Antiochia am Orontes

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Antiochia am Orontes (gr. Ἀντιόχεια ἡ ἐπὶ Ὀρόντου Antiócheia hē epì Oróntou, auch Ἀντιόχεια ἡ Μεγάλη Antiócheia hē Megálē, ‚Antiocheia die Große‘; lat. Antiochia ad Orontem) oder kurz Antiochia und Antiochien, heute Antakya (in der Türkei), war die Hauptstadt des Seleukidenreichs. Sie ist der bekannteste und mit Abstand bedeutendste mehrerer antiker Orte dieses Namens, die von verschiedenen Königen der Seleukidendynastie gegründet wurden.

In römischer und byzantinischer Zeit war sie neben dem ägyptischen Alexandria und (später) Konstantinopel die größte und bedeutendste Stadt im östlichen Mittelmeerraum und zeitweise die drittgrößte Stadt der Welt. Neben Rom, Konstantinopel, Alexandria und Jerusalem war Antiochia Sitz eines der fünf Patriarchen des Christentums.

Lage[Bearbeiten]

Antiochia liegt am nordöstlichen Zipfel des Mittelmeers, am dem Landesinneren Asiens nächstgelegenen Punkt. Ähnlich wie Rom und Athen liegt es nicht direkt am Meer, sondern hatte dort einen Hafen, Seleukeia Pieria (im Mittelalter St. Simeon). Die Stadt selbst liegt rund 30 km landeinwärts am linken Ufer des Orontes (griechisch Ὀρόντης Oróntēs, makedonisch Axius nach einem Flussgott, davon arabisch العاصي al-‘Āṣī und türkisch Asi). Im Osten ist die Stadt von vier niedrigen Bergen umgeben, darunter der über 500 m hohe Silpios (heute Habib-i Neccar Dağı), im Westen begrenzte sie der Fluss. Ein am Silpios entspringender Bach namens Parmenios fließt durch die Stadt zum Orontes, ein weiterer Bach, Phyrminus, bildete die südliche Begrenzung. Der Flusslauf des Orontes änderte sich mehrfach über die Zeiten. Im Nordwesten der antiken Stadt gab es eine Insel im Orontes, die Standort wichtiger Repräsentationsbauten war. Nördlich der Stadt lag ein großer See, der erst im 20. Jahrhundert trockengelegt wurde.

Antiochia liegt an der Plattengrenze zwischen der Arabischen und der Eurasischen Kontinentalplatte und ist deswegen oft von starken Erdbeben betroffen. Eine Serie verheerender Beben führte im 6. Jahrhundert zum Niedergang der bis dahin blühenden Weltstadt.

Die Stadtmauern umgaben nur das im Osten gelegene Zentrum der Stadt, die Vorstädte in der Ebene westlich des Orontes waren ungeschützt. Reste der Mauern sind auf dem Silpios noch zu sehen. Das Stadtzentrum der seleukidischen Hauptstadt lag etwa 500 Meter, das der römischen Metropole etwa 1200 Meter nördlich dem der heutigen Stadt, deren Straßennetz auf das (wesentlich kleinere) Antakya der osmanischen Zeit zurückgeht.

Antiochia lag am Schnittpunkt verschiedener Handelsrouten, was den Aufschwung der Stadt sehr beschleunigte. Eine Straße führte vom Hafen Seleukeia Pieria nach Antiochia und überquerte den Orontes auf einer Brücke, von der sich Spolien in der Struktur der modernen Brücke erhalten haben. Weitere Straßen verbanden die Stadt mit Kilikien im Norden und mit Beroea (Aleppo) im Osten. Ammianus Marcellinus beschrieb Antiochia als „die weltberühmte, mit der sich keine vergleichen lässt, was den Überfluss der eingeführten und einheimischen Waren betrifft“.