Königreich Serbien

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Das Königreich Serbien (Kraljevina Srbija) war ein Staat auf dem Balkan, der sich aus dem Fürstentum Serbien entwickelte und 1878 beim Berliner Kongress selbstständig wurde. 1882 wurde Serbien zum Königreich. Der Staat existierte bis 1918 und ging dann im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (dem späteren Jugoslawien) auf.

Geschichte[Bearbeiten]

Allgemeines[Bearbeiten]

Eine Besonderheit des Königreiches Serbien war, dass ein maßgeblicher Teil der serbischen Bevölkerung – hier besonders Kreise der Armee und der Herrschaftsschicht – davon beseelt war, durch Annexion von Gebieten der Nachbarländer ein Großreich der Serben einzurichten, das alle Serben vereinigen sollte. Dieses Streben nach einem Großserbien wurde in einem geheimen Memorandum des ehemaligen serbischen Innenministers Ilija Garašanin im Jahre 1844 kodifiziert. Der Inhalt dieses Memorandums, das erst 1906 veröffentlicht wurde und den Namen Načertanije trägt, wurde zur Magna Charta der serbischen Nationalbewegung. Ein Leitsatz war: „Wo ein Serbe lebt, ist Serbien“. Diese außenpolitischen Vorstellungen griffen die Geschichte eines großen serbischen Reiches im Mittelalter unter dem Zaren Dušan auf. Dieses Reich war nach der verlorenen Schlacht auf dem Amselfeld durch die Türken zerstört worden. Insofern sprach das Memorandum davon, dass es um eine Wiederherstellung eines alten Großserbiens gehe. Nachdem Serbien sich von den Türken befreit hatte und 1878 selbstständiger Staat geworden war, richtete sich dieses Bestreben, alle Serben in dem nunmehr Königreich Serbien zu vereinen, vor allem gegen das Habsburger Reich und die anderen Nachbarländer Serbiens. Diese großserbischen Vorstellungen blieben für die serbischen Herrscher bis zum Jahre 1918 die „maßgeblich politische Blaupause“. Zugleich wurden die Leitlinien dieser Politik der Bevölkerung über eine nationalistische Propaganda eingetrichtert, die teils aus „Belgrad koordiniert“ wurde, teils aus „patriotischen Netzwerken in der Presse“ stammte. Die Ideen von einem Großserbien waren aber nicht nur Regierungspolitik, sondern in der Kultur der Serben tief verankert. Die für Großserbien insgeheim beanspruchten Gebiete umfassten Bosnien-Herzegowina, Teile Kroatiens, Albaniens, Montenegros, Makedoniens und Gebiete der 1878 neu entstandenen, vom Osmanischen Reich abgetrennten Staaten Bulgarien und Rumänien. Dabei spielte es für die Serben keine Rolle, ob sich die dort lebenden Menschen in ein Großreich der Serben integrieren lassen wollten. Die Serben waren der Ansicht, dass die Menschen mit der Zeit den Vorrang der großserbischen Ziele einsehen würden. Beispielsweise räumte der serbische Dichter und Linguist Vuk Karadžić in seiner Abhandlung mit dem Titel Serbien alle und überall auf die Kroaten bezogen ein, es gebe auch „Menschen römisch-katholischen Glaubens, [...] denen es noch schwerfällt, sich Serben zu nennen, aber sie werden sich daran gewöhnen“. Durch diese geheimen, außenpolitischen Vorstellungen bedingt, ging seit dem Bestehen des Königreiches Serbien eine beständige, aggressive Unruhe von dem neuen Staat auf die Region aus. Der Historiker John Keegan spricht von einem „aggressiven und rückständigen christlichen Königreich“, in dem Nationalisten das Habsburger Reich insgeheim ebenso bekämpften wie vorher das Osmanische Reich.