Geschichte der Geschichtsschreibung

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Die Geschichte der Geschichtsschreibung befasst sich mit Entstehung und Entwicklung des Darstellens der Vergangenheit.

Ansätze zu einer Geschichtsdokumentation gab es bereits im Altertum bei altorientalischen Völkern wie Babyloniern, Assyrern, Ägyptern und Persern. Erhalten sind insbesondere Inschriften, in denen die Taten der Herrscher gepriesen werden. Diese Zeugnisse sind nur zum Teil Überlieferungen der tatsächlichen Geschichte, größtenteils aber Verteidigungsschriften. Das gilt auch für die Berichte über die Israeliten im Alten Testament.

In der griechischen Antike kam es zum Beginn einer Geschichtsschreibung im heutigen Sinn. Ebenso entstanden in China in der Zeit vor Christi Geburt Geschichtswerke. Die moderne Geschichtswissenschaft entwickelte seit dem 19. Jahrhundert kritisch-theoretische Ansätze zur Erforschung der Geschichte und der Geschichtsschreibung (Quellenkritik). Bei dieser wissenschaftlichen Beschäftigung mit Texten wird versucht, die Aussageabsicht und Glaubwürdigkeit zu erfassen.

Allgemeines[Bearbeiten]

Das Wort Geschichte hat im Deutschen eine ambivalente Bedeutung. Es bezeichnet einerseits die Ereignisse selbst (lat. res gestae, eigentlich „die Taten“), andererseits die Bewahrung und Interpretation vergangener Ereignisse in literarischer Form. Analog dazu kann Historiografie die Geschichtsschreibung über eine bestimmte Epoche (zum Beispiel die Historiografie der französischen Revolution) wie auch die Historiografiegeschichte, also die Geschichte der Geschichtsschreibung meinen. Neben der Historiografiegeschichte im engeren Sinn, die nicht auf die Geschichte der Geschichtswissenschaft reduziert werden kann, werden häufig auch Diskussionen der Theorie der Geschichtsschreibung zur Historiografie gezählt.

Die Geschichtswissenschaft bedient sich zur kritischen Analyse der Quellen (so hinsichtlich der Entstehung, Aussageabsicht und Glaubwürdigkeit) der Erkenntnisse unter anderem aus der Literaturwissenschaft und der Philosophie. Angehende Historiker lernen durch die Historiografiegeschichte die methodologischen Kontroversen und politischen Streitigkeiten kennen, ohne deren Kenntnis sie die historische Fachliteratur nicht verstehen würden.

"Als Wissenschaftsgeschichte ist die Historiografiegeschichte jedoch mehr: Mit Hilfe sozial- und kulturgeschichtlicher Methoden versucht sie, die Institutionen des Faches, sowie die politischen, sozialen und kulturellen Voraussetzungen der früheren Berufspraxis von Historikern zu analysieren. Indem sie kollektive Traditionsmuster, Konfliktfelder, aber auch fächerübergreifende Konjunkturen herausarbeitet, legt sie die unbewussten, d.h. verkannten Erbschaften bzw. nicht reflektierten Aspekte des eigenen wissenschaftlichen Tuns bzw. der eigenen beruflichen Position und Situation offen. So kann sie etwa offenlegen, wie die soziale Dominanz von Männern in diesem Beruf lange Zeit mit einem dezidiert ‚männlichen‘ Blick auf Staat, Gesellschaft und Kultur früherer Zeiten verbunden war und zum Teil noch heute ist."

Insofern die Historiografiegeschichte die Produktions- und die Rezeptionsbedingungen historischen Wissens kritisch untersucht, ist sie von allgemeinem Interesse.