Völkische Bewegung

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Die völkische Bewegung war eine rechtsextreme, deutschnationale und antisemitisch-rassistische Bewegung, die in Deutschland und Österreich vom späten 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts großen Einfluss gewann. Sie umfasste politische Parteien wie die NSDAP und die DNVP, auch Freikorpsverbände und Terrororganisationen wie die Organisation Consul, Vereine, lose Gruppierungen und Einzelpersonen und brachte eine Vielzahl von Publikationen hervor.

Charakter und Ziele[Bearbeiten]

Ihrem Charakter einer heterogenen nationalistisch-reformistischen Protestbewegung entsprach die synkretistische völkische Weltanschauung. Die überwiegend männliche und protestantische Klientel zeigte ein vornehmlich bürgerliches, vom alten wie neuen Mittelstand geprägtes Sozialprofil.

Die Bewegung strebte auf rassenideologischer Grundlage (antisemitisch, antislawisch, antiziganistisch, antiromanisch) nach einer antiegalitären, militaristischen, männerzentrierten, (berufs‑)ständisch organisierten Gesellschaft, die in einer „germanisch-christlichen“ oder neuheidnischen „arteigenen“ Religion fundiert sein sollte. Sie hatte in vielen Fällen – basierend auf einem germanenideologischen Wertesystem – einen „Rassestaat“ mitteleuropäischen oder einen Staatenbund pangermanischen Zuschnitts zum Ziel.

Zentral für die völkische Weltanschauung war die Forderung nach einer arteigenen, d. h. einer Rasse und Volk wesensgemäßen Religion. Entsprechend der heterogenen ideologischen und organisatorischen Struktur der Bewegung gab es aber keine gemeinsamen religiösen Überzeugungen, sondern sehr unterschiedliche religiöse Entwürfe. Sie reichen von einem arisierten und germanisierten Christentum bis zur entschiedenen Ablehnung des Christentums und dem Versuch der Wiederbelebung vermeintlich vorchristlicher germanischer Glaubensvorstellungen. Teilweise wurden auch Elemente der Esoterik aufgenommen.

Die völkisch-religiösen Gemeinschaften waren überwiegend von dem Wunsch nach einer autochthonen, nicht durch irgendwelche Fremdeinflüsse verformten nationalen Kultur getragen, weniger vom Willen zur Restauration der paganen germanischen Götterwelt. Diese Suche war verbunden mit der Suche nach den heimischen Götter- und Heldensagen und der germanischen Mythologie und damit einer Aufwertung der germanischen Zeugnisse wie Runen und der Edda.

Nur ein kleiner Teil der Völkischen wandte sich ganz vom Christentum ab. Die germanisch- und deutschgläubigen Gemeinschaften gehören zur Peripherie der völkischen Bewegung und waren sehr klein. So hatte die größte dieser Gemeinschaften, die Germanische Glaubens-Gemeinschaft Ludwig Fahrenkrogs, zu Beginn des Ersten Weltkriegs gerade 120 bis 150 Mitglieder. Der größere Teil der Völkischen hielt am (protestantischen) Christentum fest. Zahlenmäßig bedeutender war der Versuch, das Christentum zu germanisieren und zu „entjuden“.

In der Sichtweise des Deutschchristentums war Christus nicht Jude, sondern Arier. Die Wurzeln des Christentums wurden auf eine (indo-)germanische Urreligion zurückgeführt. Das Christentum sei ursprünglich eine arische Religion, die dem germanischen und deutschen Wesen entspreche und deren arischer Charakter zu bewahren und von fremden Einflüssen zu reinigen sei.

Zur völkischen Bewegung zählt die eklektische Lehre der Ariosophie des Jörg Lanz von Liebenfels, in die neben rassistischen Vorstellungen Elemente der Esoterik aufgenommen wurden. Von der Ariosophie war auch die Ideologie der von Rudolf von Sebottendorf am Ende des Ersten Weltkriegs 1917/18 gegründeten Thule-Gesellschaft beeinflusst. Der britische Esoterik-Forscher Nicholas Goodrick-Clarke verwendet die Bezeichnung Ariosophie in einem erweiterten Sinn für esoterisch geprägte Strömungen der völkischen Bewegung.

Die NSDAP versuchte später, sich selbst als treibende Kraft der völkischen Bewegung zu stilisieren, um die vermeintliche Originalität der eigenen Weltanschauung hervorzuheben. So heißt es etwa in Mein Kampf: „Wenn heute alle möglichen Verbände und Verbändchen, Gruppen und Grüppchen und meinetwegen auch ‚große Parteien‘ das Wort ‚völkisch‘ für sich in Anspruch nehmen, so ist dies selbst schon eine Folge des Wirkens der nationalsozialistischen Bewegung.“ (Adolf Hitler, Mein Kampf). Die Parteizeitung hieß vom Anfang bis zum Ende der Zeit des NationalsozialismusVölkischer Beobachter“.