Traditionelle Wirtschaftsform

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Als traditionelle Wirtschaftsform (konkret Landwirtschaftsform) werden verschiedene überlieferte, tradierte wirtschaftliche Strategien zur Sicherstellung des Lebensunterhalts ihrer Betreiber bezeichnet. Übliche Bezeichnungen sind auch traditionelle Bewirtschaftungsform, -Wirtschaftsweise, -Subsistenzstrategie oder traditionelles landwirtschaftliches Betriebssystem. Die genannten Bezeichnungen werden in den Fächern Geographie, Ethnologie, Kulturökologie, sowie in der Archäologie verwendet.

Die jeweilige Bewirtschaftungsform ist gekennzeichnet durch Arbeit in direkter Auseinandersetzung der Menschen mit ihrer natürlichen Umwelt (wovon leben sie?), verbunden mit einer typischen Produktion von Gütern (was stellen sie her?) unter Einbeziehung der sozialen Bedingungen (wer macht was?) und einer energieeffizienten und nachhaltigen Anpassung an die natürliche Umwelt (wie wird die Versorgung sichergestellt?).

Traditionelles Wirtschaften ist das Gegenstück zur Erwerbswirtschaft und vorwiegend auf die Selbstversorgung von lokalen Gemeinschaften und indigenen Gruppen ausgerichtet. Es ernährte im Jahre 2013 etwa 2,7 bis 3 Milliarden Menschen auf der Erde, über 40 Prozent der Weltbevölkerung.

Die Bezeichnungen Subsistenzstrategie, -typ oder -form (oft auch ohne das Adjektiv traditionell) werden in der Ethnologie häufig gleichbedeutend verwendet, obwohl damit streng genommen nur der Teilaspekt des reinen Unterhalts benannt wird.

Allgemeine Merkmale[Bearbeiten]

Traditionelle Wirtschaftsformen weisen aufgrund der geographischen und klimatischen Unterschiede auf der Welt eine große Vielfalt auf. Dennoch lassen sich eine Reihe gemeinsamer Merkmale feststellen:

  • Ursprüngliche Kreislaufwirtschaften mit ausgeglichenem Energieeinsatz und Energieertrag (siehe auch: Energiefluss)
  • Schwerpunkt ist die Deckung des Eigenbedarfes ohne Überschüsse (Subsistenzwirtschaft), die ebenfalls ein wesentliches Kriterium für die Einstufung einer lokalen Gemeinschaft ist
  • wirtschaftliches Handeln ist weitgehend ein Aspekt verwandtschaftlichen Verhaltens und steht damit im krassen Gegensatz zum Gewinnstreben in kapitalistischen Marktwirtschaften; dennoch ist eine zunehmend marktorientierte Produktion durch die globalen Einflüsse zu beobachten
  • Die Bewahrung der Balance zwischen Mensch und Natur spielt eine existentielle Rolle. Mythologie und ethnische Religionen spielen – sofern noch vorhanden – in diesem Zusammenhang die Rolle moralischer Instanzen.
  • langsame, nachhaltige und kontinuierliche Anpassung der Landnutzung an die jeweiligen Standortbedingungen seit Jahrhunderten
  • Einsatz eines erprobten und gewachsenen traditionellen Wissens
  • zusätzliche Nutzung wilder Pflanzen- und Tierarten für die Ernährung, als Medizin, als Rohstoff oder zur Weiterzüchtung domestizierter Arten
  • große Anzahl nebeneinander eingesetzter, seit Generationen kultivierter und verbesserter traditioneller Pflanzensorten bzw. Nutztier-Rassen
  • unter der Voraussetzung geringer Bevölkerungsdichten (deutlich unter 100 E/km²) erhalten oder vergrößern die extensiven Formen traditionellen Wirtschaftens die biologische Vielfalt (Biodiversität)