Zisterzienser der strengeren Observanz

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Die Zisterzienser der strengeren Observanz, umgangssprachlich auch Trappisten genannt (nach dem französischen Kloster La Trappe), sind ein Orden in der römisch-katholischen Kirche. Der Orden (lat. Ordo Cisterciensis strictioris observantiae, Ordenskürzel OCSO, zuvor Ordo Cisterciensium reformatorum Beatae Virginis Mariae de Trappa, Ordenskürzel OCR) entstand 1892 durch Teilung des Zisterzienserordens und steht Frauen und Männern offen. Die Schwestern des Ordens bezeichnet man auch als Trappistinnen. Bekannt sind die Trappisten für ihre Abgeschiedenheit, ihre monastische Askese und ihre Vorliebe für körperliche Arbeit.

Generalabt der Trappisten ist seit 11.02.2022 Bernardus Peeters.

Geschichte[Bearbeiten]

Armand Jean Le Bouthillier de Rancé kann nicht als Gründer der Trappisten gelten, aber er führte Reformbestrebungen fort und verbreitete sie. Er war bereits 1637 einer von fünf Kommendataräbten im Zisterzienserkloster La Trappe. Es handelte sich um eine vom Hof an den jungen Adligen verliehene Pfründe, die nicht mit Residenzpflicht verbunden war. Er bereitete sich auf eine kirchliche Karriere als Bischof vor; das Jahr 1657 bedeutete einen Wendepunkt. Einerseits wurde er nicht zum Koadjutor seines Onkels, des Erzbischofs von Tours, bestimmt. Andererseits starb seine Geliebte, die Herzogin von Montbazon. De Rancé entsagte dem Hofleben und zog sich nach La Trappe zurück. Er studierte Texte der Wüstenväter (Johannes Klimakos), die Benediktsregel, Schriften der frühen Zisterzienser, aber auch Teresa von Ávila und Franz von Sales. Reformierte Zisterzienser (étroite observance) leiteten nun diese Abtei, und Rancé schloss sich ihnen an. 1664 wurde er Regularabt von La Trappe<ref name="Rance" /> – zu diesem Zeitpunkt „eine feuchte, verfallene Abtei mit sieben Mönchen“. Sein Reformprogramm ging über die étroite observance hinaus und machte La Trappe zum bewunderten Vorbild: Grundlegend für seine Reformen war de Rancés Bewusstsein der Notwendigkeit von Buße. Im Vordergrund der Reform standen Selbstverleugnung, Demut und Askese. Die äußere Askese der Trappisten umfasste strenge Schweigeregeln, harte Handarbeit, insbesondere in der Landwirtschaft, und strenge Abstinenzregeln. Dieses harte Leben, dazu auch die hohe Sterblichkeit, waren ein Gegenentwurf zum Luxus der damaligen französischen Oberschicht.<ref name="TRE" /> De Rancé lehnte jegliche wissenschaftlichen Studien im Kloster ab, da sie der klösterlichen Lebensform widersprächen. Dies löste eine literarische Kontroverse mit dem gelehrten Benediktiner Jean Mabillon aus. De Rancés Reformprogramm wurde auf mehreren Generalkapiteln des Zisterzienserordens widersprochen, aber 1677/78 erhielten seine Règlements die päpstliche Approbation.

Die Reformen de Rancés wurden von vier Männerklöstern (Sept-Fons, Orval, Tamié, Buonsollazzo) und einem Frauenkloster (Les Clairets) übernommen. Eine organisatorische Einheit bildeten sie nicht. Nach dem Tod de Rancés führten die Mönche von La Trappe sein Reformwerk fort. 1790 wurde La Trappe im Zuge der Französischen Revolution aufgehoben. Augustin de Lestrange, seit 1785 Novizenmeister von La Trappe, lehnte den Eid auf die Revolutionsregierung und die ihm angebotene Pension ab. Er flüchtete mit 21 Mönchen in die Schweiz. Am 1. Juni 1791 besiedelten die aus Frankreich geflohenen Mönche das verlassene Kartäuserkloster La Valsainte. 1794 veröffentlichte de Lestrange die Règlements de La Valsainte, als Lebensgewohnheiten der Mönche von Valsainte. Im gleichen Jahr bildete sich eine Kongregation von Klöstern, die die Reformen für sich übernommen hatten. So entstand der Ordo et congregatio Beatae Mariae de La Trappe. Abweichend von der bisherigen zisterziensischen Tradition, gründete de Lestrange einen „Dritten Orden“, bestehend aus Lehrern, Schulkindern und nach Valsainte geflohenen Nonnen verschiedener Klöster.

