Theologische Ethik

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Die theologische Ethik, auch christliche Ethik genannt, ist eine der Grunddisziplinen der christlichen Theologie. Sie befasst sich mit der Reflexion des moralisch Guten und von Handlungsalternativen im Kontext christlicher Theologie.

Untergliederung der Disziplin[Bearbeiten]

Die theologische Ethik wird im Fächerkanon der christlichen Theologie der systematischen Theologie zugeordnet – zusammen mit Dogmatik, Religionsphilosophie und Fundamentaltheologie. Das traditionelle Fach Christliche Gesellschaftslehre (CGL) wird an einigen Fakultäten als Teilbereich theologischer Ethik aufgenommen, teilweise entsprechend einem Fachverständnis, das die CGL als Sozialethik und angewandte Ethik einer vor allem individualethisch konzipierten Fundamentalethik gegenüberstellt. Bisweilen wird dabei die CGL auf eine Hermeneutik der Christlichen Soziallehre enggeführt.

Zwischen Theologischer Ethik und Dogmatik bestehen Wechselwirkungen. So kann etwa eine bestimmte eschatologische Sicht, nämlich eine starke Naherwartung, zum Verzicht auf langfristige Planung führen. Dann hat eine bestimmte dogmatische Vorstellung ethische Konsequenzen. Es gibt aber auch das Umgekehrte: Aus dem universalen Missionsauftrag (Ethik) kann Gottes Interesse an allen Menschen (Dogmatik) erschlossen werden.

Die theologische Ethik umfasst sowohl die Reflexion des sittlich Guten vom Standpunkt des Individuums – die sogenannte Individualethik – wie auch die Kriterien einer gerechten Gesellschaft – die sogenannte Sozialethik. Der Ausdruck „Theologische Ethik“ wurde ursprünglich – in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – vor allem von evangelischen Theologen verwendet. In der katholischen Theologie war dagegen lange Zeit „Moraltheologie“ die Bezeichnung für den Gesamtbereich der theologischen Moralreflexion. Seit Ende des 19. Jahrhunderts werden vielerorts zusätzlich Lehrstühle zur „Christlichen Gesellschaftslehre“ eingerichtet. Daher rührt eine nach wie vor vorherrschende Arbeitsteilung von Individualethik und Sozialethik. Die Bezeichnung „Moraltheologie“ wird dann zum Teil noch weiter für das Gesamt beider Perspektiven verwendet, oft aber auch für die Individualethik allein. Beide Disziplinen zusammen werden dagegen dann oft mit dem Ausdruck „Theologische Ethik“ bezeichnet, der vor allem auch eine Abgrenzung zur philosophischen Ethik impliziert und auch anzeigt, dass nicht mehr die frühere Gegenpositionierung zur protestantischen Ethik vertreten wird. Beide Großdisziplinen theologischer Ethik lassen sich in zahlreiche Unterdisziplinen weiterunterteilen und werden oftmals an zwei verschiedenen Lehrstühlen verfolgt. Was deren Sache betrifft, wird heute oftmals vertreten, dass es sich nicht um getrennte Gegenstandsbereiche, sondern zwei unterschiedlich akzentuierte Hinsichtnahmen (Individuen versus Strukturen) handelt.

Die wissenschaftstheoretische Grundlegung theologischer Ethik, in welcher unter anderem die Prinzipien und Methoden einer Begründung konkreter sittlicher Urteile und moralischer Geltungsansprüche überhaupt behandelt werden, wird dabei oftmals als Fundamentalethik oder Fundamentalmoral, hin und wieder auch als Moraltheologie bzw. als Teil derselben nebst der Individualethik bezeichnet und überschneidet sich im Gegenstandsbereich mit der Moralphilosophie. Ihr wird oftmals auch der philosophisch-theologische Traktat theologischer Anthropologie (insb. im Blick auf Handlungstheorie und Freiheit) sowie die Lehre vom Gewissen unterstellt oder angeschlossen. Entsprechend der heutigen Methodenvielfalt in der theologischen Ethik ist die Fundamentalethik in vielen aktuellen Konzeptionen nicht mehr allein Teil einer Individualethik bzw. einer darauf enggeführten „Moraltheologie“.

Teils quer zu der Unterscheidung der Hinsicht auf das Individuum (Gewissen) und die Gesellschaft (Gerechtigkeit, Institutionen, Strukturen) wird das Stoffgebiet nach Gegenstandsbereichen – in anthropologischer Perspektive öfters auch „Lebensbereiche“ genannt – unterteilt, deren jeweilige spezifische Zuständigkeiten auch als „Bereichsethiken“ bezeichnet werden, darunter: (jeweils: theologische) Bioethik, Medizinethik, Wirtschaftsethik, Kulturethik, Sportethik, Medienethik, Bildungsethik, Sexualethik, politische Ethik, Institutionenethik usf.

Quellen[Bearbeiten]

  • Bernhard Häring: Ursprung der römisch-katholischen Moraltheologie. Erneuerung der Moraltheologie im 19. Jahrhundert. In: Ders. (Hrsg.): Frei in Christus. Moraltheologie für die Praxis des christlichen Lebens, Bd. 1. Freiburg i. Br. 1989, S. 61–70.