Angelsächsische Religion

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Angelsächsische Religion bezeichnet die vorchristliche polytheistische Religion des germanischen Sammelvolks der Angelsachsen in Britannien. In der Religionswissenschaft wird sie als Bestandteil der germanischen Religion insgesamt sowie als Teil der kontinentalen südgermanischen Religion eingeordnet. Grundlegend für die etwa 150 Jahre währende heidnische Zeit der Angelsachsen war ihre gemeinsame Herkunft aus Norddeutschland und Dänemark, von wo sie germanische Traditionen nach England mitbrachten. So sind z.B. Göttervorstellungen und heidnische Kulte ähnlich zu denen auf dem Kontinent. Die angelsächsischen Könige führten noch im 8. Jahrhundert ihre Dynastien auf den Kriegsgott Wodan zurück.

Typisch sind angelsächsische Kultstätten im Freien, worauf auch zahlreiche Ortsnamen aus angelsächsischer Zeit hinweisen, wobei die Angelsachsen zum Teil die Kultstätten der romanisierten einheimischen Briten übernahmen. Altenglische Texte belegen ferner die Bedeutung von Totenklagen und Zaubersprüchen. Bedeutend für die Erforschung des angelsächsischen Totenkults sind archäologische Funde auf angelsächsischen Gräberfeldern und in Grabhügeln, spektakulärster Fund ist das Schiffsgrab von Sutton Hoo. Die Zeit der heidnisch geprägten angelsächsischen Religion geht Ende des 6. Jahrhunderts in eine Phase der Christianisierung über, vor allem durch Missionare vom europäischen Kontinent.

Quellen und Grundlagen[Bearbeiten]

Quellenlage und Befund[Bearbeiten]

Die Quellen zur angelsächsischen Religion sind unterschiedliche schriftliche Zeugnisse, der Wortschatz der altenglischen Sprache, Ortsnamen sowie archäologische Zeugnisse unterschiedlicher Art.

Zu den schriftlichen Quellen zählen unter anderem Adelsstammbäume, Zaubersprüche, Glossare, Heldensagen (Beowulf-Epos), Historien, klerikales Schrifttum und Versdichtungen. Bei den Historien hat besonders die Historia ecclesiastica gentis Anglorum von Beda Venerabilis Tragweite. Beda berichtet nicht gezielt und bewusst über die paganen Verhältnisse seiner Vorfahren. Er liefert vielmehr sekundäre Informationen, die jedoch im Rückschluss, in Kombination und im Vergleich mit anderen Quellen belastbar sind. Diesbezüglich kommt der altenglischen Übersetzung Bedas durch Alfred den Großen linguistische Relevanz bei, da er lateinische Begriffe in altenglische übertrug, die vergangenes heidnisches Erbe überliefern oder widerspiegeln. Für Religion und Kult ist die Ritualdichtung eine besonders wertvolle Quelle. Im angelsächsischen Kontext sind das vor allem die gut und zahlreich erhaltenen Zaubersprüche sowie die Totenklagen und eine Phrase zum Opfer in einem paganen Heiligtum im Beowulf.

Die archäologische Forschung hat durch Interpretation von Funden und Fundorten wesentlich zum Verständnis von Ritus und Kult in der angelsächsischen Religion beigetragen. Kontinuitäten und Abweichungen zwischen Funden auf angelsächsischem Gebiet und anderen aus Deutschland und Skandinavien erlauben ebenso Rückschlüsse auf die geistig-religiöse Haltung der Angelsachsen wie die Gestaltung und Grabbeigaben angelsächsischer Bestattungsstätten.

Zur Wikingerzeit siedelten im nordöstlichen England heidnische Dänen (Danelag). Die durch diese Umstände bedingten Einflüsse aus nordischer Mythologie und nordgermanischer Religion lassen sich von der authentischen einheimischen Überlieferung unterscheiden. Hier sind besonders die Ortsnamen mit Gottesbezug (theophor) zu nennen, die zu dieser Zeit regional mit den nordischen Namensformen der Hauptgottheiten belegt wurden.

In verschiedenen Schichtungen zeigt der Quellenbefund inhomogene Ergebnisse und erlaubt lediglich eine rekonstruktive Annäherung.