Fundamentalismus

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Fundamentalismus (von fundamentalism, zusammengesetzt aus fundamental und -ismus; abgeleitet von lateinisch fundamentumUnterbau‘, ‚Basis‘, ‚Fundament‘) ist eine Überzeugung, Anschauung oder Geisteshaltung, die sich durch ein kompromissloses Festhalten an ideologischen oder religiösen Grundsätzen kennzeichnet und das politische Handeln bestimmt. In einem ursprünglichen Sinne bezeichnet Fundamentalismus Richtungen bzw. Bewegungen des amerikanischen Protestantismus, die davon ausgehen, dass die Bibel als unmittelbares Wort Gottes irrtums- und fehlerfrei sei. Eine andere Form von christlichem Fundamentalismus ist der Integralismus.

Nach Markus Gabriel begehen religiöse Fundamentalismen den typischen Grundfehler zu meinen, dass es „die Wirklichkeit“ gäbe, indem etwas Wirkliches herausgegriffen und für ein universell gültiges Muster gehalten werde. So halte der religiöse Fundamentalismus „die materiell-energetischen Strukturen nur für eine Welt des Sinnenscheins, die Gott inszeniert, um unsere Seelen zu prüfen.“

Im weiteren Sinne bezeichnet Fundamentalismus eine übersteigerte Form ethnisch-kultureller oder religiöser Identität, die sich oft durch extremen Traditionalismus und Autoritarismus auszeichnet.

Insbesondere nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA wurde Fundamentalismus auch zu einem politischen Schlagwort speziell für islamistische Bestrebungen.

Im weiteren Sinne verhält sich der Fundamentalismus gegenüber der Moderne „ambivalent“ bis ablehnend und fordert eine Rückbesinnung auf die Wurzeln einer bestimmten Religion oder Ideologie, welche notfalls mit radikalen und teilweise intoleranten Mitteln durchgesetzt werden soll. Der Vorwurf des Fundamentalismus wird auch auf soziale oder politische Gruppen bezogen, die, angeblich oder tatsächlich, ihre ideologische Orientierung absolut setzen und um die gesellschaftliche Vormacht kämpfen. Fundamentalismus wird durch eine stark polarisierte Auslegung einer Letztbegründung umgesetzt und richtet sich häufig gegen Andersgläubige.

Ursprünge des Begriffs[Bearbeiten]

Das Wort Fundamentalismus trat erstmals im Zusammenhang mit einer von Reuben Archer Torrey herausgegebenen Schriftenreihe The Fundamentals. A Testimony to the Truth auf, die sich gegen liberale Theologie und insbesondere die historisch-kritische Methode wandte. Zu den Autoren gehörten namhafte konservative Theologen wie Benjamin Breckinridge Warfield. Die fünf wesentlichen Punkte ihrer Haltung wurden 1910 von der Generalkonferenz der presbyterianischen Kirche zusammengefasst:

Die in den Fundamentals vertretene Haltung genügt nicht, um den christlichen Fundamentalismus trennscharf zu definieren. Von anderen Strömungen unterscheidet sich der christliche Fundamentalismus durch eine biblizistische Auslegung der Bibel, die so eng mit dem Heilsglauben verbunden ist, dass andersdenkenden Christen ihr Christsein abgesprochen wird. Ergänzend kommen dazu eine konservative politische Haltung und der Wille, religiös begründete Überzeugungen auch politisch durchzusetzen.

Quellen[Bearbeiten]

  • Wilfried Joest: Art. Fundamentalismus. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 11. de Gruyter, Berlin / New York 1983, ISBN 3-11-008577-1, S. 732–738.