Mecklenburgisch-Vorpommersch

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Das Mecklenburgisch-Vorpommersche (auch Mecklenburg-Vorpommersch; Eigenbezeichnungen Mękelborgsch und Vörpommersch) bildet eine Dialektgruppe des Ostniederdeutschen und wird überwiegend in Mecklenburg-Vorpommern gesprochen. Diese Dialekte sind einander äußerst ähnlich und besitzen gegeneinander keine scharfe Dialektgrenze, sondern fließende Übergänge.
Wie in allen ostniederdeutschen Dialekten fehlt der westniederdeutsche verbale Einheitsplural auf -t; stattdessen lautet der Einheitsplural -(e)n. Daneben kommt seit dem 19. Jahrhundert als Folge des Rückgangs der niederdeutschen Sprache auch der zweiförmige Plural analog zum Standarddeutschen vor.

Dialektgebiete[Bearbeiten]

Das definierende Merkmal des Mecklenburg-Vorpommerschen, das es von den westlich, östlich und südlich benachbarten niederdeutschen Mundarten abhebt, ist die Hebung von mnd. ê und ô vor r (ierst ‚erst‘, Uhr ‚Ohr‘, hüren ‚hören‘; sog. Mecklenburgisch-Vorpommersche Erhöhung). Weit verbreitet und Abgrenzungsmerkmal nach Süden und Osten ist zudem die Diphthongierung von mnd. ê und ô (hei ‚er‘, tau ‚zu‘), wobei diesen Diphthongen die Monophthonge e (für mnd. ê1, ê2a) und o (für mnd. ô2) gegenüber stehen. Das Mecklenburg-Vorpommersche greift bis in das nördliche Brandenburg aus. Da Teile des Märkischen ebenfalls eine Hebung von ê und ô vor r besitzen, ist ein wesentliches zusätzliches Unterscheidungsmerkmal zum Märkischen die Nutzung des Artikels dat gegenüber märkisch det.

Nach Wiesinger (1983, S. 882f., 885f.) gehören zum Mecklenburgisch-Vorpommerschen folgende Dialektbereiche mit folgenden Merkmalen:

  • Schwerinerisch im Gebiet um Schwerin-Rostock-Wismar-Güstrow, ehemaliges Territorium von Mecklenburg-Schwerin. Typisch ist die Diphthongierung von mnd. ô und ê (hei ‚er‘, tau ‚zu‘), sowie die Hebung vor r, jedoch ging die Diphthongierung der Hebung vor r voran (daher Beier ‚Bier‘).
  • Vorpommersch im Gebiet um Stralsund-Greifswald-Anklam. Typisch ist die Diphthongierung von mnd. ô und ê (hei ‚er‘, tau ‚zu‘), sowie die Hebung vor r, jedoch ging die Hebung der Diphthongierung voran (daher Bier ‚Bier‘). Das so definierte Dialektareal geht allerdings südlich über das historische Vorpommern hinaus bis an die Grenze zum Märkischen.
  • Strelitzisch im Gebiet um Neustrelitz-Neubrandenburg, ehemaliges Territorium von Mecklenburg-Strelitz. Typisch ist neben der Hebung vor r (ierst ‚erst‘) das Ausbleiben der Diphthongierung (to ‚zu‘, he ‚er‘)

Die Dialekte des historischen Mecklenburg (Strelitzisch, Schwerinerisch sowie die dazwischenliegenden Gebiete, die in ihren lautlichen Merkmalen mit dem Vorpommerschen übereinstimmen) werden traditionell auch als Mecklenburgisch zusammengefasst. Das Mecklenburgische geht im Westen fließend in das Holsteinische über, jedoch stellen das Westmecklenburgische (nördlich, westlich und südwestlich von Ratzeburg) und das Ostholsteinische (nördlich von Lübeck) die Mecklenburgisch-Vorpommersche Erhöhung nicht. Das Holsteinische teilt mit dem Mecklenburgischen einige Eigenheiten, welche sich in Holstein jedoch je nach Region mit den Charakteristika des Nordniedersächsischen abwechseln. Im Gebiet um Ratzeburg, das z. T. noch zum mecklenburgischen Dialektraum gezählt wird, existiert ein Dialektübergang, der sich teilweise bis auf das Hamburger Platt (Marsch) auswirkt und Eigenheiten des Mecklenburgischen und Holsteinischen innerhalb einzelner Dialekte tauscht und vermischt. So kennen die Gebiete westlich von Schwerin etwa den Einheitsplural auf -t, die Vierlande in Holstein aber die Diphthongierung und die in Mecklenburg-Vorpommern häufigere Verdrängung des v durch das b, wie etwa in den Worten aven bzw. aben. Der Wortschatz der mecklenburgischen Dialekte wurde in Richard Wossidlos Mecklenburgischem Wörterbuch erfasst.

Nach Osten hin geht das Mecklenburgische fließend in den Vorpommersche (Westpommersche) Dialekt über, der in Vorpommern gesprochen wird. Das Vorpommersche weist einige westslawische Einflüsse auf. Typisch ist eine harte, knappe Aussprache. Der Wortschatz der westpommerschen Dialekte wird erfasst und beschrieben im Pommerschen Wörterbuch.

Im Süden und Osten wird das Mecklenburg-Vorpommersche durch märkische Dialekte begrenzt, im Süden durch das Nordmärkische, im Osten durch das Mittelpommersche, wobei in beiden Fällen Übergangsareale existieren. Charakteristische Merkmale des Mecklenburg-Vorpommerschen, die es von beiden scharf abhebt, sind die Diphthongierung von mnd. ê und ô und die mecklenburg-vorpommersche Erhöhung vor r. Da ihm die Diphthongierung fehlt, bildet das Strelitzische als mecklenburgischer Dialekt auf märkischem Substrat einen Übergangsbereich zum Mittelpommerschen, wird jedoch aufgrund der Hebung vor r und aus wortgeographischen Gründen zum Mecklenburgisch-Vorpommerschen gerechnet (Teuchert 1934, S. 34). Da das verbliebene Sprachgebiet des Mittelpommerschen klein ist, an der östlichen Peripherie des Bundeslandes liegt und als wenig erforscht gilt, wird ihm in der Sprachpolitik von Mecklenburg-Vorpommern kein Sonderstatus eingeräumt.

Quellen[Bearbeiten]

  • Hubert Grimme: Plattdeutsche Mundarten. Göschen, Leipzig 1910 [eine der vier dargestellten Mundarten ist diejenige von Stavenhagen].