Als französische Truppen 1798 in die Schweiz einfielen, musste de Lestrange mit seinen Anhängern La Valsainte verlassen. Die zweijährige Reise von 542 Mönchen, Nonnen und Schulkindern quer durch Europa wird als „monastische Odyssee“ (Odyssée monastique) bezeichnet. Sie durchwanderten Deutschland, Österreich, Böhmen und Polen bis nach Russland. Von dort wurden sie 1800 ausgewiesen. Die Mönche teilten sich in verschiedene Gruppen auf und gelangten nach Westfalen, Flandern, England und Amerika. Auf diesem Wege breitete sich die Reformkongregation weltweit aus. Nach dem Sturz Napoleons wurde La Trappe 1814 wiederbesiedelt. In Frankreich gründeten die Reformierten Zisterzienser außerdem mehrere Klöster neu und besiedelten alte Zisterzienserabteien wieder. 1830 gehörten zehn Männer- und vier Frauenklöster zur Kongregation, die damals noch keinen selbständigen Orden bildete.

1847 teilte Papst Pius IX. die Trappisten in zwei Kongregationen mit je eigenem Generalvikar unter dem Generalabt der Zisterzienser auf:

  • „Alte Reform“ unter dem Abt von Sept-Fons, zuvor bezeichnet als Rancéaner;
  • „Neue Reform“ unter dem Abt von La Trappe, zuvor bezeichnet als Lestrangianer.

Als drittes kam 1836 die Kongregation von Westmalle hinzu, ursprünglich ein Kloster der Alten Reform. Die Unterstellung unter den Generalabt der Zisterzienser war konfliktträchtig, da die drei trappistischen Kongregationen etwa zwei Drittel der Mitglieder des gesamten Zisterzienserordens stellten und beanspruchten, die ursprüngliche zisterziensische Lebensweise zu praktizieren. Während die übrigen Zisterzienser eine rege Tätigkeit in Schulen und Pfarreien entfalteten und in der monastisch-apostolischen Lebensweise eine legitime Entwicklung sahen, forderten die Trappisten ein streng kontemplatives Klosterleben unter Berufung auf die Ordensgründer. Papst Leo XIII. vereinigte diese drei Kongregationen von La Trappe, Sept Fons und Westmalle 1892 zu einem eigenständigen Orden der reformierten Zisterzienser Unserer Lieben Frau von La Trappe. Seine Grundlagen waren die Benediktsregel, die zisterziensische Charta caritatis, interpretiert durch die Regeln de Rancés und die Gewohnheiten (Consuetudines) des Klosters Cîteaux, welches seit seiner Wiederbesiedlung 1898 Ort des trappistischen Generalkapitels war, das heute an wechselnden Orten, bevorzugt in Assisi, tagt. 1898 bestätigte der Vatikan dem Trappistenorden, ein legitimer Nachfolger des Zisterzienserordens zu sein. Die ebenfalls trappistisch geprägte Kongregation von Casamari blieb selbständig (trappisti mitigati, „gemäßigte Trappisten“) und schloss sich 1928 dem Zisterzienserorden an. 1902 bekam der Orden die Bezeichnung Orden der Zisterzienser von der strengeren Observanz, woraus sich die gültige Bezeichnung Zisterzienserorden der strengeren Observanz entwickelte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gründete der Orden auch Niederlassungen in Australien, Afrika, Palästina, im Kaiserreich China und Japan.

Im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils wurden Buße und Askese im Orden gemindert. Die Grundsätze von Subsidiarität in der Leitung und Pluralismus in der Observanz der Klöster wurden in die Konstitutionen aufgenommen. Der Orden verlor dadurch seine starre Uniformität. Die bis dahin mit einem braunen Habit bekleideten Konversen wurden zu Chormönchen mit feierlicher Profess und Stimmrecht im Kapitel. Seit 2016 versammeln sich die Äbte und Äbtissinnen des Zisterzienserordens strengerer Observanz in einem gemeinsamen Generalkapitel als oberster Leitungsinstanz innerhalb des Ordens.