Henry Temple, 3. Viscount Palmerston

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Henry John Temple, 3. Viscount Palmerston (* 20.10.1784 in Broadlands, Hampshire; † 18.10.1865 auf seinem Landgut Brocket Hall, Hertfordshire) war ein britischer Peer, Staatsmann und Premierminister (1855–1858 und 1859–1865).

Leben[Bearbeiten]

Jugend und politischer Aufstieg[Bearbeiten]

Er war der einzige Sohn des Politikers Henry Temple, 2. Viscount Palmerston aus dessen Ehe mit Mary Mee. Er besuchte mit Lord Byron und Robert Peel die Harrow School und studierte an der Universität Edinburgh und am St John’s College der Universität Cambridge.

Beim Tod seines Vaters erbte er 1802 dessen Adelstitel als 3. Viscount Palmerston und 3. Baron Temple. Da mit diesen zur Peerage of Ireland gehörenden Titeln kein Sitz im britischen House of Lords verbunden war, standen diese einer Kandidatur bei den Wahlen zum britischen House of Commons nicht im Wege. Erstmals am 8. Mai 1807 zog er als Tory-Abgeordneter für Newport ins House of Commons ein. Sein erster Wortbeitrag bei einer Parlamentsdebatte ist am 26.06.1807 verzeichnet. Er blieb nahezu durchgängig bis zu seinem Tod Mitglied des House of Commons, bis 1811 als Abgeordneter für Newport, von 1811 bis 1831 für den Wahlkreis Cambridge University, von 1832 bis 1835 für den Wahlkreis South Hampshire und ab 1835 für Tiverton.

1807 erhielt er durch William Cavendish-Bentinck, 3. Duke of Portland, das Amt eines Lords der Admiralität. Am 03.02.1808 hielt er seine erste längere Rede vor dem House of Commons, in der er die Bombardierung Kopenhagens durch die Royal Navy vom September 1807 rechtfertigte. Im Oktober 1809 erhielt er die Stelle eines Staatssekretärs im Kriegsministerium.

Außenpolitische Erfolge[Bearbeiten]

Nachdem George Canning 1827 Premierminister geworden war, erhielt Palmerston einen Kabinettssitz. Nach Cannings Tod wurde Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington, Premierminister, und daher schied Palmerston im Mai 1828 mit einigen Gesinnungsgenossen, denen die toryistischen Ansichten des Dukes zu weit gingen, aus der Regierung aus. Seitdem gehörte er bis 1830 zur Opposition und griff namentlich die konservative auswärtige Politik der Regierung an. Als die Tories 1830 von den Whigs als Regierungspartei abgelöst wurden, wechselte Palmerston zu dieser Partei über und trat als Staatssekretär des Auswärtigen in das Kabinett von Premierminister Charles Grey, 2. Earl Grey. Seine politische Zwischenstellung kam auch in seiner Mitgliedschaft sowohl im Athenaeum Club (konservativ) als auch im Brooks’s und Reform Club (beide liberal) zum Ausdruck.

Seine außenpolitische Strategie war darauf ausgerichtet, eine Annäherung zwischen Frankreich und Russland zu verhindern, die er als einzige Großbritannien gleichwertige Mächte ansah. Dazu bediente er sich eines Bündnissystems, das sowohl Abkommen mit diesen beiden Mächten als auch gegen sie umfasste. Erstmals entfaltete Palmerston 1830 eine größere diplomatische Wirkung, als er nach der Juli- und der Belgischen Revolution die Londoner Konferenz einberief, die den Status Belgiens klärte. Ebenfalls auf seiner Initiative beruhte die am 22. April 1834 zum Schutz der britischen Interessen in Portugal und Spanien zwischen diesen Ländern, Großbritannien und Frankreich abgeschlossene Quadrupelallianz. Er wirkte 1839 durch den mit Österreich und der Hohen Pforte geschlossenen Vertrag der russischen Expansion im Orient entgegen, schritt aber auch gegen den französischen Einfluss in Syrien und Ägypten ein und machte der Eroberungspolitik Mehmed Alis von Ägypten 1840 ein Ende.

Quellen[Bearbeiten]

  • Henry Lytton Bulwer Dalling and Bulwer: The Life of Henry John Temple, Viscount Palmerston … with Selections from His Diaries and Correspondence. (3. Auflage. London 1871, 2 Bände, bis 1846 reichend; beendet von Ashley 1876, 2 Bde.)