Nomadismus

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Nomadismus ist (im deutschen Sprachraum) ein Überbegriff für die traditionelle Wirtschafts- und Gesellschaftsform der Hirtenvölker trockener und kalter Wüsten, Steppen und Tundren, in denen dauerhafter Bodenbau keine Perspektive hat. Hirtenvölker betreiben Fernweidewirtschaft auf natürlichem Weideland (mobiler Pastoralismus) und verlegen je nach Zustand der Weiden ihren Wohnort. Nomadische bzw. halbnomadische Reitervölker spielten vor allem in der eurasischen Steppe eine wichtige Rolle.

Wichtige gemeinsame Kulturelemente von Hirtenvölkern sind transportable oder leicht zu errichtende Behausungen (zumeist Zelte), ähnliche materielle Kultur und allgemein geringer Besitz.

Als Nomaden werden jedoch nicht nur die Angehörigen der hier behandelten Hirtenvölker bezeichnet, sondern alle Menschen, die häufiger ihren Wohnplatz wechseln (Nomade). In dieser weiter gefassten Bedeutung wird Nomadismus – im Sinne von „Nomadentum“ – in vielen europäischen Sprachen verwendet. Zur deutlicheren Unterscheidung werden im Deutschen bisweilen die Begriffe Hirtennomadismus oder Pastoralnomadismus verwendet.

Die ganzjährige nicht-motorisierte Wanderung einer vollständigen, sich weitgehend selbst versorgenden, Hirten-Gemeinschaft mit ihrem Vieh ist heute äußerst selten. Die Verwendung des Begriffes für heutige Hirtennomaden ist deshalb umstritten.

Gleichwohl ist die ökologisch nachhaltigste, am besten angepasste und nach wie vor häufigste Bewirtschaftungsform der kargen Trockenräume die Fernweidewirtschaft. Daher wird in der Fachliteratur eine Trennung der Bezeichnungen in eine kulturwissenschaftliche/historische und eine wirtschaftliche Begrifflichkeit gefordert. Insofern werden die modernisierten, heute mehr oder weniger marktorientierten Formen der postnomadischen Extensivhaltung von Weidevieh häufig unter dem Begriff Mobile Tierhaltung zusammengefasst.

Versuche einer Neudefinition[Bearbeiten]

Heute existiert bei den mobilen Tierhaltern eine Vielzahl verschiedener Lebensweisen: Von bezahlten, angestellten Hirten bis hin zu allen denkbaren Formen eines räumlichen, zeitlichen oder sozialen „Teilzeitnomadismus“. Daher plädieren einige Wissenschaftler für eine Definition des Begriffs, die sich auf die heutige Fernweidewirtschaft bezieht. Zwei konträre Beispiele:

  • Vorschlag zur Einengung des Begriffes auf die Mobile Tierhaltung:

Zitat
"Nomadismus sollte als zeitlich ungebundener, übergreifender Rahmenterminus für eine mobile, auf Wanderviehwirtschaft basierende Lebens- und Wirtschaftsweise verstanden werden." - [[Fred Scholz]

  • Vorschlag zur Erweiterung des Begriffes auf alle nomadischen Lebensmodelle:

Zitat
"Nomadisch sind Organisationsformen von Arbeit und Leben, die in Person, Arbeitsmitteln, Arbeitsplatz und Wohnungen beweglich sind, die es erlauben, geo- oder sozialklimatischen Unbilden auszuweichen." - Andreas Gruschke