Preußen

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Preußen war ein deutscher Staat, der aus dem Kurfürstentum Brandenburg hervorgegangen war und in seiner größten Ausdehnung fast ganz Deutschland nördlich der Mainlinie umfasste und im Nordosten bis zum Baltikum und im Südosten bis in die Nähe der Oder-Quelle reichte.

Ursprünglich bezeichnete der Name Preußen nur den Kern des Deutschordensstaats im einstigen Stammesgebiet des westbaltischen Volkes der Prußen. Als dieser Staat zerbrach, entstand 1525 aus dem östlichen Teil seines Kerngebietes das Herzogtum Preußen, das 1618 von den brandenburgischen Kurfürsten geerbt wurde. Nachdem sich Kurfürst Friedrich III. 1701 im Herzogtum zum König Friedrich I. gekrönt und das Herzogtum zum Königreich erhoben hatte, trat allmählich als Landesbezeichnung an Stelle von „Brandenburg“ der ranghöhere Landschaftsname „Preußen“ als einheitlicher Name für alle von den brandenburgischen Kurfürsten regierten Gebiete.

Schon unter Friedrich II. (Friedrich der Große) – dem Enkel Friedrichs I. – stieg das Land zur zweiten deutschen und fünften europäischen Großmacht auf. Seine territoriale Ausdehnung hatte sich bis zum Tode Friedrichs des Großen im Vergleich zu 1701 bereits etwa verdoppelt.

Preußen war ein Gliedstaat im 1815 gegründeten und von Österreich dominierten Deutschen Bund. Der von Preußen 1866 selbst gegründete Norddeutsche Bund wurde von ihm dominiert und war die Vorstufe zum 1871 gegründeten und alle deutschen Länder (außer Österreich) umfassenden Deutschen Reich, bei dessen Gründung Preußen die treibende Kraft war.

Infolge der Novemberrevolution von 1918 wurde aus dem monarchischen Preußen der Freistaat Preußen. Dieser war in der Weimarer Republik bis zum Preußenschlag von 1932 ein Hort der Demokratie und der politischen Stabilität. In der Zeit des Nationalsozialismus verlor Preußen endgültig seine Autonomie. Im Jahr 1947 erklärte der Alliierte Kontrollrat Preußen auch de jure für aufgelöst.

Die Hauptstadt des Herzogtums und späteren Königreichs Preußen war Königsberg, die des Kurfürstentums Brandenburg und des späteren Großstaates Preußen hingegen Berlin.

Überblick[Bearbeiten]

Die ursprüngliche historische Landschaft Preußen, benannt nach ihren baltischen Ureinwohnern, den Prußen, entsprach in etwa dem späteren Ostpreußen. Nachdem der Deutsche Orden das Preußenland unterworfen hatte, das aufgrund der päpstlichen Bulle von Rieti (1234) keinem weltlichen Lehnsherren unterstand, bildete Preußen zusammen mit Pommerellen das Zentrum des Deutschordensstaates. Dessen Gebiet wurde 1466 im Zweiten Frieden von Thorn geteilt: in das der polnischen Krone direkt unterstehende Königliche Preußen, das Pommerellen einschloss, und in den Restordensstaat, der die polnische Lehenshoheit anerkennen musste. Durch dessen Säkularisation entstand 1525 das weltliche Herzogtum Preußen, das 1618 durch Erbschaft an die Kurfürsten von Brandenburg fiel. Diese regierten nun beide Länder in Personalunion.

Kurfürst Friedrich Wilhelm konnte das Herzogtum 1657 aus der polnischen Lehensabhängigkeit lösen. Da es außerhalb der Reichsgrenzen lag, war er dort nunmehr ein souveräner Herrscher. Dies nutzte sein Sohn Kurfürst Friedrich III., um sich 1701 als Friedrich I. zum König in Preußen zu krönen. Zentrum des hohenzollernschen Herrschaftsgebiets blieb nach wie vor die Mark Brandenburg. In den von Friedrich II. ausgelösten Schlesischen Kriegen stieg der nun als Preußen bezeichnete Staat zur zweiten deutschen und fünften europäischen Großmacht auf. In derselben Epoche entwickelte sich Preußen zu einem Zentrum der Aufklärung in Deutschland. Nach der Niederlage gegen das napoleonische Frankreich verlor Preußen 1806 große Teile seines Staatsgebiets, errang aber schon wenige Jahre später infolge der Stein-Hardenbergschen Reformen und der siegreichen Teilnahme an den Befreiungskriegen mehr Macht und Ansehen als zuvor.

Der Wiener Kongress brachte Preußen 1815 erhebliche territoriale Zugewinne, vor allem im Westen Deutschlands. Im neugegründeten Deutschen Bund war es die bedeutendste Macht nach Österreich. Im Zuge der Märzrevolution von 1848 entstand erstmals die Idee einer kleindeutschen Reichseinigung unter preußischer Führung. Obwohl König Friedrich Wilhelm IV. die ihm von der Frankfurter Nationalversammlung angetragene Kaiserkrone 1849 ausschlug, setzte die nationalliberale Bewegung ihre Hoffnungen auf ein geeintes Deutschland zunehmend auf Preußen. Dessen Sieg im Deutschen Krieg führte 1866 zum Ausschluss Österreichs aus Deutschland und zur Auflösung des Deutschen Bundes. An seiner Stelle bildete Preußen mit den deutschen Staaten nördlich der Mainlinie den Norddeutschen Bund. Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 traten auch die süddeutschen Staaten mit Ausnahme Luxemburgs dem Bund bei. Preußen war seither der dominierende Bundesstaat des neu gegründeten Deutschen Reiches und sein König trug als dessen Oberhaupt den zusätzlichen Titel Deutscher Kaiser.

Nach dem Sturz der Monarchie in der Novemberrevolution von 1918 wurde aus dem Königreich der republikanisch verfasste Freistaat Preußen, der sich während der Weimarer Republik als „Bollwerk der Demokratie“ erwies. Im sogenannten Preußenschlag wurde seine Landesregierung jedoch 1932 von der Reichsregierung entmachtet. Die preußischen Minister wurden durch Reichskommissare ersetzt und ihre Ministerien 1934 im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltungspolitik mit den entsprechenden Ressorts des Reichs verschmolzen. Mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 46 vom 25.02.1947 verfügte der Alliierte Kontrollrat der vier Besatzungsmächte in Deutschland die rechtliche Auflösung Preußens. De facto hatte es bereits mit dem Kriegsende 1945 aufgehört, als Staat zu bestehen.

Sowohl die Deutsche Demokratische Republik als auch die Bundesrepublik Deutschland und viele ihrer Länder haben preußische Traditionen weitergeführt. Die Gebiete, die bis 1918 – also zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung – den preußischen Staat bildeten, gehören heute zu Deutschland und sechs weiteren Staaten: Belgien, Dänemark, Polen, Russland, Litauen und Tschechien.