Lokale Gemeinschaften

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Die Bezeichnung lokale Gemeinschaften wird für kleine, zusammengehörige Bevölkerungsgruppen verwendet, die mit Hilfe traditioneller Wirtschaftsweisen – sprich: ohne den Einsatz industrieller Technologien – eine potentiell bedarfswirtschaftlich orientierte Lebensweise führen (Subsistenzwirtschaft). Dabei kann es sich beispielsweise um Bauern, Fischer, Jäger und Sammler, ländliche Gemeinschaften oder Nomadengruppen handeln. Bis in die 1980er Jahre wurden solche Gruppen noch unter der Bezeichnung „Naturvölker“ zusammengefasst, die in populären Veröffentlichungen immer noch zu finden ist. Der Begriff wurde jedoch als abwertend und irreführend (zumeist im Sinne von „kulturlose Völker“) aus der Wissenschaft verbannt. Indes existiert im englischsprachigen Raum der Begriff Ecosystem people (Ökosystem-Menschen), der für Menschen steht, die von einem oder wenigen benachbarten Ökosystemen leben. In diesem Sinne sind auch die Mitglieder lokaler Gemeinschaften „Ökosystem-Menschen“.

In der Konvention über die biologische Vielfalt der Vereinten Nationen (UNCED) wird der synonyme Terminus „Indigene und lokale Gemeinschaften mit traditionellen Wirtschaftsformen“ verwendet.

Begriffsfindung[Bearbeiten]

Die Bezeichnung „lokale Gemeinschaften“ (engl. Local Communities) wurde auf internationaler Ebene erstmals 1995 vom amerikanischen Anthropologen und Biologen Darrell Addison Posey vorgeschlagen. Sie wird mittlerweile auch als Alternative für „indigene Gemeinschaften“ verwendet – allerdings gibt es drei wesentliche Unterschiede:

  1. Indigene sind die Nachkommen der ursprünglichen autochthonen Bevölkerung („einheimisch, eingeboren“). Auch heute noch empfinden sie häufig eine spirituelle Bindung zu ihren Lebensräumen, auf die sie nicht selten Landrechtsansprüche geltend machen. Die Bezeichnung „indigen“ trägt immer eine politische Bedeutung, die mit Forderungen nach Selbstbestimmung und Mitwirkung verbunden ist, die von den Betreffenden selbst geäußert werden. Die Bezeichnung lokale Gemeinschaften umfasst dagegen auch solche nicht indigenen Bevölkerungsteile, die während der Kolonisierung in neue Wohngebiete vertrieben wurden und die kein eigenes politisches Selbstverständnis haben, beispielsweise in Brasilien die Nachfahren schwarzer Sklaven (Quilombolas) oder die Kautschukzapfer.
  2. Die Bezeichnung lokale Gemeinschaft zielt bewusst nur auf Bruchteile eines Volkes und nicht auf ganze Völkerschaften (wie der aufgegebene Begriff „Naturvölker“, der auch in diesem Sinne unkorrekt ist). Indigene Ethnien sind heute weniger homogen denn je und häufig geht nur noch ein kleiner Teil ihrer Angehörigen in lokalen Dörfern dem traditionellen Leben nach.
  3. Im Gegensatz zu den lokalen Gemeinschaften werden mit „Ökosystem-Menschen“ nicht nur indigene oder ethnisch abgrenzbare Dorfgemeinschaften bezeichnet, sondern überdies große Bevölkerungsteile vieler sogenannter Entwicklungsländer, die traditionell subsistenzorientiert wirtschaften.
  4. Während lokale Gemeinschaften per Definition potentielle Selbstversorger sein müssen, ist die (heutige) Lebens- oder Wirtschaftsweise kein Kriterium für indigene Völker.

Insbesondere von afrikanischen Staaten wird die Bezeichnung lokal statt indigen bevorzugt, da die autochthone (ursprüngliche) Bevölkerung in fast ganz Afrika die Mehrheit darstellt.

In der Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen (UNCED) wird seit 1993 für ein besseres Verständnis die Beschreibung "indigene und lokale Gemeinschaften mit traditionellen Wirtschaftsformen" verwendet.