Alter Zürichkrieg

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Der Alte Zürichkrieg oder auch Toggenburger Erbschaftskrieg war ein kriegerischer Konflikt zwischen der Reichsstadt Zürich und der restlichen VIII-örtigen Eidgenossenschaft zwischen 1440 und 1450. Durch das Bündnis Zürichs mit König Friedrich III. von Habsburg erhielt der Krieg überregionale Dimensionen. Unmittelbarer Kriegsanlass war der Streit zwischen Zürich, Schwyz und Glarus um die Erbschaft der Grafen von Toggenburg.

Politische Vorgeschichte[Bearbeiten]

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ergaben sich Streitigkeiten zwischen der Stadt Zürich und dem Land Schwyz um die Vorherrschaft rund um den Zürichsee und das Linthgebiet. Unter Bürgermeister Rudolf Stüssi schlug Zürich eine klar expansionistische Politik ein. Ziel war die Beherrschung des gesamten Zugangs zu den Alpenpässen zwischen Baden und Sargans. Vorerst wurde der Konflikt noch friedlich beigelegt, wie der Streit um die Schirmvogtei über das Kloster Einsiedeln.

Zürich begann im 15. Jahrhundert zur mächtigsten Stadt in der Ostschweiz aufzusteigen. Nach der Erwerbung der Grafschaft Kyburg 1424 folgten Burgrechte mit dem Grafen Friedrich VII. von Toggenburg, dem Bischof von Chur, dem Gotteshausbund und Glarus. Damit stand dem Zürcher Handel das Gebiet zwischen den Bündner Alpenpässen und dem Zürichsee offen. 1433 wurde der Aufstieg Zürichs zur «kaiserlichen» Reichsstadt mit speziellen Privilegien bei der Kaiserkrönung von Sigismund von Luxemburg in Rom bestätigt. Der Zürcher Bürgermeister Rudolf Stüssi nahm die entsprechenden Prunkurkunden persönlich in Rom in Empfang und wurde sogar zum Ritter geschlagen. 1433 erklärte Graf Friedrich VII. seine Frau Elisabeth von Matsch zur Alleinerbin und bestätigte ihre Bürgerschaft in Zürich. Somit schien das Erbe der Grafen von Toggenburg endgültig gänzlich unter die Kontrolle Zürichs zu geraten.

Am 30. April 1436 starb Graf Friedrich VII. von Toggenburg. Er hinterliess kein Testament, aber viele sich teilweise widersprechende Zusagen. Sein Erbe blieb aber vorerst in der Hand seiner Witwe Elisabeth. Neben Zürich erhob nun auch Schwyz Ansprüche auf Teile des Erbes, da Friedrich auch in einem Landrecht mit Schwyz gestanden hatte. Die Obere March, die Grafschaft Uznach, die Herrschaft Windegg (Gaster) und die Grafschaft Sargans standen im Zentrum des Konflikts.

Kurz nach dem Tod des Grafen liess Ital Reding der Ältere, Landammann von Schwyz, die Obere March mit dem Linthübergang bei Grynau besetzen. Friedrich VII. hatte dieses Gebiet Schwyz 1428 vertraglich zugesagt. Zürich begann darauf Truppen an den Grenzen zu Schwyz und der Grafschaft Uznach zusammenzuziehen. Schwyz und Glarus verbündeten sich darauf im Dezember mit den Landleuten der Grafschaften Toggenburg und Uznach sowie dem Grafen Heinrich von Werdenberg-Sargans. In dieser Situation entschied am 9. März ein eidgenössisches Schiedsgericht in Luzern, dass Glarus und Schwyz ihre Bündnisse mit Uznach und dem Toggenburg aufzulösen hätten und die Burg Uznach an die Witwe Friedrich VII., Gräfin Elisabeth, übergeben müssten.

Elisabeth von Matsch überschrieb ihr Erbe im April 1437 ihrem Bruder Ulrich und ihrem Vetter Ulrich von Matsch mit der Auflage, es gerecht aufzuteilen. Am 14.11.1437 wurde in Feldkirch unter der Vermittlung Ital Redings oder des Berner Schultheissen Rudolf Hofmeister das Erbe auf eine ganze Reihe von Adelsherrschaften aufgeteilt. Das Toggenburg und Uznach gingen dabei an Hildebrand und Petermann von Raron. Windegg und die Grafschaft Sargans waren Pfandschaften von Habsburg gewesen und gingen wieder an dieses zurück. Zürich versuchte vergeblich, die Rechtmässigkeit der Aufteilung anzufechten. Durch den Abschluss eines Burgrechts mit dem Sarganserland geriet Zürich erst noch in einen Krieg mit Habsburg und nachdem ein eidgenössisches Schiedsgericht im März 1437 für Schwyz und Glarus entschieden hatte, gab Elisabeth von Matsch ihre Erbansprüche auf. Während Glarus und Schwyz sofort neue Burgrechte mit der Fürstabtei St. Gallen und den Toggenburgischen Erben eingingen und am 25.05.1437 Uznach und am 02.03.1438 auch noch Windegg als Pfandschaften von Habsburg erwerben konnten. Derweil ging Zürich nun völlig leer aus. Das Geld für die Pfandschaften kam aus Bern, das Zürich als Konkurrentin gerne aus dem Rennen warf.

Im Frühjahr 1438 verhängte Zürich eine Getreidesperre gegen Schwyz und Glarus, was sich im Hungerjahr 1438 (→ Wetteranomalien der 1430er Jahre) besonders schwer auswirkte. Trotz Protesten des Kaisers gegen die Sperrung der Reichsstrasse und eidgenössischen Vermittlungsversuchen im November 1438 in Bern blieb Zürich hart. Nur einen Prozess vor einem Reichsgericht bot Zürich zur Beilegung der Streitigkeiten an. Schwyz bestand jedoch auf einem weiteren eidgenössischen Schiedsgericht.

Quellen[Bearbeiten]

  • Hans Berger: Der Alte Zürichkrieg im Rahmen der europäischen Politik: ein Beitrag zur „Aussenpolitik“ Zürichs in der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts. Rohr, Zürich 1978, ISBN 3-85865-043-9.