Kosmogenie) bezeichnet Vorstellungen zur Entstehung (Weltentstehung) und Entwicklung der Welt bzw. des Kosmos: altgriechisch für (funkelndes) Schmuckstück. Sie legen die Weltentstehung entweder auf mythische Weise dar oder unternehmen Versuche, diesen Vorgang rational zu erklären. Kosmogonische Mythen sind in der Regel uralter Herkunft (bei einigen Völkern bis heute lebendig), kosmogonische Theorien hingegen Ergebnisse der Philosophie und jener Naturwissenschaften, die von ihr zur Erforschung dieses Themas bestimmt wurden.

Kosmogonie und Kosmologie sind keine klar voneinander abgegrenzten Begriffe; sie kommen sowohl in naturwissenschaftlichen als auch in philosophischen und mythischen Zusammenhängen zur Anwendung. Unter „Kosmologie“ versteht man jedoch vorwiegend jene Naturwissenschaft, die sich anhand Physik und Astronomie mit der heutigen Struktur des Weltalls beschäftigt, wobei die Kosmogonie als Teildisziplin speziell dessen Anfang aus einer energetischen Singularität und die weitere Entwicklung des raumzeitlichen Gefüges bis hin zu dessen Stillstand oder Rückkehr zu einer Singularität behandelt. (Urknall-, „Steadystate“- und Allpulsationstheorien)

Kosmogonische Mythen gehen mit dem unexpliziten Anspruch einher, den Ursprung der Welt umfassend vorstellbar zu machen, „Sinn“ zu stiften und so eine Grundordnung für den Menschen in seinem irdischen Lebensraum festzulegen. Wo Mythen Teil der kulturellen Identität sind, können sie ähnlich starke Überzeugungskraft wie die Wissenschaft haben.

Die philosophische Kosmologie der griechischen Vorsokratiker begann spekulativ unter Bezug auf weit ältere mythische Vorstellungen; beispielsweise existiert ein deutlicher Zusammenhang zwischen Thales’ Wasserwelt-Theorie und dem sumerischen Apsu. Der Vorsokratiker Parmenides überrascht mit der modern anmutenden Theorie eines Kosmos, der aus einer Entität seinen Anfang genommen habe und dahinein auch wieder enden werde. Diese Annahme entwickelte er auf dem Wege hochrationalen Denkens über die Beschaffenheit der Wahrheit sowie deren Abweichung: das nur noch „Wahrscheinliche“. Im Abstand von knapp 100 Jahren mündete dies in die Entwicklung der Ideen-Lehre Platons.

Am Beginn der Neuzeit war es René Descartes, der erstmals ein Weltentstehungsmodell auf Grundlage einer rationalistischen Metaphysik entwarf. Deren Gemeinsamkeit mit Platons Lehre stellt die Annahme voraussetzungslos gegebener Urteilsformen (Erkenntnis-Kategorien) dar: weder ‚synthetisch‘ weiter erklärbarer noch ‚analytisch‘ weiter zerlegbarer noumenaler Einheiten (‚Ideen‘), anhand derer unser Verstand die aufgefangenen Sinnesreize beurteilt und dadurch sortiert. Dieser Prozess verläuft unbewusst und erzeugt mittels ‚synthetischem‘ Zusammenbau der Reize komplexe Vorstellungen wie eine Rose oder das All der Phänomene, sowohl während des Schlafes – in Form symbolischer Handlungen unserer Träume – als auch im Wachen. Dies ist notwendig, um sinnvoll, d. h. gemäß einer Reihe natürlicher Bedürfnisse, auf die Quellen der Reize zu reagieren, sei es bei der Kommunikation, sei es bei der motorischen Kooperation, Theorie oder Praxis (reine Schau und Tun). Der Mensch ist ein Wesen, das wie der Kosmos gesetzmäßig einer unfassbar bleibenden Entität entstammt und aus dem Staub explodierter Sonnen evolutionierte, so genügt Darwins Theorie nicht, um fundiert zu erklären, was wir sind und was wir sollen, eigentlich wollen. Kosmologie ist auch die Lehre von der Evolution der unbelebten Materie, seit Äonen vor dem Beginn der Evolution der lebendigen Moleküle auf den dafür geeigneten Planeten.