Niederdeutsche Sprache

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Die niederdeutsche Sprache (auch Plattdeutsch, Eigenbezeichnungen Plattdütsch, Plattdüütsch, Plattdütsk, Plattdüütsk, Plattduitsk u. a.) ist ein Kontinuum westgermanischer Dialekte, die v. a. in Norddeutschland und im Osten der Niederlande gesprochen werden. Im nördlichen Westdeutschland und in den Niederlanden wird auch die Bezeichnung Niedersächsisch bzw. Nedersaksisch verwendet, in Ostdeutschland nicht. Als Kurzform zur Bezeichnung Plattdeutsch wird auch verkürzend Platt verwendet. Diese Kurzbezeichnung ist jedoch insofern unscharf, als sie über das Niederdeutsche hinaus auch auf niederfränkische und mitteldeutsche Dialekte angewandt wird, die eindeutig nicht der niederdeutschen Sprachgruppe zuzurechnen sind, etwa das Nordhessische.

Die niederdeutschen Sprachformen bilden zusammen mit den hochdeutschen, niederfränkischen und friesischen Sprachformen das kontinentalwestgermanische Dialektkontinuum. Wie bei Mittel- und Oberdeutsch lässt sich die Bezeichnung Niederdeutsch geographisch herleiten: Das Niederdeutsche bezeichnet Sprachformen, die in den tiefer gelegenen, also „niederen“ nördlichen Regionen beheimatet sind. Die niederdeutschen Dialekte weisen aufgrund ihrer gemeinsamen Herkunft aus der Gruppe der nordseegermanischen Sprachen Ähnlichkeiten mit dem Englischen und dem Friesischen auf. Definierende Merkmale des Niederdeutschen sind das Ausbleiben der zweiten germanischen (hochdeutschen) Lautverschiebung (im Gegensatz zu den mittel- und oberdeutschen Mundarten und damit auch vom Hochdeutschen, die diese Lautverschiebung vollzogen haben), das Ausbleiben der Palatalisierung (im Gegensatz zum Friesischen) und die Verwendung von Pronomina und Artikeln mit d- (im Gegensatz zum Niederfränkischen und zur Dachsprache Niederländisch).

Eine gemeinsame niederdeutsche Schriftsprache existiert nicht, bestand aber bis in das 16. Jahrhundert (Mittelniederdeutsche Schriftsprache). Das moderne Niederdeutsche (Neuniederdeutsch) ist in zahlreiche Dialekte gegliedert (vgl. Westniederdeutsch und Ostniederdeutsch). Die mittelniederdeutsche Kanzlei- und Rechtssprache des 13. bis 16. Jahrhunderts wurde auch als Verkehrssprache in Handel und Diplomatie sowie als Literatursprache verwendet (siehe Hansesprache, Sachsenspiegel) und war überregional geprägt, bestand aber schon damals neben verschiedenen gesprochenen Dialekten. Als Literatursprache wird Niederdeutsch teilweise bis in die Gegenwart verwendet, allerdings auf Basis regionaler Dialekte. Heute stehen die verbliebenen niederdeutschen Dialekte unter starkem Einfluss der jeweiligen Dachsprache, des Standarddeutschen und des Standardniederländischen. Teilweise wurden sie durch neue, auf hochdeutscher Grundlage gebildete Regiolekte mit niederdeutschem Substrat abgelöst (z.B. Ruhrdeutsch, Missingsch, Berlinisch).

Name und Status[Bearbeiten]

Eigenbezeichnung[Bearbeiten]

Übliche zeitgenössische Eigenbezeichnungen des Niederdeutschen sind Plattdütsch, Plattdüütsch, Plattdütsk, Plattdüütsk, Plattduitsk und ähnliche. (Der Ausdruck Platt hingegen ist mehrdeutig und wird nicht ausschließlich in Bezug auf das Niederdeutsche verwendet; auch im westmitteldeutschen Sprachraum, etwa im Rheinland und der Eifel, bezeichnen Mundartsprecher ihre Mundart so.)

Die Schreibung Plattdüütsch' nach Johannes Saß, der eine niederdeutsche Rechtschreibung mit Blick auf Konventionen und Dialekte Niedersachsens und Schleswig-Holsteins festgelegt hat, ist heute am weitesten verbreitet. Im ostniederdeutschen Sprachraum herrscht – möglicherweise durch die fehlende geographische Nähe zum Niederländischen, das lange Vokale oft doppelt schreibt, die Schreibung Plattdütsch vor.

In Gebieten mit ursprünglich Ostfriesisch sprechender Bevölkerung ist umgangssprachlich die Bezeichnung Plattdütsk üblich.

Die dem Niederpreußischen entsprungenen mennonitischen, osteuropäischen und panamerikanischen Dialekte werden als Plautdietsch bezeichnet. (In diesen Mundarten ist kurzes altniederdeutsches /a/ unter bestimmten Bedingungen zu /au/ diphthongiert.)

Daneben wird auch die Bezeichnung Nedderdütsch, -düütsch, -dütsk, -düütsk verwendet, in den Niederlanden hingegen vor allem (Neder)saksisch. Dagegen bezieht sich der deutsche Ausdruck Niedersächsisch in der Regel nur auf die westlichen niederdeutschen Mundarten, die sich vom Ostniederdeutschen abheben, das in seiner Entstehungszeit, der deutschen Ostkolonisation, auch vom Niederfränkischen beeinflusst wurde. In ähnlicher Weise ist im Englischen Low Saxon als Synonym für Low German gebräuchlich, in einem engeren Sinne jedoch wiederum nur für die in den Niederlanden, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gesprochenen Dialekte.

Die Bezeichnung Niedersächsisch bzw. Nedersaksisch ist die Grundlage des ISO-639-3-Codes nds.