Pädagogikunterricht

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Pädagogikunterricht umfasst alle Fächer der pädagogischen Fächergruppe des allgemein- und berufsbildenden Schulwesens, in denen es im Schwerpunkt um die Vermittlung pädagogischen Wissens und um pädagogische Bildung geht. In der Konsequenz wird Pädagogik vielfach als das Bildungsfach bezeichnet, weil nicht nur pädagogische Bildung vermittelt, sondern diese selbst zum Thema gemacht wird und dadurch beim Schüler bildungsfinalisierende Entwicklungen fördert. Pädagogikunterricht ist – nach dem deutschen Erziehungswissenschaftler Erich E. Geissler – der Ort, an dem Bildung thematisiert und in der Konsequenz auch reflektiert wird. Somit ermöglicht das Fach im besten Fall die Überleitung zu einer selbstständigen Selbstbildung.

Zur Geschichte des Schulfachs[Bearbeiten]

Die Anfänge des Unterrichtsfaches Pädagogik im 19. Jahrhundert in Deutschland hängen zusammen mit der Einführung der beruflichen Qualifizierung in vielen Berufen.

Unter dem Einfluss, u. a. der Pädagogik Friedrich Fröbels, wurde der Ruf nach fachlich qualifizierten Erziehern immer lauter. Aber erst 1911 erschien „ein für sozialpädagogische Berufe (Kindergärtnerin, Jugendleiterin) qualifizierter Pädagogikunterricht in einer staatlichen Ausbildungs- und Prüfungsordnung“. Von diesem Zeitpunkt an konnte sich die pädagogische Fächergruppe in Deutschland zur beruflichen Qualifizierung, z.B. von Erzieherinnen, etablieren.

Grundsatz in nahezu allen Ausbildungsbereichen ist der Erwerb fachlich gesicherten pädagogischen Wissens und pädagogischer Fähigkeiten mit dem Ziel, an der „Gestaltung gegenwärtiger und zukünftiger gesellschaftlicher Wirklichkeit in individueller und sozialer Verantwortung mitzuwirken“.

1908 wurde im Zuge der Neuordnung des höheren Mädchenschulwesens in Preußen auf „allerhöchsten Erlaß“ das Fach Pädagogik erstmals in Deutschland als allgemeinbildendes Schulfach eingeführt.

Bis in die 1960er Jahre als reines Mädchenfach bekannt, wurde es durch die Saarbrücker Rahmenvereinbarung der Kultusministerkonferenz zum ersten Mal auch Jungen zugänglich.

Seit 1972 wurde Pädagogik im Zuge der Reform der gymnasialen Oberstufe in den Kanon der Wahlpflichtfächer des gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeldes aufgenommen. Es kann seitdem als Grund- und Leistungskurs gewählt und damit Abiturfach werden. Wie für alle anderen Fächer, existiert auch für Pädagogik eine von der Kultusministerkonferenz herausgegebene Einheitliche Abiturprüfungsanforderung (EPA).

Seit den 1970er Jahren wurde in Schulversuchen erprobt, Pädagogik als Fach der Sekundarstufe I in verschiedenen Schulformen zu unterrichten. Fast immer waren diese Versuche erfolgreich und führten zur Aufnahme in die Stundentafeln unter verschiedenen Fächernamen (Pädagogik/Sozialpädagogik/Erziehungskunde/Erziehungslehre/Sozialwesen etc.).

In den 1970–1980er Jahren entstand bei der Diskussion um die Pädagogik als Schulfach im Rahmen der Erzieherausbildung (im berufsbildenden Schulwesen) eine ungeahnte Dynamik, obwohl Schulbücher für diesen Bereich Mangelware waren. Lehrer und Schüler halfen sich damit, dass sie wissenschaftliche (R. und A.-M. Tausch; Lotte Schenk-Danzinger; Elizabeth Hurlock.) und populärwissenschaftliche Publikationen zu Schulbüchern machten, was der Schulverwaltung nicht überall gefiel. In den Lehrplangruppen des Kollegschulversuches in NRW wurden (in den 1990er Jahren) nach und nach Unterrichtsmaterialien erarbeitet, die den Schulen als Kursmaterial zur Verfügung gestellt wurden und als verpflichtend für den Pädagogikunterricht (und verwandte Fächer: Didaktik-Methodik, Spiel, Recht) galten. Das Schulbuch zur Fächergruppe Pädagogik (Erziehungswissenschaft/en, Sozialpädagogik usw.) ist also erst Ende des letzten Jahrhunderts entstanden; sowohl für den allgemeinbildenden als auch für den berufsbildenden Bereich des deutschen Schulsystems. Die Schulbuchautoren hatten demnach noch einen großen Einfluss auf die Didaktik des Pädagogikunterrichts – wie etwa Heinz Dorlöchter, Gudrun Maciejewski, Edwin Stiller im allgemeinbildenden (gymnasialen) Bereich mit dem Projekt: Phoenix – der etwas andere Weg zur Pädagogik.

Im beruflichen Schulwesen wurde in den 1970er Jahren in Nordrhein-Westfalen ein bedeutender Schulversuch begonnen, der die berufliche Bildung von Grund auf verändern – und natürlich auch den Pädagogikunterricht umstrukturieren sollte: Das Bundesland richtete landesweit fächerübergreifende Lehrplangruppen im Berufsschulbereich ein, um die Kollegschule zu etablieren. Wissenschaftlich begleitet wurde dieses auf breiter Basis angelegte Projekt ab 1972 von den Pädagogen Herwig Blankertz (Universität Münster) und später von Andreas Gruschka (1990–1994). In dieser Zeit gab es allerdings in NRW (in der Erzieherinnenausbildung) daneben auch noch das herkömmliche berufsbildende System (mit dem klassischen Fach Pädagogik, neben Didaktik/Methodik und Spiel), das erst zwei Jahrzehnte später eine Reform erfuhr. Neue Lehrpläne der Kollegschule wurden in Schwerpunktfächern von Lehrergruppen auf Landesebene (im Landesinstitut Soest) geschrieben und zeitnah erprobt. Neue didaktische Strukturen wurden in intensiven und aufwändigen Diskussionen entwickelt und im Unterricht sowie in den Praktika der Schüler umgesetzt. Eine völlig neue Verlinkung von Praxis und Theorie wurde damit gewagt, die heute noch sichtbar ist. Ziele waren u. a., dass an berufsbildenden Schulen die Fachhochschulreife und das Abitur gemacht werden konnten, integriert in die Berufsausbildung. Damals wurden solche Veränderungen selbst im berufsbildenden System von konservativen Lehrerverbänden heftig angefeindet; die Schüler seien nicht in der Lage, den beruflichen Abschluss und das Abitur zu bewältigen, wurde behauptet (Verband der Lehrer an Berufskollegs in NRW (vlbs), Düsseldorf). Der Schulversuch sollte 20 Jahre dauern – einer der längsten in der deutschen Bildungspolitik. Im Zuge dieser fast basisdemokratischen Reform wurden im sozialpädagogischen Bereich die bis dahin eigenständigen Fächer Pädagogik und Psychologie zusammengelegt zum Fach Erziehungswissenschaften – mit Inhalten aus Pädagogik, Psychologie (vor allem Entwicklungspsychologie und Verhaltensbeobachtung) und Soziologie in integrierter Fassung. Das heißt u.a.: Situationen der Erziehungspraxis wurden mit Hilfe pädagogischer, psychologischer und soziologischer Fragestellungen reflektiert, analysiert und bewertet (siehe auch Erzieher).