Meister von Meßkirch

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Als Meister von Meßkirch (tätig zwischen 1515 und 1540) wird ein namentlich nicht bekannter deutscher Maler der Renaissance bezeichnet.

Entwicklung der Namenszuschreibungen[Bearbeiten]

Zunächst waren die Bilder der Altarausstattung von Sankt Martin in Meßkirch, die von Joseph von Laßberg wiederentdeckt wurden und die über dessen Sammlung und die Sammlung Hirscher, dem er bereits zwischen 1816 und 1821 mindestens zwei Mitteltafeln und 15 teilweise beidseitig bemalte Seitentafeln veräußert hatte, Kunstkennern bekannt geworden. Später wurden auch andere Werke, wie der Wildensteiner Altar, der über den Erbgang in die Fürstlich Fürstenbergische Sammlungen gelangt war, diesem Maler zugeschrieben.

Die Frage von Zuschreibungen und die kontroversen Diskussionen darüber stellten den Versuch der jungen Kunstwissenschaft dar, die durch die Säkularisation freigewordenen und nun zumeist in Privatsammlungen zu findenden altdeutschen Kulturgüter zu klassifizieren.

Gustav Friedrich Waagen hatte auf einer Studienreise sowohl Joseph von Laßbergs als auch Hirschers Sammlung besucht und kam 1848 zum Schluss, die Werke dieses unbekannten Malers Barthel Beham zuzuschreiben. Sulpiz Boisserée und Melchior Boisserée hatten im Zuge der Restaurierung des Donaueschinger Bestandes in den Jahren 1837/38 bei Mattenheimer wegen der sehr starken motivischen Anleihen bei Albrecht Dürer dessen zeitweiligen Ateliermitarbeiter Hans Schäufelin ins Gespräch gebracht. Aber sowohl Alfred Woltmann als auch Hubert Janitschek und Wilhelm von Bode plädierten zunächst auch auf Barthel Beham.

Die Abgrenzung von Beham nahm Karl Koetschau 1893 vor. Er verwendete hier den von Adolf Bayersdorfer 1882 in einem „Katalog der im germanischen Museum befindlichen Gemälde“, als „Meister des Meßkircher Altars“ eingeführten und von Robert Vischer 1885 verkürzten Namen „Meister von Meßkirch“.

Mit der Etablierung eines Namens und der Verortung im Raum um die Obere Donau wurden jetzt wiederum die Lokalforscher aktiv, die sich bemühten, den Meister mit Malern aus der Region in Verbindung zu bringen.

Ansgar Pöllmann stellte die Hypothese auf, dass der Meister von Meßkirch mit Jörg (oder Jerg) Ziegler gleichzusetzen sei und griff dazu auf einen manipulierten Bildbeweis zurück. Er behauptete einerseits, dass es kein unsigniertes Bild des Meisters von Meßkirch gebe und dass er auf der Tafel „Der Heilige Benedikt als Einsiedler im Gebet“ eindeutig die Signatur „1524 jergz“ identifizieren könne. Obwohl spätere, mehrmalige Untersuchungen keine solche Signatur feststellen konnten, konnte sich die Pöllmann-These bis in die 1990er Jahre halten.

Christian Altgraf zu Salm hatte in seiner Dissertation 1950 als archivalisch nicht belegbare Möglichkeit eine Zuordnung zu Peter Strüb dem Jüngeren aus der Malerfamilie Strüb vorgeschlagen. Hans Dieter Ingenhoff griff das 1962 in seiner Dissertation auf. Dies wurde aber bereits im selben Jahr von Johann Adam Kraus widerlegt, der darauf hinwies, dass Peter Strüb der Jüngere bereits 1536 so erkrankt war, dass er sich in das Veringer Stadtspital einkaufte und dass er 1540 bei der Abfassung seines Testaments „bresthaft […] geführt, getragen und geschlaifft“ werden musste. Also genau zu der Zeit, als er in Meßkirch sein Hauptwerk geschaffen haben sollte.

