Bosnienkrieg

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Als Bosnienkrieg wird der Krieg in Bosnien und Herzegowina von 1992 bis 1995 im Rahmen der Jugoslawienkriege bezeichnet.

Infolge des beginnenden Zerfalls der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien sowie der damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen besonders in Kroatien wuchsen in den Jahren 1990 und 1991 auch die Spannungen zwischen den Ethnien in Bosnien und Herzegowina. Während große Teile der serbischen Bevölkerung für einen Verbleib in der jugoslawischen Föderation und einen engen Verbund mit Serbien plädierten, gab es insbesondere bei den Bosniaken den Wunsch, einen eigenen unabhängigen Staat zu bilden. Kroaten aus der westlichen Herzegowina wollten sich stärker an Kroatien anlehnen beziehungsweise sich dem neuen kroatischen Staat anschließen. Die Spannungen eskalierten nach der Ankündigung eines Referendums über die Unabhängigkeit der Republik Bosnien und Herzegowina (RBiH) und der Ausrufung einer bosnisch-serbischen Republik. Nach der internationalen Anerkennung der unabhängigen Republik Bosnien und Herzegowina durch die Europäische Gemeinschaft (EG) und die USA am 6./7. April 1999 begann die militärische Eskalation zwischen den Konfliktparteien.

Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Kräften der drei großen ethnischen Gruppen wurden von den jeweiligen nationalistischen Gruppierungen angeheizt und von sogenannten ethnischen Säuberungen begleitet. Dabei wurden die bosnischen Serben sowohl mit Waffenlieferungen als auch durch Bereitstellung paramilitärischer Truppen von Seiten Serbiens, formal der noch bestehenden Bundesrepublik Jugoslawien, unterstützt, während die bosnischen Kroaten Unterstützung bei der Ausbildung der Einheiten, Bewaffnung und Logistik sowie durch die Bereitstellung regulären Militärpersonals zur aktiven Kampfbeteiligung seitens Kroatiens erfuhren. Die Bosniaken konnten sich anfangs nur auf leichte Waffen der früheren Territorialverteidigung stützen. Später erhielten sie auch internationale militärische Unterstützung, vornehmlich aus muslimischen Staaten. Jedoch konnten aufgrund des Waffenembargos nur Kleinwaffen ins Land gelangen. Die militärische Übermacht der bosnischen Serben führte dazu, dass diese teilweise bis zu 70 Prozent des Territoriums von Bosnien und Herzegowina eroberten und kontrollierten. Dazu kamen vom Sommer 1992 bis zum Frühjahr 1994 Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniaken hauptsächlich in der Herzegowina sowie die Ausrufung der Autonomen Provinz Westbosnien um Velika Kladuša durch den Bosniaken Fikret Abdić, der in Opposition zur Regierung in Sarajevo stand.

Auch internationale Vermittlungsbemühungen sowie der Einsatz von UN-Truppen konnten über lange Zeit den Krieg nicht eindämmen. Nachdem, durch internationalen und internen Druck, Kroatien seine Teilungspolitik in Bosnien beendete und es Kroatien mit seiner Regierungsarmee im Sommer 1995 gelang, die Republik Serbische Krajina zu erobern und die serbische Seite auch in Bosnien in die Defensive zu bringen, zeigten sich die inzwischen ermüdeten Kriegsparteien, auch unter internationalem Druck insbesondere aus den USA, bereit, ernsthafte Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges zu führen. Diese Verhandlungen mündeten Ende 1995 in den Dayton-Vertrag. Mit dem Vertrag wurden die beiden Entitäten Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska als Bestandteile von Bosnien und Herzegowina festgeschrieben. Gleichzeitig wurde eine internationale militärische und zivile Kontrolle des Landes vereinbart, die bis heute anhält (zuerst Implementation Force genannt, seit 2004 Operation Althea).

Im Bosnienkrieg starben etwa 100.000 Menschen, davon rund 60.000 Soldaten.

Quellen[Bearbeiten]

  • Christian Schwarz-Schilling: Der verspielte Frieden in Bosnien. Europas Versagen auf dem Balkan. Herder, 2020.