In der Johanniterhalle in Schwäbisch Hall, dem Ausstellungsort der Gemälde und Skulpturen Alte Meister der Sammlung Würth, werden die Gemälde des Meisters von Meßkirch mit dem Klammerzusatz „(Joseph Maler aus Balingen?)“ präsentiert. Ist dies Joseph Weiß aus der in Balingen archivalisch nachgewiesenen Malerfamilie Weiß? Auf Vorarbeiten von Paul Ganz und Walter Hugelshofer hatte Hans Rott 1933 in seinen Quellen- und Forschungsbänden zur Kunst im Bodenseeraum „Balingen und die Maler Weiss“ identifiziert. Er teilte das Werk des Meisters von Meßkirch auf die von ihm identifizierten Mitglieder dieser Malerfamilie auf: In ein Frühwerk, das er dem Vater Marx Weiß dem Älteren zuschrieb, die Hauptwerke ab 1530 dem ältesten Sohn Joseph Weiß, den er als den eigentlichen Meister von Meßkirch ansah, und das spätere Werk, dem jüngeren Bruder Marx Weiß dem Jüngeren, den er als unselbständigen Werkstattgehilfen bezeichnete.

Von den künstlerischen Tätigkeiten Joseph Weiß' ist in Balingen, von einer Ausnahme abgesehen, nichts bekannt. Bei der Renovierung der Kugel der Kirchturmspitze der dortigen Stadtkirche fand man 1743 eine zwischenzeitlich verloren gegangene Urkunde aus dem Jahr 1541, die 1914 noch im Dekanatsarchiv vorlag. Im Stadtarchiv hingegen wurde die Kopie ordentlich verwahrt. Darin heißt es: „Ouch hat vergilt Joseph Weiß Maler zu Balingen den Sternen und den Mond daruf“. Es ist dies auch die einzige Urkunde, die den Namen Weiß explizit nennt.

Nun gibt es aber auch eine von Josef Hecht im Fürstlich Hohenzollerischen Archiv gefundene Rentkammernotiz von 1561: „Item uf den 7. tag Augusti wurden dem Meister Joseph, dem mahler zu Balingen, von meines gnäd. Herrn graf Carls herr vater Itelfriderichen seliger gedechtnus uf ein hülzin tafel 4 schuch hoch aufs fleißigest zu machen zahlt, laut zettels 24 fl. 4 bz.“ Er identifiziert dieses Bild mit dem 1561 postum geschaffenen Porträt Eitel Friedrich III. von Hohenzollern. Geht man jetzt davon aus, dass das Bild von 1520 und das von 1561 vom selben Maler oder auf einer gemeinsamen Vorlage beruhen, so ließe sich eine Identität, oder zumindest eine Werkstattzugehörigkeit von Joseph Weiß und dem Meister von Meßkirch konstruieren.

Die auf Zinn gemalte, verkleinerte Kopie einer Mitteltafel der Nebenaltäre von St. Martin in Meßkirch, die sich im Louvre befindet (Christus vor Kaiphas und die Verleugnung Petri), ist unten links mit einem W signiert. Der Restaurator und Kunsthistoriker Bernd Konrad hat bei der Restaurierung des Chors des Münster von Reichenau-Mittelzell eine Signierung und Datierung (1555) durch Marx Weiß festgestellt, die der auf dem Züricher Göldlin-Scheibenriss entspricht. Ein ligiertes Monogramm mit eingestelltem, halbseitig geschachtetem Kreis: Mw, interpretiert als Marx Weiß, Bal(l)ingen. Es lässt sich feststellen, dass auf Basis von Vorlagen, die auf den Meister von Meßkirch beruhen, noch bis in die 1560er Jahre gearbeitet wurde. So wird auch eine Votivtafel für Johann von Ehningen-Neuneck († 1562) diesem Spätwerk zugeordnet. Es wäre dies das einzige Werk, das einem protestantischen Auftraggeber zuzuordnen wäre.

Wenn es also immer noch schwerfällt, das Werk einem konkreten Meister zuzuweisen, so ist zumindest zu erkennen, dass in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine gemeinsame Werkstatt tätig war, in der auch Vorlagen ausgetauscht wurden und die einen gemeinsamen Malstil pflegte.